Füg dich ins Unvermeidliche

Glosse zum Thema Tod

von  loslosch

Stultum est timere, quod vitari non potest. - Als Variante: Stultum est timere, quod vitare non potes (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Töricht ist es, sich vor dem Unvermeidlichen zu fürchten.

Was, außer dem Tod des Menschen, ist unvermeidbar? Die Nahrungsaufnahme, das Essen und Trinken, die Verdauung. Andernfalls tritt das Unvermeidbare mit alsbaldiger Wirkung ein. Ist es unvermeidbar, in einem Bürgerkrieg schwer verletzt zu werden? A priori nicht entscheidbar. Ist es unvermeidbar, in Armut oder Wohlstand zu leben oder an einer Blinddarmentzündung zu erkranken? Ebenfalls a priori nicht entscheidbar. In der Negation aber schon. Man betrachte: Es ist unvermeidbar, keinen Lottogewinn zu erzielen, wenn man nicht im Lotto spielt.

Was bleibt von der antiken Sentenz? Es hat keinen Sinn, sich vor dem Ende zu fürchten, da es doch unvermeidbar ist. Eine verhüllende Aussage über den Tod.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (04.03.15)
Wie du ganz richtig schreibst, ist die Frage, was das Unvermeidliche ist. Schon die fleißigen Leser sogenannter "heiliger Bücher" haben da sicherlich mehr auf der Pfanne als du hier, ganz gleich ob sie in der Bibel, der Tora, dem Koran, "Mein Kampf" oder dem endlosen Gesülze eines Broder schmökern. Ach, der Buchdruck...

 loslosch meinte dazu am 04.03.15:
der "kampf" passt insofern nicht in die serie, als er von einem einzelnen fanatiker verfasst wurde.

zu broder: bis 2008 las ich ihn in spiegel-beiträgen. mein eindruck: broder schreibt quecksilbrig.

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 04.03.15:
Na, zumindest Hess und Hanfstaengel waren an "Mein Kampf" beteiligt, haben ihn - kein Witz - "lesbar" gemacht.

Broder wurde wohl 1971 das Fahrrad geklaut und das hat er bis heute nicht verwunden. Vielleicht war es ja ein "Bonanza"-Rad...
Graeculus (69)
(04.03.15)
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 loslosch schrieb daraufhin am 04.03.15:
das alter nicht! es gibt ja den suizid.
Graeculus (69) äußerte darauf am 04.03.15:
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 loslosch ergänzte dazu am 04.03.15:
naja, das wohl kaum. aber fahruntauglichkeit bei manchem älteren pkw-freundchen ...

 tigujo (04.03.15)
Mein Gegencheck, was die Sentenzität von Sentenzen anbelangt, beruht auf eher simpler und spontaner Negation des Erstbeliebigen, das sich zur Umdrehung anbietet:

Aus
"Töricht ist es, sich vor dem Unvermeidlichen zu fürchten"
wird somit - a la tigujo -
"Klug ist es, sich vor dem Vermeidlichen zu fürchten".

Aha

Wohl Schwachsinn, spürt es sich in mir, nachdem ich die Negation gelutscht hatte, bis sie schal wurde - und somit die Negation der Negation, das Original, ebenfalls und wohl ebenso.

Nun ja, im Philosophischen waren die Römischen ja nie Meister, somit verzeihlich, was oft an plumpen Durchhalteparolen sich als Trostersatz kalendersprüchelte dazumal.

Dank an Lo, wieder einmal hingewiesen zu haben...

tigujo

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 04.03.15:
Wenn du schon meinst, dass eine Umkehrung funktionieren sollte, müsste es heißen: "Klug ist es, sich vor dem Vermeintlichen nicht zu fürchten."

 loslosch meinte dazu am 04.03.15:
jessas, das vermeintliche auch noch!!!

ja, die römer waren schwächer als die alten griechen. (ob das mit den verflixten röm. zahlen zusammenhängt, ger?)

 loslosch meinte dazu am 04.03.15:
übrigens: dreifach-negationen sind mir ein graus.
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