Ein Ort im Anderswo

Bild zum Thema Andere Welten

von  Fuchsiberlin

Schatten aus Jugendtagen am Bahnhof verfolgen dich. Du kotzt Bilder aus, ohne es zu wollen.
Dämonen in Männergestalt, Familenväter, Akademiker, Geschäftsleute, Arbeitslose etc.,  raubten dir an diesem Ort viel mehr, als du es damals in deiner kindlichen Naivität hättest erahnen können.
Sie missbrauchten deine Sehnsucht, sie missbrauchten dich.

Einem Ort ohne Sterne fehlt der Wegweiser.
In der Dunkelheit siehst du kein Schild mit der Aufschrift „Ziel“.

Nach einem Handstand bluten die Hände. Auf einem Boden voller Scherben sollte man nicht übermütig werden. Ängste torkeln im Ich herum. Dazwischen bewegt sich die Wut. Mit gebrochenen Flügeln kann man noch nicht einmal zum Himmel hinauf fliegen.

Auf der Ersten Hilfe in deiner Innenstadt legen sie promillehaltige Infusionen. Gegen Schmerzen abseits des Sichtbaren. Der Alkohol zischt durch die Adern. Auf einem grünem Blatt schreibt irgendwer eine Diagnose: "Minenexplosion im Seelenzentrum."  Du magst die Farbe „grün“ nicht. Diese wirkt auf dich Brechreiz fördernd.

Im Spiegel verlierst du dich. Das Gesicht erscheint dir bekannt und dennoch fremd.
In diesem einen Moment. Innenweltlich und außerirdisch. Hinter dem Spiegel wartet das Labyrinth auf dich. Eines, dass dich im Chaos der Emotionen gefangen nehmen will. Du schwankst zwischen innerer Revolution und Untergang.

Worte können schnell ausgesprochen werden. Doch wie verhält es sich mit den dazu gehörigen Taten? Du konntest einige Male im Leben deine Worte nicht in ein Handeln umsetzen. Damit hast du dann dich betrogen und andere verletzt. Die innere Wahrheit kann verdammt hässlich ausschauen.

Du fühlst, dass du dich gerade auf der Brücke der Entscheidung befindest.
Zwischen Hölle und irgendetwas, was irgendwer als "Himmel auf Erden" bezeichnet. Extreme.
Doch in Extremen kannst du nicht dauerhaft leben. Leben funktioniert anders.
Weder nur so, noch anders.

Auf dem Gehweg malst du spontan einen Stern. Ein kleines Licht.
Du schenkst dir Hoffnung.

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (38)
(21.07.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 21.07.14:
Hallio Heike,

Du hast den Inhalt mit Deinem Kommentar so verdammt nahe getroffen. Mehr kann ich so spontan darauf nicht antworten.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
chichi† (80)
(21.07.14)
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 Fuchsiberlin antwortete darauf am 21.07.14:
Was den versöhnlichen Abschluß anbelangt:
Die Hoffnung ist so verdammt wichtig, Gerda.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg

 EkkehartMittelberg (21.07.14)
Jörg, diese schrecklichen Orte im Anderswo zu beschreiben, ist eine hohe sprachliche Herausforderung, weil die Schmerzen letztlich nur der nachvollziehen kann, der Ähnliches erlebt hat.
Die Authentizität deiner Bilder überzeugt mich.

Beste Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 22.07.14:
Die Schmerzen kann wahrlich nur der Mensch nachvollziehen, der Ähnliches erlebte, das stimmt.

Ich danke Dir.

Ganz liebe Grüße
Jörg
Pocahontas (54)
(22.07.14)
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 Fuchsiberlin äußerte darauf am 22.07.14:
Liebe Sigrun,

Deinem Kommentar kann ich nicht viel hinzufügen. Denn Du beschreibst es treffend, was dies für sehr viele Betroffene bedeutet.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg

 Ganna (24.07.14)
...es ist so intensiv...für mich völlig stimmig...traurig, verloren, hoffnungslos und dann plötzlich doch der selbstgezeichnete Stern...es ist, als gäbest Du Dir und damit dem Leser die Hoffnung zurück, es gibt einen Glauben an sich selbst und an die Menschheit...so viel Optimismus bei allem was vorher war, dann kann die Welt noch nicht verloren sein, wenn es solch Empfinden geben kann...das bekommt für mich etwas heldenhaftes, obwohl ich Helden im üblichen Sinne nicht sonderlich mag, also heldenhaft in einem guten Sinne...

...ganz großartig!

 Fuchsiberlin ergänzte dazu am 25.07.14:
Hallio Ganna,

ich bin mir sicher, ohne Hoffnung wäre vieles im Leben nicht durchzustehen. Und ohne den Glauben an das Morgen auch nicht. Denn dann wäre, glaube ich, alles eher verloren und ohne Chance.
Und ganz wichtig: Zu kämpfen.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
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