Auslassungspunkte und Menstruationslyrik

Essay zum Thema Literatur

von  toltec-head

Meere...
Die Liebe...
Blumen...
Salz auf unserer Haut...

Wie lässt sich die Beliebtheit der Verwendung von Auslassungspunkten bei den Hervorbringungen von Menstruationslyrikern/innen erklären? Nun, die Auslassungspunkte machen ja geradezu das Wesen der sogenannten Menstruationslyrik aus. Durch sie wird nämlich zum Ausdruck gebracht, dass dieses Gedicht mit einer Bedeutung schwanger ist, die wie jede Schwangerschaft nicht extra in Worte gefasst werden muss. Schwangerschaften ergeben sich immer wie von selbst. Bei Gedichten findet die Schwangerschaft dabei im Kopfe des Lesers statt, der "Meere..." liest und aufgrund der Auslassungspunkte nicht nicht zustimmen kann. Die Auslassungspunkte bringen den gleichen Effekt wie ein Baby hervor. Und wer wird denn wohl ein Baby verneinen wollen? Und genau wie die unverneinbaren Babys letztlich nur das reproduzieren, was eh schon ist, das nicht nicht Zustimmbare eben, wird durch die Auslassungspunkte genau der Sinn reproduziert, der im Kopf des Lesers eh schon vorhanden ist, auf das dieser mit demselben zumindest innerlich andächtig nickt, wenn er liest:

- Meere...

Und denkt:

- Ja, das Meer! Wie schön!

Dichtung funktioniert ganz anders. Dichtung kommt von dem Wort Dichten, Verdichten und meint eine Ballungskraft, ähnlich wie bei einer Erektion, bei der am Ende kein zustimmbarer Sinn steht, sondern wie beim Orgasmus, ein befreiender Unsinn, bei dem man an alles mögliche denkt, nur nicht an eine Schwangerschaft.

Bei einem unserer männlichsten Dichter lesen wir:

Löscht ich so der Seele Brand,
Lied, es wird erschallen;
Schöpft des Dichters reine Hand,
Wasser wird sich ballen.


Wasser zerfließt hier nicht wie in "Meere..." in die Auslassungspunkte des Allerweltsinns. Nimmt sich ein echter Dichter des Wassers an, darf dieses auf eine Erektion hoffen: Es balllt sich.

Da kann man nicht sagen:

- Wie schön!

Oder

- Gern gelesen!

Da kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Denn es ist Unsinn. Ja, das ist es. Und daran eben erkennt man Dichtung.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(26.01.14)
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 Matthias_B meinte dazu am 26.01.14:
Das funktioniert übrigens nicht nur in Bezug auf den Titel, wie dieses in fast eineinhalb Minuten entstandene Poem voller Tiefsinnigkeit, wie sie nur aufgeblasener Assoziationsschaum, der ins Forum herniederrieselt, in sich tragen kann, beweist (wobei jenes mit intuitiv-metaphysischen Weltzärtlichkeitssternchen angereichert wurde):

* * * ...
Eine
Skizze............


Dies Herz...quillt auf... ...,
die Seele... lebt...,
im Welten...lauf...
...

frei... eingewebt...
...
***
*

(Zwecks Steigerung der Intensität Kommata weglassen, freie Rhythmen verwenden und alles kleinschreiben.)
Durch sie wird nämlich zum Ausdruck gebracht, dass dieses Gedicht mit einer Bedeutung schwanger ist, die wie jede Schwangerschaft nicht extra in Worte gefasst werden muss.
Mittels dieser Wendung konnte der schöne Schein der kritisierten Werke entlarvend klar in Worte gefasst werden.

 toltec-head antwortete darauf am 27.01.14:
Ich hab den Kontext mal erweitert, danke für die Hinweise.
Metulskie (32)
(26.01.14)
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 toltec-head schrieb daraufhin am 27.01.14:
Danke.

Ich fand darüber zu lesen interessant. Weiß nicht, ob ich wirklich das ganze Buch lesen will. Ich bin (leider) ein langsamer Leser und ein schlechter Rätselrater, so dass ich schon durch die einfachsten Plots oft nicht durchsteige.
Metulskie (32) äußerte darauf am 28.01.14:
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LottaManguetti (59)
(26.01.14)
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LottaManguetti (59) ergänzte dazu am 26.01.14:
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 toltec-head meinte dazu am 30.01.14:
Ob jetzt das Wort oder der Satz schwanger ist, ich sehe da nicht so den Unterschied.
Koka† (46)
(26.01.14)
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michaelkoehn (76)
(27.01.14)
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Mirror (41)
(27.01.14)
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 toltec-head meinte dazu am 27.01.14:
Oder einfach nackt in Bäumen hocken, reicht auch und ist ebenfalls sehr poetisch.
lucien (26) meinte dazu am 28.01.14:
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Mirror (41) meinte dazu am 28.01.14:
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parkfüralteprofs (57)
(28.01.14)
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parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 28.01.14:
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 Dieter Wal (12.09.16)
Dass Leute, deren Marotte darin liegt, Auslassungspunkte ans Ende ihrer Texte zu setzen, sich als Deppen outen, ist keine Frage. Sie müssen nicht geoutet werden, da sie mit Vorliebe ähnliche Deppen empfehlen.

Schade, dass der Autor sich ins Abstruse versteigt, statt eine Satire zu schreiben.
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