Der gläserne Ritter.

Märchen zum Thema Zauberei

von  franky

Der gläserne Ritter.

Nackt und aufgeblasen setzt der gläserne Ritter sich auf das gläserne Pferd. Das gläserne Schild fest in seiner gläsernen Faust.
„Meine Feinde können mich nicht durch das gläserne Schild sehen, aber ich sie sehr wohl!“
Das gläserne Pferd stoppte seinen Trab, schwenkte seinen Kopf nach Rechts der Straße und fraß genüßlich vom saftigen grünen Gras.
Ein rosarotes Röschen zupfte aufgeregt an seiner gläsernen Trense. Mit glasklarer Stimme erhob sie ihr Köpfchen und flötet: „Hilf mir! Dein gläserner Ritter und du können mich von meinem Fluch erlösen.“   
Das staunende gläserne Pferd rupft noch ein besonders würziges Grasbüschel aus und lässt es durch seinem gläsernen Schlund in den gläsernen Magen wandern.
„Und wie kommst du in diese missliche Lage?“
„Ich bin eine verzauberte Prinzessin. Der böse Zauberer Gingong wollte mich zwingen ihn zu heiraten. Als ich mich verweigerte, tagelang in einem Rosenstrauch versteckte, fand er mich und verzauberte mich in ein kleines Röschen. „Wenn dich auf der Weide eine Kuh fressen sollte, ist auch dein Dasein als Prinzessin zu ende.“ „Nur ein Reiter aus glas auf einem gläsernen Pferd können deinen Bann brechen!“ So stehe ich hier und fürchte mich vor jedem Tier, das mich in seinen hungrigen Magen stopfen will.“ 
„Und wie könnte man dich aus deiner röslichen Lage befreien?“
Das gläserne Pferd schnaubte etwas Nachdenklich und schüttelte leicht seine gläserne Mähne. Es klang wie himmlische Musik in den Ohren des zierlichen Rösleins. 
„Pflanz mich in das helle Fenster deines Hauses! Dort kann ich gefahrlos auf Erlösung meines bösen Zaubers warten.“
Der gläserne Ritter stieg vom Pferd und sah nach, was da geheimes verhandelt wurde. Als er sich bückte und das kleine, zierliche Röschen entdeckte, wollte er wissen was hier zwischen seinem Pferd und dem Blümchen gemunkelt wurde. Das kleine Röschen wackelte aufgeregt mit dem Köpfchen und flötete mit seinem dünnen, glasklaren Stimmchen:
„Bitte bitte hilf mir! Ich bin eine verzauberte Prinzessin. Grabe mich aus der Erde und setze mich in dein sonnen helles Fenster.“   
Der Ritter überlegte einen Augenblick. Dann nahm er mit zwei Fingern der linken Hand das Stämmchen des Röschens und mit der Rechten Hand puddelte er die Wurzel aus der Erde.
Mit beiden Händen das Röschen schützend stieg er auf das Pferd und trabte so vorsichtig wie er nur konnte zu seinem Gläsernen Schloss. Unterwegs begegneten sie einer aufgeregten Rinderherde, da wollte die eine oder andere Kuh nach den grünen Blättern des Röschen schnappen. Der gläserne Ritter konnte aber mit geschickten Manövern die Gefahr abwenden.

„Erzähl mir nichts von kleinen Röschen, ich kann sie nicht ausstehen!“ knurrte der missmutige gläserne Schlosshund. „Sie stechen mit ihren spitzigen Dornen meine empfindliche Nase.“ „und anpinkeln  darf ich sie auch nicht.“

Der Ritter pflanzte das Röschen vorsichtig in einen gläsernen Blumentopf. Diesen stellte er dann auf das Fensterbrett des Pferdestalls.
„Hier hast du herrlichen Überblick über Wiesen und Wälder.“
Als er das wunderschöne Röschen vor sich sah, zog dem Ritter himmlischer Rosenduft durch die Nase. „Den Duft habe ich schon irgendwo eingesogen;“

„Ich danke dir liebster gläserner Ritter!“ „Mein Name ist Maruscha, stamme aus dem Hause der Fürstin Rosenquarz. Von dort hat mich der böse Zauberer Gingong entführt. 

Dem gläsernen Ritter war das Schloss von Prinzessin Rosenquarz nicht unbekannt.
Hatte er nicht dort mit schönen Prinzessinnen schon öfter ein Tänzchen gewagt.
„Vielleicht habe ich dich dort schon einmal gesehen.“ 
Sein gläsernes Herz schlug bei diesen Gedanken rascher und spürbar aufgeregt.

Es mochte Mitternacht sein, da wurde das Röschen vom Quietschen der Stalltüre geweckt.
Es war kein gläserner Ritter der hier eintrat. Durch die Helle des Mondlichtes konnte das Röschen einen wunderschönen Rittersmann aus Fleisch und Blut erkennen. Mit sanftem Streicheln über die Mähne weckte er das Pferd Auch das Pferd war nicht mehr aus Glas, sondern ein prächtiger Schimmel.

Ach weh! Seufzte das Röschen. „Der Ritter wird bestimmt ins Schloss von Rosenquarz reiten
und dort fröhlich mit den anderen schönen Prinzessinnen tanzen. 

Der Ritter Von Schönbart „So kannte man den Ritter mit dem gläsernen Schild.“ band sein herrliches weißes Pferd vor dem Schloss an und begab sich ohne zögern in das prächtige Schloss von Prinzessin Rosenquarz.
„Wie schön sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen!“ Die Prinzessin streckte ihre feinen Hände dem Ritter entgegen.
„Danke für die freundliche Einladung, es ist mir eine große Ehre in ihrem Schloss weilen zu dürfen.“

Der Ritter nahm an der Bar platz und betrachtete die tanzenden Paare. Der aufmerksame Barmen brachte ihm glasklares Quellwasser um den klaren Blick noch zu schärfen.
Abseits der Tanzfläche fiel Ritter Schönbart ein ungleiches Pärchen auf. Ein großer hagerer Mann und ein kleines zierliches Prinzesschen. Sie tanzten keineswegs im Takt der Musik. Es war ein undefiniertes Herumgehoppse.

Als der Tanz zu Ende war und die Musik für kurze Zeit schwieg, ging Ritter Schönbart zu dem Tisch mit dem dürren schwarzen Mann und der zarten Prinzessin und bat sie um den nächsten Tanz.   
Der schwarze Mann zog sein Schwert und setzte die Spitze an Schönbarts Stirn:
„Nichts da!!! Die Prinzessin gehört mir!!!“ „Bleib mir vom Leib, sonst bohr ich dir ein Loch in deinen Schädel!“
Ritter Schönbart war in seiner Ehre verletzt und fordert den schwarzen Mann zum Duell.
„Das ist der Böse Zauberer Gingong, der mein kleines Röschen verzaubert hat, den muss ich das Handwerk legen.“

Als der Zauberer Gingong mit seinem schwarzen Pferd und Schild in Händen Aufstellung nahm, führte Schönbart seinen feurigen Hengst zum vorgeschriebenen Startplatz.
Schönbart hielt sein gläsernes Schild in der Faust und ruft zum Schwarzen Ritter: 

„Mach dich bereit, du Schuft, du wirst zur Hölle fahren!“
Die Antwort ließ nicht lang auf sich warten:
„Du Großmaul! Ich werde dich aus dem Sattel schlagen, dass dir hören und sehen vergeht!“ 

Nach diesen Worten gab der Zauberer Gingong dem Pferd die Sporen, dass es im wilden Galopp  Richtung Schönbart stürmte. Im Sattel aufgerichtet schwang er sein scharfes Schwert, um mit einem Schlage seinen Herausforderer Schönbart zu zerstören. 
Der aber sah den heranstürmenden Reiter und duckte sich im letzten Moment, so dass es den Angreifenden im hohen Bogen aus dem Sattel hob. 
Ritter Schönbart war mit kühnem Sprung bei seinen Widersacher, dem er seinen Dolch auf die Brust setzte:
„Wenn du Prinzessin Maruscha von ihrem Bann erlöst, werde ich dich am Leben lassen!“ 
Der schwarze Zauberer wand sich unter dem stahlharten Griff von Ritter Schönbart.
„Er wisse nichts davon, das sei bestimmt ein Irrtum!“ 
Erst als die Dolchspitze sich in sein Fleisch bohrte, war der Widerstand von Zauberer Gingong gebrochen.
„Das Röschen Maruscha soll seine ursprüngliche Gestalt wieder bekommen.“

In dieser Nacht verließ eine Blonde Frau den Pferdestall und huschte in die Gemächer von Ritter Schönbart.

Als Ritter Schönbart nach Mitternacht zu seinem Schloss kam, war das zarte Röschen aus dem Fenster des Pferdestalls verschwunden, nur ein gläserner Blumentopf erinnerte noch an das Röschen Maruscha.

In tiefer Traurigkeit versunken brachte Ritter Schönbart sein Pferd an den rechten Platz, um sich dann rasch in seine  Räume zu verkriechen.

„Der Zauber ist gebrochen, aber auch mein Herz!“
So sinnierte Ritter Schönbart im Stuhl vor dem erloschenen Kamin.
Durch seinen düsteren Gedanken hindurch mischte sich eine leise glockenhelle Stimme, die rief seinen Namen: 

„Ritter Schönbart, warum bist du so traurig? Warum?
Der Bann ist gebrochen, sieh dich nur um!“

Wie von Geisterhand berührt erhob sich Ritter Schönbart um nach der Trägerin der schönen
Stimme zu suchen.
Prinzessin Maruscha stand in voller Größe und Schönheit im Türrahmen. 
Ritter Schönbart blieb vor Freude und Glück der Mund offen stehen,
Erst zögernd, dann immer rascher trugen seine Schritte ihn zur wunderschönen Prinzessin hin. Sie schlossen sich in die Arme und weinten vor übergroßem Glück.

„Willst du meine Frau werden? Herrin in meinem Schloss? Dann wird auch mein Bann als gläserner Ritter gebrochen sein. 

„Ja ich will! Und als Frau dir treu sein bis ans Ende meiner Tage. Viele Kinder will ich dir schenken.“
Schönbart und Maruscha tanzten eng umschlungen, dann immer flotter bis er schließlich seine Geliebte vor Freude und Glück in die Luft wirbelte.     
Sie landeten beide erschöpft in einem flauschigen Sofa, wo sie in einen erlösenden Schlaf abtauchten und in einem Traum dem Röschen und Gläsernen Ritter begegneten.

© by F. J. Puschnik

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Kommentare zu diesem Text

Patrix (65)
(17.05.15)
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 franky meinte dazu am 17.05.15:
Hi zauberhafte Patrix!

Danke dir für den Besuch und glasklaren Klick
Es freut mich, dass ich dir ein Paar Zauberhafte Minuten schenken konnte.

Herzliche Grüße

von Riter Franky
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