Das Haus ohne Zuckerwatte

Bild zum Thema Abschied

von  Fuchsiberlin

Auf den Treppenstufen liegt der Schmutz, der vor den Türen lag. Am Geländer erzählen Abdrücke von schweren Gängen Einzelner. Was kostet eine zerstörte Tür? Wie viele Geister der Wortgewalt trauen nur dem Lärm? Vertrauen ergreift aus manch einem Raum panisch die Flucht.

Im Keller türmen sich die Scherben neben den toten Ratten. Glücksbringer als Nachbar vom Tod. Glühbirnen, die im Weg waren. Zerstörter Lichtschein. Und verendete Ratten, die Scherben fraßen. Der Wahnsinn zwischen Denken und Empfinden zwingt Knielose zu Boden. Auf dem Dachboden hält eine Schaufensterpuppe Fetzen von vergilbten Bildern in der Hand. Der Teddy fand sein Grab in der Truhe.

Im Fahrstuhl stinkt es nach einem letzten verloren gegangenen Leben. Der Tod riecht nicht wie ein Bananenkuchen. „Schöner sterben“, wer ruft als erster diesen Wettbewerb aus?

An der Hauswand leben Sprüche einer toten Zeit. Wer hebt den letzten Stein auf? Im Haus der vielen Fenster bringen Scherben nur der Glaserei Glück. Irgendwo tanzt ein Glasbruchhäuserling. Ein Wesen fern des Alltags. Er sammelt Scherben. Und wird eines Tages von einem Stein getroffen. Das tote Glück.

Abrisstag, und ein neues Haus begräbt irgendwann Erinnerungen des Zerstörten. Zwischen den Trümmern liegt ein Namensschild. Es stammt von der Klingelanlage. Keine Klingel ertönt mehr beim „Abschied“. Das Neue lebt eines Tages, und stirbt in ferner Zukunft. Erkläre mir das Leben, und ich erzähle dir etwas vom Friedhof unter dem Haus.

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Kommentare zu diesem Text

lucien (26)
(25.03.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 25.03.14:
Stimmt. Ich streiche das Wort "unsichtbare". Nun gut, an dicke Menschen dachte ich in erster Linie nicht. Sondern an Menschen, die einen verdammt schweren Rucksack des Lebens tragen. Was ich mit diesem Text ausdrücken will? Der Abschied von einem Haus, in dem ein anderes Leben herrschte, als man es von vielen anderen Wohnbauten kennt. Tot ist mehr als Du glaubst, oder der Geist erfassen kann. Schaue genau hin, im Leben siehst Du viel Sterbendes und Totes. Dies bezieht sich nicht nur auf das Physische von Lebewesen.

LG
Jörg
Pocahontas (54) antwortete darauf am 25.03.14:
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lucien (26) schrieb daraufhin am 25.03.14:
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Pocahontas (54) äußerte darauf am 25.03.14:
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 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 25.03.14:
"Unsichtbare Abrücke sind nicht logisch, weil sie nicht existent sind."
Das ist so nicht richtig. Natürlich gibt es unterschiedliche Wahrnehmungsebenen - immerhin berufst du dich ja auf die Logik - und ein gute Beispiele finden sich in der Akustik. Es gibt unhörbare Töne, die wir trotzdem wahrnehmen können. Und es gibt solche, die für uns jenseits alles Wahrnehmung liegen, in solchen Bereichen verständigen sich z.B. Elefanten.

Bei Abdrücken - also etwas, das wir sehen - kommt noch hinzu, dass wir ja nicht mit den Augen, sondern mit dem Gehirn sehen. Nicht umsonst benötigt das Sehen gut 70% unserer Gehirnaktivität.

Darum finde ich deine Argumentation mit der Logik unangebracht, einfach weil die Sache, wenn man sie aus diesem Blickwinkel betrachten will, sehr viel komplizierter ist.

Die Frage ist, ob ein Bild 'in universe' also textbezogen (inhaltlich) funktioniert. Ich finde, dass 'unsichtbar' hat da funktioniert, aber das ist nur meine Meinung.
lucien (26) meinte dazu am 25.03.14:
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 26.03.14:
Ich klinke mich mal ein in die Diskussion.

@ Poca: Eigentlich wollte ich genau dies mit dem Wort "unsichtbare" ausdrücken, so wie Du es beschreibst. Nach Luciens Einwand bekam ich Zweifel, inwieweit Leser es verstehen könnten. Ich verdeutlichte dann diese Abdrücke und deren Symbolik, in dem ich dieses Wort dann strich. Warum lucien bei der einen Passage dicke Menschen vor Augen hatte, bleibt mir ehrlich gesagt ein großes Rätsel. Wenn Texte mit reiner Logik funktionieren würden, dann gäbe es keine Poesie, keine Gedichte und ein großes Stück der Literatur würde fehlen.

@lucien: Dein Einwand bez. der "Theorie der Ratteninsel" ist unpassend und quatsch. Benötigst Du dieses Weithergeholte, damit Du etwas rechtfertigen kannst, was nicht rechtfertigbar ist? Diese Theorie stellte weder ein großer Schrifsteller noch ein großer Literaturexperte auf. Selbst wenn, so wäre es nicht die Krone der Literatur. Desweiteren wurde diese für Journalisten erstellt, nicht für Autoren von Literaturtexten. Verfügst Du auch über eine eigene Meinung, eigene Sichtweise, ohne irgendwelchen Theorien oder Hinweise auf bekannte Dichter oder Schrifsteller hier in den Topf Deiner Argumentation zu werfen? Nee Lucien, dann untermauere ich demnächst meine Argumentation mit irgendeinem Zitat von Einstein, und verstecke mich dahinter. Hier verteidgt keiner künstlich den Autoren, also mich. Denn es dreht sich hier alles um Symbolik, einen Text, und nicht um einen Autor. Es ist eher ein Mißempfinden Deinerseits, dass irgendjemand mich hier verteidigen würde.

@Trekan: Ich veränderte das Bild sinnbildlich vielleicht etwas, in dem ich "unsichtbare" herausnahm. Vielleicht kann manch ein Leser aber dann doch einiges besser verstehen.
lucien (26) meinte dazu am 26.03.14:
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Pocahontas (54) meinte dazu am 26.03.14:
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lucien (26) meinte dazu am 26.03.14:
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Pocahontas (54) meinte dazu am 26.03.14:
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lucien (26) meinte dazu am 26.03.14:
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chichi† (80)
(25.03.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 26.03.14:
Ich danke Dir, Gerda. Vielleicht ein klein bisschen Wiedererkennungswert.

LG
Jörg
Pocahontas (54)
(25.03.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 26.03.14:
Ja, Altest stirbt, Neues entsteht. Und manchmal befindet sich unter dem Neuen ein Friedhof.

Sozial-schwache Menschen trifft es ganz gut. Aber nicht nur, auch in anderen Bereichen des Lebens Ausgegrenzte, und dem Leben "Verlorengegangene".

Du weißt ja, ich strich dieses eine Wort. Aber Du hast verstanden, was ich damit eigentlich ausdrücken wollte, mit diesem einen Wort.

Ich danke Dir.

LG
Jörg

 TrekanBelluvitsh (25.03.14)
Ein Trümmerhaufen - nur haben es die meisten noch nicht gemerkt...

 Fuchsiberlin meinte dazu am 26.03.14:
Ich glaube auch... Wenn sie es merken, dann ist es meistens zu spät.

Ich danke Dir.

LG
Jörg
Steyk (61)
(26.03.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 28.03.14:
Dein Beispiel zeigt wie traurig und unmenschlich es zugehen kann. Wie Menschen in Negativ-Kategorien eingeteilt werden, und dann leider zu oft auch dementsprechend so behandelt werden.

Ich danke Dir, Stefan.

Liebe Grüße
Jörg
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