Gebügelt

Alltagsgedicht

von  monalisa

.


Zwischen Fragezeichen und Gedankenstrichen
irgendwo am Rand des Bügelwäschebergs
hat sich etwas fort- und andres eingeschlichen.
Ausgeblichen wie das Leinen scheint mein Tag
und gleich Zellenwänden gräulich überstrichen.
Mein Zuhause, das mich neuerdings nicht mag,
spöttelt aus der Fratze eines bösen Zwergs:

Sieh dich an! Was blieb von deinen rosa Träumen?
Deine Ziele scheinen heute weiter weggerückt
als vor Jahren. Willst du ewig das versäumen,
was dich ausfüllt und dir Lebensfreude gibt?
Könntest du nicht einfach deine Schränke räumen,
opfern, was dich hält, bevor dein Ich zerstiebt?
Tu etwas, damit dein Leben doch noch glückt!


Zwischen Fragezeichen und Gedankenstrichen
- irgendwo am Rand ein Bügelwäscheberg -
hat sich etwas ein- und andres fortgeschlichen,
wurde ich mir fremd, Schonbezug nur, innen leer.
Ja, ich bin mir selbst beharrlich ausgewichen,
überdreht im Schleudergang ging mehr und mehr
mein Bewusstsein ein, glich nur noch einem Zwerg.


.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(03.02.14)
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 monalisa meinte dazu am 03.02.14:
Danke, Chichi, auch fürs * , freut mich!
Liebe Grüße,
mona

 EkkehartMittelberg (03.02.14)
Mona, es ist dir geglückt, banalen Dingen eine treffende symbolische Bedeutung zu geben. Das ist nicht leicht.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa antwortete darauf am 04.02.14:
Es freut mich sehr, wenn es gelungen scheint, banalen Tätigekeiten des Alltags symbolischen Hintergrund zu geben. Und noch mehr freut mich, dass diese Rückmeldung von dir kommt. Dankeschön!

Liebe Grüße,
mona

 unangepasste (03.02.14)
Die letzte Strophe finde ich sehr gelungen (und ist mir - leider - bestens bekannt).

 monalisa schrieb daraufhin am 04.02.14:
Naja, ich glaube, gelegentlich muss sich jede/r mit ähnlichen Gedanken herumschlagen, die/der noch nicht ganz 'zerschleudert' ist. Das zu erkennen, ist ja schon ein erster Schritt aufzubrechen, nicht? Vielen Dank für Kommi und *

Liebe Grüße,
mona

 susidie (03.02.14)
Gut beschrieben. Ja, gerne nen * dafür. Für das Beschreiben nicht für die Situation. Es beschreibt meinen Albtraum. Nein, nein und nochmals nein. Gruß von Su :)

 monalisa äußerte darauf am 04.02.14:
Liebe Su, sich dieses Albtraums bewusst zu sein und auf erste Anzeichen zu achten ist der beste Weg zu Prävention, denke ich. Also, bleib auf der Hut! Danke dir !

Liebe Grüße,
mona

 Emotionsbündel (03.02.14)
Dieses Fort- und Einschleichen ... und man fragt sich 'wann' und 'warum überhaupt' ...
und die Leere die bleibt und uns innerlich absterben lässt ...

Du hast es erschreckend gut dargestellt, mona.

Lieben Gruß
Judith

 monalisa ergänzte dazu am 04.02.14:
Genauso ist es, liebe Judith!
Ich danke dir herzlich für deine einfühlsamen Worte

Liebe Grüße,
mona

 Isaban (05.02.14)
Sehr gelungene Bilder!
Wirklich hübsch auch in S1 die eingeschlichen/ausgeblichen-Stelle und das Spiel mit dem Unter- und Überstreichen, das ohne genauere Überlegung reimtechnisch als schlichter Sorgsamkeits- oder Handwerksfehler erscheint und das bildliche Wegrücken des "als vor Jahren" in S2, sehr hübsch auch die Verschiebung der Wahrnehmung in S3, wo der Wäscheberg zwischen Fragezeivhen und Gedankenstrich die ihm in S1 zugemessene Bedeutung verloren hat.

Ein trauriger, in seiner bildlichen (im besten Sinne!) Schlichtheit und Selbstverständlichkeit sehr berührender Text - ein Text, mit dem ich mich sehr gern beschäftigt habe!

Liebe Grüße

Sabine

 monalisa meinte dazu am 05.02.14:
Vielen Dank, Sabine, für deinen lieben Besuch in meinem 'Waschsalon' ! Ganz besonders freue ich mich über die erwähnten Details und dass du sie gutheißt!

Liebe Grüße,
mona
feirefiz (38)
(05.02.14)
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 monalisa meinte dazu am 05.02.14:
So traurig find ichs jetzt gar nicht mal, feirefiz!
Natürlich ist LI nicht gerade glücklich am Rand des Bügelwäschebergs. Aber es ist ja schon ein erster Schritt, sich das einzugestehen, das allein dürfte aber nicht ausreichen, ist also schon auch etwas zu tun. Ich gebe dir Recht, dass die Lösung nicht darin bestehen muss, sein Heim aufzugeben, um in eine rosa Zukunft zu schweben (das wäre Illusion!), aber man könnt ja mal die grauen Wände überstreichen, die Schränke räumen, von all dem befreien, was unnötiger Ballast ist und nur beschwert.
Ein bisschen wurde ja auch schon 'getan', wenn LI in S3 nicht mehr am Rand des Bügelwäschbergs steht, sondern sich der Bügelwäschberg nur noch irgendwo am Rand befindet, sich etwas ein- und andres ausgeschlichen hat --> eine winzige Verschiebung im Bewusstsein, eine Änderung der Einstellung, das macht doch Hoffnung, dass der Zwerg wieder zu Kräften kommt und wachsen kann!

Ich freu mich, dass du dir so viele Gedanken dazu gemacht hast, und mich daran teilhaben lässt.

Vielen Dank und liebe Grüße,
mona

 princess (05.02.14)
Hallo monalisa,

wer in einer solchen Bügelstube durch die Mangel gedreht wird, kann schon mal recht nachdenklich aus der Wäsche gucken. Um einigermaßen im gelungenen Bild zu bleiben.

Liebe Grüße
princess

 monalisa meinte dazu am 06.02.14:
Das hast du aber schön gesagt, liebe princess!
Ich bin geplättet , um im Bild zu bleiben.

Vielen Dank und liebe Grüße,
mona
Festil (59)
(09.10.16)
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 monalisa meinte dazu am 09.10.16:
Na sowas, hast du im Wäscheberg gegraben?
Vielen Dank fürs Entdecken, Kommentieren und Empfehlen ...

Liebe Grüße
mona

 Cathleen (13.03.19)
Daraus könnte man direkt ein Couplet machen, den Vortrag einer frustrierten Hausfrau. Ich mag den Text. :)
LG Cathleen

 monalisa meinte dazu am 14.03.19:
Das könnt ich mir auch gut vorstellen, liebe Cathleen!
Vielen Dank für deinen Beitrag.
Liebe Grüße
mona

 Cathleen meinte dazu am 22.01.22 um 18:39:
Komm mit deinen Texten doch zu www.recording.de
Hier lernst du bestimmt einen Musiker kennen, der sich deiner Texte annimmt und sie in Noten setzt. :)
Liebe Grüße von Cathleen

 monalisa meinte dazu am 24.01.22 um 08:17:
Danke für den Tipp, das werd ich mir überlegen :) !

Liebe Grüße
mona
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