Eine kleine Karawane aus Ur/Chaldäa

Anekdote zum Thema Zeitreise

von  Bluebird


Und Terach nahm seinen Sohn Abram und Lot, den Sohn Harans, seines Sohnes Sohn, und Sarai, seine Schwiegertochter, die Frau seines Sohnes Abram; und sie zogen miteinander aus Ur (1.Mose 12)
„Haaalt!“ Terach hatte sich halb auf seinem Kamel umgedreht und die rechte Hand gebieterisch erhoben. Er wies auf die freie ausgedehnte Grasfläche links des Weges. „Wir lagern hier!“  Sofort brach in der bislang fast schläfrig wirkenden Karawane eine hektische Betriebsamkeit aus. Einige Knechte  sprangen von ihren Eseln und trieben die Schafe und das Vieh auf den Lagerplatz. Andere nahmen das Gepäck von den Rücken der Kamele und begannen mit dem Aufbau der Zelte.
  Einige Stunden später hatten sich die meisten in den Zelten zur Ruhe begeben. Nur einige Knechte hielten an den Rändern des Lagerplatzes Wache.  Der Halbmond und Sterne des sumerischen Frühlinghimmels tauchten die ganze Szenerie in ein matt schimmerndes  Licht.

Am Lagerfeuer in der Mitte des Platzes saßen zwei Männer schon eine ganze Weile schweigsam beieinander, tranken von Zeit zu Zeit einen Schluck Tee und hingen dann wieder ihren Gedanken nach. Plötzlich sagte der Ältere von Beiden: „Abram, denkst du eigentlich immer noch, dass es ein Fehler war, loszuziehen?“
      Abram nahm einen Stock und begann damit im Feuer herumzustochern, so dass einige Funken empor sprangen. Dann entgegnete er: „Du weißt, Vater, dass ich deine Entscheidung mittrage. Ob ich sie für falsch halte? Ich weiß es nicht. So schlecht ist es uns  in Ur nicht ergangen. Wir haben gut gelebt. Und was uns die Zukunft bringen wird, wissen wir nicht!“
    Terach kannte die Zweifel seines Sohnes und in gewisser Weise verstand er sie auch. Aber er hatte nicht anders handeln können. Die Teilnahme an den abscheulichen „Götzenkulten“ der Chaldäer war ihm im Laufe der Jahre zu einer echten Gewissensqual geworden. Wie konnte er weiter zu Gott beten, wenn er gleichzeitg wöchentlich den Götzen opferte.

Fast flehentlich blickte er nun seinen Sohn an: „Abram, vetrau mir. Und vor allen Dingen … vertrau Gott! ER wird uns den Weg weisen!“  Abram starrte ins Feuer und sagte eine ganze Weile nichts. Dann stand er auf: „Du hast Recht. Wir wollen IHM vertrauen. Gute Nacht, Vater!“  Er drehte  sich um und begab sich ins Zelt zu Sarai.

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