Vor Gott und in der BRD herrscht das Prinzip der Gleichbehandlung

Groteske zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Regina

Dieser Text gehört zum Projekt    Parodien und Satiren.
Die Dame an der Rezeption betätigt vom Krankenbett aus den Türöffner. Ein Hartz-IV-Bezieher im Rollstuhl quetscht sich mühsam in den Aufzug, um im dritten Stock seine Papiere bei ihr abzugeben. „Geht klar“, teilt sie ihm mit, „wir hier wissen ja, wie das ist.“ Wir schreiben das Jahr 2030. Es ist alles nicht mehr so, wie es früher war. Nicht mehr so kompliziert. Seit die Sachbearbeiter des Jobcenters selber zu den Ein-Euro-Jobbern gehören, haben sie aufgehört, die Klienten zu drangsalieren. Sie arbeiten nur noch montags, dienstags und am Mittwoch bis 12 Uhr. Dann übernehmen die Klienten den Dienst und die ehemaligen Staatsbeamten können bei ihnen ihre Anträge einreichen. Der Psychoterror findet alleine schon deshalb nicht mehr statt, weil alle seit dem 1. Januar auf diese Weise die Möglichkeit hätten, Zwangsmaßnahmen mit gleicher Münze heimzuzahlen.

Im Bundestag sitzen die Abgeordneten mit grauen Trainingshosen und Kapuzenpullovern. Die Bundeskanzlerin ist nicht anwesend, weil sie im Fußballstadion Pfandflaschen sammeln muss. Da auch sie und ihre Minister zu den Hartz-IV-Beziehern gehören, beschließen sie wöchentlich Erhöhungen der Bedarfssätze. Allerdings gibt es keinerlei Steuereinnahmen mehr zur Gegenfinanzierung, da es keine Steuerzahler mehr gibt. Das ist eine echte Schwierigkeit, die seit Wochen diskutiert wird. Das Diskriminierungsproblem allerdings tritt nicht mehr auf.

Ein Parkbankpenner öffnet den Rollschrank in der Leistungsabteilung, nimmt einen Stempel heraus und genehmigt sich einen Zuschlag wegen erhöhten Promillebedarfs. Später schiebt er die Rezeptionistin nebst Pflegebett in den Aufzug und sperrt die Außentür hinter ihr ab. Es muss alles seine Ordnung haben. Ganz Deutschland bezieht Hartz IV.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(24.08.14)
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Gringo (60)
(24.08.14)
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 Teichhüpfer (28.10.20)
Ja, ich fang mal damit an, daß ein Mann nix geschenkt bekommt, aber eine Frau vom Staat nur Hallo sagen muss.
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