Ich bleibe nicht verschohnt.

Text zum Thema Erkenntnis

von  franky

*

Leihe mir das Kreuz von der Kirchturmspitze,
damit ich heilig werden kann.
Die Kreuzspinne webt ein Netz,
um meine Heiligkeit zu versilbern.
Ich bin heilig wie Antonius.

Sumpf gedeiht in meinen Schuhen.
Schlingpflanzen sprießen an meinen Beinen hoch.
Deckt zierlich grünlich, die Versäubernis der Vergangenheit.
Ein bischen Unkraut zwischen den Zehen;
Was macht das schon?
Mir selber am wenigsten. 

Mein schlechtes Gewissen ist geschrumpft.
Es zeigt sich nur spärlich.
Dann wenn ein Gedankenschritt
ausfällig geworden ist.
Ich darf mich nicht in falscher Sicherheit wiegen. 

Ich bleibe nicht
mein Leben lang
von Schuld und Sühne verschont.

*
© by F. J. Puschnik

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Kommentare zu diesem Text


 monalisa (24.11.13)
Hi, lieber Franky,
endlich komme ich zu einem Gegenbesuch einem deiner Werke. Ich hab mir ein noch unkommentiertes ausgesucht, das ich in Aufbau und Aussage sehr interessant finde. Ja, leben, ohne sich in irgendeiner Weise schuldig zu machen, ist wohl nicht vorstellbar, selbst bei Heiligen nicht.
Sehr gut gefällt mir das Bild des Sumpes, der in den Schuhen gedeiht, der Schlingpflanzen, die an den Beinen hoch sprießen. Wie leicht können sie zu Fall bringen, auch wenn zwischen den Zehen, also relativ unbedeutend und weit weg von der 'Schaltzentrale', beginnt.
Toll finde ich auch den 'Gedanken schritt, der ausfällig wird'.
Es hängt vielleicht mit deiner Sehbehinderung (du brauchst wahrscheinlich eigene Hilfen, um den Computer zu bedienen?) zusammen: es haben sich noch ein paar Fehlerchen verborgen, deshalb könnte nicht schaden die Rechtschreibung (groß - klein, 'ß' ...) noch einnmal zu überprüfen.

Gern gelesen, Franky,
liebe Grüße,
mona
(Kommentar korrigiert am 24.11.2013)

 franky meinte dazu am 24.11.13:
Hi liebe Mona,

Danke für den Besuch und das aufmerksame Lesen. Da hat sich mein RS Programm tatsächlich verabschiedet. Jetzt müsste es ziemlich stimmen.
Ja ich verwende zum Schreiben und Lesen eine Sprachausgabe. Dann zusätzlich zum Lesen auch noch eine Braillezeile. Was mir jedoch fehlt, ist ein Gesamtüberblick.
Mit diesem Handicap muss ich leben.

Herzliche Grüße aus dem westlichsten Zipfel von Austria

Von Franky

Ps: An mir ist ein guter Sehender verloren gegangen;-)

 monalisa antwortete darauf am 24.11.13:
Ps: An mir ist ein guter Sehender verloren gegangen;-)
Der ist doch nicht verloren gegangen, nur mehr ins Innere gerückt. Ums mit St. Exupéry zu sagen: 'Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.'
Liebe Grüße,
mona

 Caracaira (25.11.13)
"Dann wenn ein Gedankenschritt ausfällig geworden ist."
ist ja ein großartiges Bild.

Mir fällt ein, das Gedicht ohne Negationen ausgedrückt lesen zu wollen.

Die Symbolwirkung von der Kirchturmspitze bis zum Grab, der Gesamtübersicht, zeigt mehr den Resümeecharakter des Gedichtes.

Galgenhumor und Realismus abwechselnd.

Interessant ist das gewählte Zerlegung und Zerstörung ausdrückende Präfix im Neologismus "Versäubernis".
(Kommentar korrigiert am 25.11.2013)
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