Keine angestellte Nachrichtenansagesprecherinnenexistenz: Lou Andreas-Salomé (1861-1937)

Essay zum Thema Freiheit/ Unfreiheit

von  toltec-head

Dem frühen Rilke schickte sie seine Gedichte als zu menstruationslyrisch ("zu pathetisch" nannte sie das) zurück. Auch haben wir es ihr zu verdanken, dass Rilke seinen eigentlichen Vornamen René in Rainer umwandelte. Kuhfladenartige Nachrichtenansagesprecherinnenexistenzen fänden natürlich René statt Rainer fesch. Hat Marietta Slomka nicht einen Sohn namens Tizian? Rilke, dessen Verse auch fortan, wenn man genau hinschaut, obwohl er hart an sich arbeitete, ein wenig nach René Maria dufteten, gebrauchte übrigens nie ein Wort, das Lou in Bezug auf ihn einmal in einem Tagebucheintrag verwandte: "Mich vor R. mit Lügen verleugnet. (...) Damit R. fortginge, ganz fort, wäre ich einer BRUTALITÄT fähig (er muß fort!)"

Nachdem sie sich von ihm tatsächlich getrennt hatte, menstruationslyrisierte Rilke vollkommen harmlos munter weiter: "Warst mir die mütterlichste der Frauen,/ein Freund warst Du, wie Männer sind,/ ein Weib, so warst Du anzuschauen,/ und öfter noch warst Du ein Kind./Du warst das Zarteste, das mir begegnet,/das Härteste warst Du, damit ich rang./ Du warst das Hohe, das mich gesegnet –/und wurdest der Abgrund, der mich verschlang.“

Der zu Brutalitäten aller Art wild entschlossene Nietzsche schrieb hingegen, als sie sich von ihm trennte, über sie: "Diese dürre, schmutzige, übelriechende Äffin mit ihren falschen Brüsten – ein Verhängnis!" Was ja nett ist, aber wegen verräterisch mangelnder Lakonie an die wahre Brutalität des oben zitierten Tagebucheintrags nicht heranreicht. Dichter oder Philosoph zu sein ist eines, eine wahre Lady aber eben doch etwas ganz anderes.

Wie R. und N. erging es im Übrigen unzählig anderen Liebhabern, die alsbald "fort" mussten. Zitat: "Es ist weder Schwäche noch Minderwertigkeit des Erotischen, wenn es seiner Art nach auf gespanntem Fuß mit der Treue steht, vielmehr bedeutet es an ihm das Abzeichen seines Aufstiegs zu noch weiteren Zusammenhängen." Und: "Ich bin Erinnerungen treu für immer: Menschen werde ich es niemals sein." Andere schwärmten vom Übermenschen bloß oder zogen sich dichtend in Türme zurück.

Als sie 1887 in die Eheschließung mit einem fünfzehn Jahre älteren Mann einwilligte, nachdem dieser unter anderem einen Selbstmordversuch unter ihren Augen unternommen hatte, tat sie das nur unter der Bedingung, dass die Ehe sexuell nie vollzogen werden würde. Womit sie es sehr zum Leidwesen von Herrn Andreas, der sich allerdings trotz ihrer ständig wechselnden Liebhaber nicht von ihr scheiden ließ, ernst meinte. Sie akzeptierte aber das von ihrem Mann mit der Haushälterin gezeugte Kind wie ein eigenes und setzte es später zum Alleinerben ein. Man sieht: Dies alles führt uns sehr weit aus den geistig-klimatischen Verhältnissen von Marietta Slomka und Angela Merkel Deutschland weg, um nicht zu sagen hinaus. Auch unsere in´s Fernsehformat passenden lebensverpartnerten Schwulen mit ihren adoptierten kleinen Vietnamesinnen-Töchtern sehen auf einmal recht alt aus.

- Tizian, komm her!

So tatsächlich kürzlich hier im Erlebnis-Zoo Hannover gehört. Und selbst die Löwen guckten traurig.

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Kommentare zu diesem Text

Mephobia (31)
(07.05.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.05.14:
nein. gefaellt nicht.

 toltec-head antwortete darauf am 10.05.14:
Was soll man dazu sagen?

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 10.05.14:
Vielleicht, dass hinter "gefällt" ein "mir" gehört?
Denn was dem einen gefällt, gefällt einem anderen nicht!
Sonst klingt es, als spräche einer für alle - was nicht der Fall ist.
Außerdem ist ein "gefällt" a bisserl arg dürftig. Auch ein Baum wird je und je gefällt ...
Mephobia (31) äußerte darauf am 08.06.14:
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