Schöpfungsepos, diesmal anders.

Erzählung zum Thema Schöpfung

von  Orion

Ein geschäftiger Arbeitstag im Himmelreich neigt sich seinem Ende zu und unter allen Mitarbeitern ist schon fröhliche Feierabendstimmung spürbar. Unter allen? Nun, unter fast allen! Petrus nämlich scheint davon unberührt zu sein.
Er sitzt verbiestert vor sich hingrummelnd in seinem Sessel und schüttelt ab und zu den weißbemähnten Kopf.
Plötzlich steht er auf, dabei seine Hände energisch auf die Schreibtischplatte aufstützend, und geht stampfenden Schrittes die 55 Schritte zum Chefbüro.
Unüberhörbar klopft er an, wartete aber das „Herein“ nicht mehr ab.
„Chef, ich muss dich unbedingt sprechen.“ sagt Petrus.
„Worum geht es denn nun schon wieder, Petrus?“ ertönt die vertraute, wohlklingende Stimme mit diesmal allerdings deutlich vernehmbarem, gelangweilten Unterton aus dem Wolkensessel hinter dem wirklich gewaltigen Schreibtisch. „Du weißt, Petrus, ich bin ein wahrlich vielbeschäft…“
„Ich weiß, ich weiß, Chef. Ist mir bekannt!“ Petrus’ Haltung strafft sich: „Wir sollten der Realität ins Auge sehen, Chef: Wir werden versagen! Beziehungsweise, wir haben bereits versagt!“
ER sieht verblüfft von seiner Lektüre auf: „Um MEINETWILLEN! Petrus, alter Freund und Mitstreiter, beruhige dich erstmal. Wir und versagen! Ha!  Überleg doch mal genau! Das ist ja nun wohl ganz und gar unmöglich, oder?“
„Bitte entschuldige, Chef, aber das möchte ich jetzt mal in Zweifel stellen!“ Petrus klingt verbittert. „Die uns gesetzte Frist ist so gut wie abgelaufen, und was können wir vorweisen? Genau genommen sind wir doch keinen Schritt weiter als damals. Ach ja, damals!“ Petrus senkt sein weißbehaartes Haupt. „Hätten wir uns damals doch bloß an den dienstlich vorgeschriebenen Ablaufplan gehalten, Chef! Aber nein, zum Teufel nochmal, wir mussten ja unbedingt noch eins drauflegen!“ murmelt er leise.
„Petrus, mein guter alter erregter Freund! Der, dessen Namen Du soeben erwähntest hat aber diesmal überhaupt nichts damit zu tun.“ 
ER faltet die halb durchgelesenen Himmelsnachrichten ordentlich zusammen, kommt hinter seinem doch recht großen Schreibtisch hervor und legt Petrus beruhigend den Arm um die Schulter.
„Ach, Petrus, ja, damals. Ich erinnere mich noch ganz genau! Wir waren noch jung, so voller Tatendrang! Und dann –endlich-, unser erster Schöpfungsauftrag! Weißt Du noch, wie unheimlich die zugewiesene Gegend war?
Nichts war da, pures Garnichts, nur gähnende Leere und unvorstellbare Dunkelheit! Aber dann legten wir los, und wie! Das war damals absoluter Rekord!
Innerhalb von nur 6 Tagen so einen schönen Planeten plus Begleitmond erschaffen! Petrus, alter griesgrämiger Freund! Nun komm schon!“
ER klopft Petrus freundschaftlich auf die Schulter. „Unsere Erde war perfekt, alter Gefährte! Wir haben das Paradies mit Mondbeleuchtung erschaffen!“
„Also ehrlich gesagt, Chef, was den Mond angeht, da hätten wir ruhig auch etwas einfallsreicher sein können. So ein farbloses Riesending am Himmel … Naja, war halt damals modern!“ sagt Petrus betrübt.
Auch SEINE Stimmung verdüstert sich jetzt: „Du hast Recht, Petrus. Ich will es nicht leugnen. Wir sind im Augenblick in einer schwierigen, aber trotzdem nicht ganz hoffnungslosen Situation. Wir müssen die uns übertragene Aufgabe zu einem guten Ende bringen, mit all unserer Kraft!“
Petrus sagt resigniert: „Das kriegen wir nicht mehr hin, Chef! Der Dienstplan schrieb es uns doch vor:  Achtung! Achtung! Wichtigstes universelles Gebot seit Beginn aller Zeiten: ADAM, als Krone der Schöpfung und immer zum Schöpfungsabschluss zu erschaffen, soll ein paradiesisches Leben auf dem neuen Planeten führen! Und zwar nicht nur eine kurze Zeit, sondern für immer! So stand es geschrieben!“ 
Bei den letzten Worten klopft Petrus rhythmisch mit der Faust auf die Ecke SEINER richtig großen Schreibtischplatte.
„Warum, Chef, warum nur haben wir nicht Feierabend gemacht, als wir den Schöpfungsakt vorschriftsgemäß erledigt hatten? Warum nur waren wir der Meinung, hier ließe sich ja noch was verbessern?“ fügt Petrus hinzu.
Ein düsteres Schweigen breitet sich aus. Es währt lange, bis Petrus schließlich
murmelt: “Sie sah so anders aus als ADAM, viel  -nun, interessanter. Weißt du noch, Chef, wir wurden immer aufgeregter, als wir ihre Details unter die Lupe nahmen! Alles war so schön rund und weich und glatt, nicht so kantig wie beim ADAM“.
ER räusperte sich mehrmals verlegen. „Selbstverständlich mussten wir doch ganz genau prüfen, worum es sich da handelt, Freund Petrus, denn in unserem amtlichen  Schöpfungsauftrag wurde sie mit keinem Wort erwähnt. Der endete, wie Du weißt, mit diesem ADAM.“
„Vielleicht hätten wir doch nachfragen sollen, was es mit dieser zusätzlichen Datei auf sich hatte, Chef! Im Grunde haben wir blindwütig einfach so draufloserschaffen. Was hätte da noch alles passieren können!“ sagt Petrus und hebt theatralisch beide Hände zum Himmel.
„Du hast ja Recht, alter Freund.“ beruhigt ER ihn. „Wir waren euphorisch und unerfahren, eine wahrhaft gefährliche und brisante Mischung, wie ich heute weiß. Darum glaubten wir auch an eine Schlamperei der Bürohengste und haben es –da waren wir uns auch einig- ordentlich zu Ende gebracht mit der Zusatzdatei!“
Es entsteht eine grüblerische Pause. „ Sie sah wirklich gut aus, nicht wahr, Petrus? Und so viel hübscher als ADAM, nicht so eckig, eher schön rund und ….“
„Wie ich bereits sagte, Chef.“ Petrus presst die Lippen aufeinander und beider Gedanken schweifen weit, weit zurück. Zurück zu dem Zeitpunkt, an dem alles seinen Anfang nahm:

„He, Chef, sieh mal hier. Da steckt ja noch eine Schöpfungsdatei hinten im Plan. Im Auftrag steht aber nichts davon, dass wir zwei Paradiesbewohner erschaffen sollen. Was bedeutet das wohl?“ fragte Petrus kurz nach der Erschaffung des ADAM, als ihre Arbeit eigentlich schon beendet war.
„Das ist aber ungewöhnlich. Wie heißt die Datei denn, Petrus?“ fragte ER.
„Ich kann weder einen Namen noch eine Bezeichnung oder ähnliches finden. Ist wirklich ungewöhnlich! Sollen wir mal in der Zentrale Rat einholen?“ fragte Petrus.
„Besser nicht“, sagte ER nach kurzem Nachdenken. „Vielleicht ist das ein Test oder auch einfach nur ein Fehler der Zentrale. Wir machen sicherlich nichts falsch, wenn wir diese Datei noch schnell abarbeiten. Allez, Freund Petrus!“
„Allez, Chef!“ 

Bereits nach kurzer Anwesenheit der EVA (so hatten sie ihre zusätzliche Schöpfung genannt, Eine Vorzügliche Applikation) im Paradies veränderte sich der bis dahin zufrieden und sanftmütig sein paradiesisches Leben genießende ADAM auf eigentümliche Art und Weise.
„Ob ADAM krank ist?“ fragte Petrus. „Sieh mal, Chef. Da hat er es schon wieder. Wir sollten besser mal einen Blick ins Handbuch werfen.“
Im Kapitel „Gesundheits- und Befindlichkeitsstörungen“  des Handbuches zur Inbetriebnahme des ADAM, Ausgabe VIII, war die auffallende, immer nur kurze Zeit auftretende Schwellung jedoch nicht verzeichnet, ein Umstand, der die Sache noch beunruhigender machte.
„Schmerzen scheint es ihm nicht zu bereiten“, murmelte ER. „Da, sieh mal, EVA hat es auch gerade entdeckt. Sie untersucht ihn aber ganz genau, wie niedlich. Und – na also- jetzt ist es wieder verschwunden. Seltsam, seltsam.“
Sie beschlossen, zur Abklärung der Symptome fachkundige Hilfe einzuholen und wollten zu diesem Zweck über den sogenannten „kleinen Dienstweg“ persönliche Kontakte zum zentralen universellen medizinischen Dienst nutzen.
Dabei mussten sie vorsichtig vorgehen, denn schließlich hatten sie eine gewisse Berühmtheit durch ihre erstklassige Erde-Mond-Paradies-Schöpfung erlangt und wollten diesen Glanz natürlich durch keinen Makel trüben, sei er auch noch so winzig.
ER winkte Petrus zu sich und gemeinsam gingen sie zum kosmischen Kommunikator. ER wählte die Nummer eines alten Kollegen.
„Hallo, mein lieber Kollege. Wie lange haben wir nichts mehr voneinander gehört?“, begann ER das Gespräch.
„Oho, die begnadeten Schöpfer mit Prädikat. Was verschafft mir denn diese Ehre? “ klang es gehässig durch den Raum. „Husten oder Durchfall im Paradies? Oder etwa Schlimmeres?“
ER antwortete ruhig: „Nein, nichts davon. Es ist lediglich so, dass ADAM ein Krankheitsbild zeigt, welches nicht im Handbuch zu finden ist. Und bevor ich da jetzt einen großen Wirbel veranstalte, mit offizieller Meldung und so, wollte ich erstmal Deine Meinung dazu hören.“
„Soso, unbekannte Gesundheitsstörungen beim ADAM im Paradies auf Erden. Nicht im Handbuch verzeichnet. Ist ja eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, oder?“ ätzte der Gesprächspartner weiter. „Wie sieht das unheimliche, unbekannte „Krankheitsbild“ denn aus? Ich bin ehrlich gespannt.“
„Nun, äh, manchmal schwillt etwas an. Es schwillt auch wieder ab.“ erläuterte ER. 
„Äußerst präzise und umfangreich!“ wurde gestichelt, während ER sich über sich selbst ärgerte. „Kannst Du unter Umständen auch etwas über die Größe, Farbe und Form der Schwellungen sagen? Wo schwillt etwas, schwillt es innerlich oder äußerlich? Schwillt es regelmäßig?“
ER blieb ganz ruhig: „Äußerlich schwillt etwas. Die fingerartige, normalerweise nach unten hängende Herausstülpung, zwei Handbreit unter dem Bauchnabel, welche üblicherweise  …“
Das plötzlich aus dem kosmischen Kommunikator tönende schrille hysterische Aufschreien seines Gesprächspartners, welches in ein verzweifeltes Luftschnappen überging, ab und zu unterbrochen von Wortfetzen wie „Heraus… (keuch) Stülpung… nee… ihr glaubt es nicht… (hechel, hust) kommt mal alle her… (prust) unfassbar… (keuch)… überging, ließ IHN abrupt verstummen.
Mit hilfesuchendem Gesichtsausdruck sah ER Petrus an, der genauso hilfesuchend zurücksah. Was war nur geschehen?
Während sie fassungslos der mittlerweile vielstimmigen Kakophonie aus dem Empfangsgerät lauschten, beschlich Petrus das unangenehme Gefühl, ausgelacht zu werden.
„Chef, werden wir ausgelacht?“ flüsterte er IHM ins Ohr.
„Offenbar. Aber warum bloß?“ flüsterte ER zurück.

Immer wieder versuchte der Kollege im zentralen universellen medizinischen Dienst das Gespräch weiterzuführen, aber es war unmöglich.
Es gelang ihm noch, den Satz: „ Bei euch ist sie also gelandet. Ausgerechnet bei den tollen, berühmten, famosen 6-Tage-Paradies-Superschöpfern. Und genau da habt ihr sie auch tatsächlich reingelassen? Ins Paradies? Leute, das ist so …“ verständlich auszustoßen, dann gerieten er und seine Kollegen endgültig in einen Zustand entfesselter Hysterie.

Verstört brach ER die Verbindung ab, jäh verstummten die Schreie. „Petrus, alter Freund. Was war das soeben?“
Petrus setzt gerade zu einer Erwiderung an, als der Himmelskommunikator ein eingehendes Gespräch anzeigte. Es war die medizinische Zentrale.
Petrus nahm das Gespräch an und war erleichtert, den Leiter der Zentrale zu sehen. 
Obwohl äußerlich gefasst, schien dieser von einer starken inneren Unruhe befallen zu sein. Mit heiserer Stimme begann er: „Soeben haben mich meine Mitarbeiter über eine Angelegenheit von –äähh-  allergrößter Wichtigkeit informiert. Es geht um diese – (ahem, räusper) - von Ihnen so bezeichnete (jetzt begann seine Stimme zu vibrieren, biss er sich auf die Lippen?) – also diese herunterhängende Herausstülpung, die zwei Handbreit …. bei ADAM-  (seine Stimme versagte, sein Gesicht begann zu zucken)  … normalerweise hängend, und … äähh „fingerartig“ sagten Sie? Bruuuhhhääää…“
Verwundert und fassungslos beobachteten die Schöpfer die verzweifelten Versuche des von heftigen Lach- und Krampfanfällen geschüttelten Leiters der medizinischen Zentrale, den Unterbrecherknopf des Himmelskommunikators zu erreichen. Nach einigen quälenden Minuten gelang es ihm, die Verbindung brach endlich ab und das bizarre Schauspiel war zu Ende.
Eine lange, wortlose Zeit verging, dann wurde die Verbindung erneut
aktiviert.
„Bitte, bitte entschuldigen Sie, das tut mir alles so leid. Normalerweise bin ich nicht so leicht aus der Fassung zu bringen, ich weiß auch nicht, wie ich mich derart gehen lassen konnte. Bitte verzeihen Sie mir die Entgleisung und lassen Sie mich die Angelegenheit erklären:
Also, meine Abteilung, der zentrale universelle medizinische Dienst, wurde beauftragt zu untersuchen, ob der allgemeine und seit Äonen in immer gleicher Form praktizierte Schöpfungsablauf evtl. auch mal rationalisiert werden könnte.“
„Wie? Was?“ riefen Petrus und ER zugleich aus.
„Bitte, keine religiösen Diskussionen, darum geht es hier doch gar nicht, meine Herren! Alle universellen Schöpfer –also auch Sie-  sollten von profaner Schöpfungsarbeit entlastet werden und –das war die Zielsetzung- mehr Zeit für die Qualität und Schönheit Ihrer Schöpfungen haben. Der Anteil der Fehl- bzw. Missschöpfungen –denkt zum Beispiel mal an euren Mond- sollte möglichst auf Null reduziert werden.
Mein Schlussgutachten mit einem wahrhaft revolutionären Lösungsvorschlag wurde von „Oben“ mit –ich kann es nur so ausdrücken-  tosender Begeisterung aufgenommen. Worauf ich –unter uns gesagt- ziemlich stolz bin.“
„Und was hat Ihr Supervorschlag jetzt mit IHM und mir und ADAM hier im Paradies auf Erden zu tun?“ wollte Petrus vorsichtig wissen.
„Ach ja, richtig. Ihr habt EVA –netter Name übrigens, wir werden ihn weiterhin für diese Entwicklung beibehalten- auf ADAM losgelassen! Allerdings viel zu früh!“ 
Seine Stimme begann wieder zu vibrieren. „Hoffentlich hat sie eurem guten ADAM nicht zu sehr –äääh- zugesetzt. Wäre überhaupt nicht gut für seine (Wieher) Stülpung –nein, (Wiieeheer, Kreisch) …hängende … (Brüll) Herausstülpung“  –hier brach des medizinischen Leiters Selbstbeherrschung in bekannter Manier zusammen und die Verbindung ab.
„Jetzt rufe ich den UNIVERSALCHEF an!“ sagte ER grimmig entschlossen. Petrus nickte zustimmend.

Der UNIVERSALCHEF schien auf den Anruf offenbar schon zu warten.
„Bitte entschuldigt das unbotmäßige Verhalten meiner Kollegen. Ich kann mir diese befremdliche Angelegenheit nur mit der übergroßen Freude und Erleichterung erklären, die uns hier alle erfüllt seit WIR wissen, dass EVA –netter Name, wirklich- wieder aufgetaucht ist.
Durch einen bisher nicht aufgeklärten Zwischenfall im Zentral-Labor (es wird gemunkelt: der Gehörnte!) wurden alle EVA-Dateien vollständig zerstört. Das hätte das Ende dieser äußerst wichtigen Forschung bedeutet, aber glücklicherweise hatte zum Zwischenfallzeitpunkt ein älterer Mitarbeiter ein EVA-Exemplar zu –wie er beteuert- ausschließlich medizinischen Forschungszwecken bei sich zu Hause.
Doch bevor wir die Arbeit mit diesem einzig verbliebenen Exemplar weiterführen konnten, verschwand es spurlos. Es wurde, wie wir jetzt ja wissen, in der Hektik versehentlich Eurem Schöpfungsauftrag beigefügt, leider.
Dumm ist nur, nein, besser ausgedrückt, eher unvorteilhaft ist, nun ja, dass manches an diesem Exemplar noch nicht ordentlich funktionierte als ihr eure EVA draus gemacht habt. Unser Labor hat noch mehrere tausend Jahre Forschungsaufwand veranschlagt bis zum Parallelbetrieb mit ADAM, aber ihr habt EVA auf dem Erdenparadies unglücklicherweise jetzt schon hergestellt.
Nun ja, ganz unbrauchbar ist sie nicht, manche Funktion laufen mit 50 Prozent oder drunter, andere schon mit 70 – 80 Prozent und eine sogar mit 100 Prozent, wie der ältere Mitarbeiter vom privaten Forschungsprojekt versicherte.
Ist schon sehr misslich, ganz ehrlich, dass sie jetzt so –praktisch halbbrauchbar, andererseits auch 100prozentig, fatalerweise- neben ADAM im Paradies herumläuft. 
Sagt mal, ihr Beiden: Hat sie ADAMs Leben eventuell –sagen wir mal- verändert?“
ER und Petrus schauten sich an. „ADAM hat sich schon etwas verändert. Diese Schwellgeschichte zum Beispiel. Was hat es damit auf sich? Besteht Aussicht auf Heilung?“
Die Stimme aus den Empfänger begann auf unangenehm bekannte Weise zu vibrieren: “An sich ist das nur ein so genannter vegetativer Reflex, von ADAM nicht zu beeinflussen und –ich versichere- keinesfalls gesundheitsschädlich. ADAM kann ganz und gar nichts dafür. Er muss nicht geheilt werden, das würde ihm jetzt wahrscheinlich auch gar nicht mehr gefallen. Es ist nun aber leider so …“ Eine Pause entstand.
„Weiter, was ist nun leider so …?“ Ungeduldig lauschten 4 Schöpferohren ins Universum.
„Wie schon gesagt, eure EVA ist eigentlich noch gar nicht so richtig einsatzfähig, ich sagte es bereits, und in Eurer Umgebung auch nicht kompatibel mit dem, also mit Eurem  -verzeiht mir, - doch noch sehr einfältigen ADAM, mal verglichen mit den aktuellen Versionen, die jetzt so im Einsatz sind. 
EVA hat leider noch einige –sozusagen- animalische Eigenschaften, die wiederum, äähh, anderseits hat sie einen einigermaßen brauchbaren Verstand, was wiederum, mal so gesehen, also das passt jetzt nun gar nicht, daher die Schwellungen, die aber noch nicht alles sind, könnt ihr mir glauben, und ich fürchte, nein, ich –tut mir leid für Euch, sorry. Man könnte auch nicht …“
Jetzt platzte IHM der Kragen und ER schrie so laut in den Kommunikator, dass Petrus zusammenzuckte: „Was soll das Gestammel, verdammt noch mal!  Jetzt aber Klartext!!!“
Eine peinliche Pause entstand, dann:
„Nun gut! Die von Euch verfrüht eingesetzte EVA-Version ist speziell für die geschlechtliche Reproduktion von Menschen ausgerüstet. Das war die revolutionäre Idee! Die Menschen müssen dann nicht mehr mühsam von Euch per Hand erschaffen werden, sondern erschaffen sich sozusagen selber. Ist das nicht phantastisch?
Das genau ist die einzige 100%-Funktionsfähigkeit eurer EVA. Die beherrscht sie fehlerfrei und hat auch noch Spaß daran, glaubt mir! Problematisch sind die restlichen 231 weit unter-100%-Funktionen. Mit EVA habt ihr die Schwellungen ins Paradies eingeschleppt. Schwellungsfreier ADAM, adieu! Nun gibt es kein Zurück mehr. Schade für Euch, dass es vorbei ist! “
„Was ist denn vorbei, bitte?“
„Das schöne, einfältige, paradiesische Erdenleben, Freunde!“
„Warum soll es vorbei sein?“
„Na, dann guckt doch mal ins Paradies. Was glaubt Ihr denn, was die beiden da dauernd machen? Kuscheln? Sich gegenseitig wärmen? Oh nein, Jungs. Diese EVA tut, was sie am besten kann und der arme ADAM macht fatalerweise noch fröhlich mit. Er weiß es ja nicht besser.
Die fangen jetzt an, das Paradies mit Menschen aufzufüllen. Bis es aus den Nähten platzt. Das ist die jetzt durch EVA aktivierte Funktion der „Herausstülpungs-Schwellung“! Euer armer ADAM! Hatte keine Ahnung von nichts und dann so was!
Wird jetzt unvorbereitet ins kalte Erdenwasser geworfen. Und muss auf immer mit diesen EVAs zusammenleben. Das tut mir so Leid für ihn und alle seine männlichen Nachfahren. Und übrigens auch für Euch!“
ER und Petrus starrten sich an, die Fassungslosigkeit stand ihnen in die Gesichter geschrieben.
„Die weitere Vorgehensweise geht euch schriftlich zu. Wird wahrscheinlich einige Änderungen für euch da draußen geben, schätze ich. Ach ja, schickt mir bitte die versehentlich zugesandte Matrixdatei von EVA umgehend zurück, zwecks weiterer Forschung und extrem erforderlicher Verbesserungen. Eure EVA-Schöpfung bleibt sicherheitshalber bei euch auf der Erde, ehemals auch Paradies genannt. Nennt es meinetwegen Arrest, aber das restliche Universum muss geschützt werden. Macht’s gut, Ihr hört von uns! Nehmt’s nicht persönlich!“

Wäre ein Meteorit neben ihnen eingeschlagen, sie hätten ihn nicht bemerkt. So standen sie lange Zeit, sich anstarrend, wort- und bewegungslos vor der universellen Kommunikationseinheit.
ER fand zuerst seine Sprache wieder. „Petrus, was erwartet uns?“
„Ehrlich gesagt, Chef, wenn Du es nicht weißt, wie soll ich …?“
Die Vorgabe der universellen Zentrale –einige Zeit später per Himmelsbotin überbracht- war eindeutig:
Beiden Erdenschöpfern wurde eine Frist von 5000 Jahren eingeräumt, für ADAM die in allen Universen geltenden paradiesischen Lebensumstände auch auf der Erde zu schaffen und zu erhalten.   
Aber so sehr sich die beiden Schöpfer auch abmühten, was immer sie in den
5000 Jahren auch versuchten, ein Rückschlag folgte auf den nächsten.
Sämtliche Nachfolge-EVAs erwiesen sich durch die Jahrtausende hindurch als gleichermaßen resistent wie auch unwillig, ihren Partner-ADAMs das Paradies auf Erden zu bereiten.

ER seufzt: „Lassen wir doch die Frist verstreichen, alter Kamerad, und geben wir diesen Kampf verloren. Den Kopf werden sie uns dafür nicht abreißen. Und was unseren ADAM angeht: Auch wenn sein Erdendasein der Hölle näher ist als dem verlorenen Paradies, so scheint er die EVAs doch zu lieben. Sorgen wir deshalb nur noch dafür, dass die Erinnerung an das Paradies, das er einstmals hatte, wenn auch nur für eine kurze Zeit, in ihm nicht verlorengeht. Damit wird er wohl zufrieden sein müssen. Komm, Petrus, alter Freund, machen wir Feierabend!“

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (26.08.14)
Auch eine Möglichkeit! :D

Sehr sehr witzig und erfinderisch sowieso!
Es ist der Wahnsinn!

Liebe Grüße
EVA ...ähhh Llu ♥

 Orion meinte dazu am 27.08.14:
Hallo Llu, herzliches Dankeschön für Deinen Kommentar. Ich freue mich, dass Dir mein Schöpfungsepos gefällt. Liebe Grüße sendet A.....chim.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram