Chaos auf der Treppe

Bild zum Thema Schreiben

von  Fuchsiberlin

Mit jedem Schritt, Stufe für Stufe, droht die Kraft für Worte verloren zu gehen.
Treppensturz oder das Erreichen der letzten Stufe?
Wer weiß schon immer genau, wohin eine wortreiche Wegstrecke hinführt.

Gedanken teilen sich mitunter in kleine Raten auf.
In der Dunkelheit ein Fenster zu öffnen, ist schwer, aber nicht unmöglich. Um durchatmen zu können.
Das innere Chaos eliminiert das Denken an die Zukunft.

Über ein Gewitter mit Regenblut freut sich nicht einmal der Oasensuchende in der Wüste.
Und der Treppenläufer? Auch nicht, denn das Dach des Hauses ist undicht.
Es besteht eine Brandgefahr am hölzernen, mit stillen Blutstropfen markierten Treppengeländer.

Sätze landen im Keller. Einige Anders-Worte irren ziellos umher.
Der vermeintliche Sinn des Schreibens droht in einer Chaoswelle unterzugehen.
Buchstaben demonstrieren vor einer Mülltonne gegen weitere Worte.
Das „Gefühl der Gefühllosigkeit“, die innere Leere, wartet auf die Müllabfuhr.
Im Tagebuch stehen zu viele Fragezeichen.

Müde Füße suchen das Ende vom Treppenlauf der vielen Worte.
An einer Kette am Treppengeländer hängt ein Schild. Auf diesem steht nur ein Wort: Leben.

Die letzte Stufe kann manchmal die schwerste sein.
Denn diese kann einen Abschied bedeuten. Von Worten.

Sie/er schrieb irgendwann nicht mehr.
Doch das Internet vergaß sie/ihn auch nach Jahren ihres/seines Abschieds nicht.
Im Gegensatz zu manch einem Menschen.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (05.08.14)
Es ist auch beides möglich: schreiben und leben.
Lebe und schreibe weiter, Fuchsi, du wirst nicht vergessen.

Beste Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin meinte dazu am 05.08.14:
Beides ist durchaus möglich.
Vielleicht sind es manchmal auch nur Phasen der Zeit, die dem Leben und Schreiben kaum eine oder gar keine Kombination (mehr) erlauben ...

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
B-Site (30)
(05.08.14)
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 Regina (05.08.14)
Diese Bilder von Treppe und Keller sprechen mich an, ohne dass ich mich damit identifizieren könnte. Der Text wirkt wie eine Selbstoffenbarung. Ja, am Ende bleibt immer was übrig, das die Sprache nicht mitspielt. Der Schluss: Das Internet als des Menschen artifizielles Gedächtnis, das natürliche ersetzend, gibt zu denken.

 Fuchsiberlin antwortete darauf am 11.08.14:
Es stellt eine Selbstoffenbarung dar, Regina. Das hast Du gut erkannt.

Ja, der Schluss soll bewußt zu denken geben.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
chichi† (80)
(05.08.14)
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 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 11.08.14:
Ich danke Dir, liebe Gerda. Ich bin der Meinung, dass jeder Autor einen Wiedererkennungswert besitzt.

Liebe Grüße
Jörg

 LotharAtzert (05.08.14)
"Sei ein Mann, Suleika." Friedrich Nietzsche

 Fuchsiberlin äußerte darauf am 11.08.14:
Den Spruch von Nietzsche finde ich schei ...

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg

 LotharAtzert ergänzte dazu am 11.08.14:
Lieber Jörg,
ich will Dich doch nicht kränken. Was ich damit sagen wollte: sei nicht immer so political correct, hau lieber mal auf die Kacke ... was drinn ist, muß raus ...
Gruß
Lothar

 Kullakeks (05.08.14)
An einer Kette am Treppengeländer hängt ein Schild. Auf diesem steht nur ein Wort: Leben.


Der Satz ist sehr tiefsinnig und viel Wahrheit steckt dahinter.

Wenn die letzten Worte versiegen, der Verstand aufhört zu plappern, fängt das Leben an, kann sich ausbreiten, fließen im Hier und Jetzt. In dem Moment kann die Aufmerksamkeit in die Achtsamkeit gelenkt werden.

Beobachten, was jetzt im Moment passiert, wahrnehmen, ob Gefühle oder den Verstand beobachten, die sich ständig in der Vergangenheit oder Zukunft aufhalten wollen.

Erst wenn die Worte immer mehr nachlassen, es nichts mehr zu denken zusagen, zu schreiben gibt, kommt der Mensch in sich an. Spürt und kann den Mut aufbringen den Gefühlen zuhören, was sie zu sagen haben. Und dann kommt der Tag wo die Gefühle aufhören etwas zu sagen, in der Stille.

Ein Moment des Getragen werden, stellt sich ein. Vom Leben und die Kraft ist zu spüren das Leben leben zu wollen. Ohne Gedanken, ohne Worte, nur sein in diesem Moment, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft, einfach nur getragen im Sein.

Es ist ein Prozess den der Mensch durchläuft. Jeder durchläuft ihn, der eine bewusster der andere unbewusster.

Um so mehr Traumata der Mensch an der Backe trägt um so schwieriger, zu durchschauen, wie das Leben funktioniert, wie der der Mensch funktioniert.

Sehe diesen Satz positiv.
Auf diesem steht nur ein Wort: Leben.

Es enthält die Nachricht, die Worte sind nicht alles und geben nicht alles preis. Aber das Leben leben, ohne den Gedanken die Macht zu überlassen.
Nicht einfach umzusetzen, doch es geht.
Langsam, Schritt für Schritt. Und du weißt es und tust es auch. Manchmal muss man den Weg etwas zurück gehen, weil man etwas übersehen hat. Alles ist in Ordnung. Hauptsache man läuft und hält immer wieder inne. Und auch das tust du, Jörg.

Viele können ihren Weg nicht beschreiben und du beschreibst ihn durch dein Schreiben und das ist gut so. Nur wer seinen Weg beschreiben kann in diesem Moment, wo er am gehen ist, ist eine Bereicherung für andere.
Einer der den Weg gegangen ist und Jahre später, ihn beschreiben will, vergisst die Gefühlswelten, die er beim gehen und die Bilder gesehen und gespürt hat. Und ist ein miserabler Erzähler.
Denn unser Verstand verdrängt die negativen Gefühle und Erfahrungen die wir beim gehen hatten.

Schreibe solange bis das Leben ohne zu stottern fließt. Und wenn die Worte verstummen bist du angekommen.

LG

 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.08.14:
Wooow, selten erhalte ich einen solch langen Kommentar. Dazu noch einen, der mich sehr anspricht.

In Momenten, in denen die Aufmerksamkeit in die Achtsamkeit gelenkt wird, kann ein anderes Leben beginnen. Das Jetzt erhält dann definitiv eine Chance, das Leben in der Gegenwart wahrzunehmen und zu spüren, ohne dass Bilder der Vergangenheit zerstörerisch wirken können.

In der Stille dann den Moment emotional zu erleben, sich dessen auch so bewußt zu werden, bedeutet dann eine Chance für die Zukunft.

Viele Prozesse durchläuft der Mensch, mehr oder weniger bewußt oder unbewußt, ja da stimme ich Dir vollkommen zu.

Ein schweres Trauma kann sich als verdammt große Schwierigkeit erweisen. Als Hindernis, das Leben der Gegenwart zu erfahren, zu spüren. Doch Leben, wenn auch ein anderes als das Nicht-Betroffener, ist auch damit möglich. Vorrausgesetzt man stellt sich dem Leben, und seinem Ich.

Immer sollte man weitergehen. Und wenn man innehalten muß, egal wann, egal wie oft, sollte man es tun, und nicht verdrängen. Denn Verdrängtes würde einen wieder mächtig einholen.

Ich versuche, meinen Weg zu beschreiben. Es gelingt vielleicht nicht immer, weil ich manchmal zu viele und zu schwere Metaphern in meinen Texten verwende. Oder weil Manches nicht verstanden werden kann. Das ist in Ordnung. Wir Menschen können beim anderen nie alles verstehen. Die Gefühle und Gedanken in dem Moment zu bescheiben, in denen sie präsent sind, das ist mir sehr wichtig. Das ist Leben. In der Gegenwart.

Ich danke Dir sehr.

Liebe Grüße
Jörg
Graeculus (69)
(05.08.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.08.14:
Ja, ein Jeder trägt das Paket seiner Vergangenheit. Eines, welches die Gegenwart des Einzelnen beeinflusst, und manchmal oder oft auch die Zukunft ...

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
HermaPhrodita (49)
(05.08.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.08.14:
Frau Meyer ist allgegenwärtig. Und was sagt Herr Meyer dazu? Er schweigt, um des "lieben Friedens Willen" ...

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg

 TrekanBelluvitsh (05.08.14)
Schreiben ist Arbeit, nicht nur an/mit den Worten. Das merkt man spätestens dann, wenn man den Füller aus der Hand legt und die Gedanken dennoch nicht aufhören zu flitzen. Ob Anfang oder Ende ist da fast schon gleich.

 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.08.14:
Wahre Worte, Trekan. Schreiben bedeutet Arbeit. Manchmal auch an sich selbst.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg

 TassoTuwas (06.08.14)
Das ganze Leben in und mit einem Haus beschrieben.
Da gibt es Villen und Bruchbuden.
Große Idee.
Liebe Grüße TT

 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.08.14:
Hallio Tasso,

und dann existieren noch die "Ferienhäuser" ...

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
Pocahontas (54)
(08.08.14)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.08.14:
Ein Leben kann ein Chaos bedeuten. Dann fehlen manchmal die Worte. Worte, um etwas zu beschreiben, was sich im Dickicht des Chaos verborgen hält. Nicht greifbar ist.

Der Weg nach oben sollte immer möglich sein.

Ich danke Dir, liebe Sigrun.

Liebe Grüße
Jörg
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