Ankommen

Sonett zum Thema Andere Welten

von  Isaban

Ins feuchte Moos will ich mich legen,
ganz nah beim Bach, wo man sein Murmeln hört,
wo keines Menschen Mund und Werk die Ruhe stört –
mich dort ins Weiche legen und nicht mehr bewegen.

Da soll ein Singsang sein in meinen Ohren,
das Wiegenlied der kleinen, grünen Dinge,
der Waldchoral, und ganz als Letztes singe
ich wie befreit und gänzlich unverloren

mit. Ich will kein Müll sein, der im Wege liegt.
Ich möchte Grün sein, das in Grün versinkt,
wenn dann der Waldchoral in mir verklingt,
will groß sein, alt und das, was selbst im Sterben siegt.

Noch liegt das Moos im Schatten und der Weg im Licht.
Ich ahne um das Lied. Um seinen Inhalt nicht.

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Kommentare zu diesem Text

Aron Manfeld (46)
(14.08.15)
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 Isaban meinte dazu am 14.08.15:
Oha, man sollte eben so spät abends nichts mehr einstellen, da ist mir doch glatt ein kleines t durch die Lappen gegangen. Herzlichen Dank für Rückmeldung und Hinweis . Das Enjambement hingegen war kein Versehen.

Liebe Grüße

Sabine
Aron Manfeld (46) antwortete darauf am 14.08.15:
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 Lluviagata (14.08.15)
...nach verklingt würde ich ein Semikolon setzen, aber ich weiß nicht, ob das überhaupt üblich, statthaft ist in der Lyrik. Oder eben einen Punkt.
Der Zeilensprung ...mit in Zeile 9 ist m. E. nicht vonnöten. Inhaltlich triffst du voll meinen Nerv, Sabine!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Isaban schrieb daraufhin am 14.08.15:
Huhu, Llu!
Zum Semikolon: Klar ist das statthaft und kommt in sehr vielen meiner Texte vor, aber: Nee, du, wenn der Satz da nicht weiterginge, würde der Sinnzusammenhang leiden.
Oha, mit dem kleinen "mit" scheinen alle zu hadern, dabei hab ich eigentlich nur den Müll, der nachfolgend am Wege liegt, verbildlichen woillen - scheint entweder zu gut oder gar nicht geklappt zu haben, ich muss noch mal drüber nachdenken.

Hab lieben Dank für deine Rückmeldung.

Herzliche Grüße

Sabine
(Antwort korrigiert am 14.08.2015)

 monalisa (14.08.15)
Mich spricht dein Sonett thematisch sehr an, liebe Sabine, ein LI, dessen 'Weg noch im Licht' liegt, das sich aber Gedanken macht, was danach kommen wird. Da spricht schon Sehnsucht aus deinen Zeilen, Sehnsucht, zur Ruhe zu kommen, anzukommen, einszuwerden mit der Natur, seinen Platz darin zu finden, darin aufzugehen und nicht als störender 'Müll' irgendwo 'im Weg' zu sein. Andererseits zweifelt es aber an seinen eigenen Worten, ist unsicher, was für mich sehr gelungen in diesem Strophenenjambement, diesem 'abgehängten' >mit< am Beginn des 3. Quartetts zu Ausdruck kommt, das auch noch das Metrum durchbricht, nachdem es sich in S2 so schön eingependelt hat, nach der Unruhe der ersten Strophe, deren Verse zwischen 4 und 6 Hebungen pendeln.(Entschuldige den Monstersatz!)
Das 'legen' taucht in S1 gleich zweimal auf und scheint mit den 6-hebigen Versen (3 u. 4) und dem Binnenreim in V4 (legen - bewegen) sehr viel Müdigkeit auszudrücken. Der Weg (Lebensweg) scheint ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen, sowohl der eigene als auch der der anderen, für die man kein Hindernis sein möchte. Auch er tritt zweimal auf und steckt sogar in 'bewegen' indirekt noch einmal drin.
Zum Ende hin scheint die Zeit dann doch knapp zu werden und LI will in die letzten Verse noch so viel hineinpacken, wen wunderts, dass es dann wieder 6 Hebungen braucht, um seinen Ahnungen und der gleichzeitigen Unsicherheit Ausdruck zu verleihen. Das abschließende Couplet ist mir schon an Herz gewachsen. Wir wissen alle um unser Ende, nicht aber um das Wie und Wann, wir ahnen die Melodie unseres 'Abgesangs', aber nicht den genauen Inhalt. rnrnIn
... will groß sein, alt und das, was selbst im Sterben siegt.
kommt für mich der Wunsch nach Sinngebung und 'Vollendung' des Lebens und ein 'Abtreten' in Würde zum Ausdruck. Ein schönes Ende auch für diesen Kommentar.rn

Liebe Grüße
mona

P.S.: Noch zwei Anmerkungen in S2 V3 würde ein Komma nach Waldchoral (vor und) das Lesen erleichtern, und ein 't' bei 'sink' würde ich auch befürworten, oder übersehe ich da etwas - wofür der Konjunktiv?

 Lluviagata äußerte darauf am 14.08.15:
So unterschiedlich kann man es sehen mit dem Enjambement. Toll, Mona! Danke!

 Isaban ergänzte dazu am 14.08.15:
Hallo Mona,

deinem Komma-Vorschlag bin ich gefolgt, das nächtlich verlorene t hab ich eingefügt und nehme gern deine Unsicherheitsauslegung für mein umstrittenes "mit" mit in meine Kiste (gefällt mir auf jeden Fall besser, als meine schlichte Absicht, den Wegrandmüll zu bebildern. ).


Hab vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Beschäftigung mit meinem Text und für die herrliche Interpretation!



Liebe Grüße

Sabine

 franky (14.08.15)
Hi liebe Sabine,

Finde dein Sonett ganz und gänzlich schön.
Bin kein Profi, nur Amateur
Kein großer Kritiker, nur kleiner Charmeur

Liebe Grüße

Von Franky
(Kommentar korrigiert am 14.08.2015)

 Isaban meinte dazu am 14.08.15:
Vielen Dank für deine charmante Rückmeldung, Franky!
Das mit der Kritik kann man übrigens lernen.

Liebe Grüße

Sabine
Fabi (50)
(14.08.15)
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 Isaban meinte dazu am 11.09.15:
Mich freut sehr, dass der Text dir gefällt, Fabi. Weniger freut mich, dass er dich traurig macht. Es geht halt um Frieden machen und Frieden finden. Gut, wenn Worte da berühren können, schlecht, wenn sie schmerzen.

Liebe Grüße

Sabine
Fabi (50) meinte dazu am 11.09.15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 AZU20 (14.08.15)
Dieses Gedicht habe ich einfach nur still genossen. LG

 Isaban meinte dazu am 11.09.15:
Herzlichen Dank, Armin!

Liebe Grüße

Sabine

 Jorge (15.08.15)
"Noch liegt das Moos im Schatten und der Weg im Licht.
Ich ahne um das Lied. Um seinen Inhalt nicht."
Eine kraftvolle und optimistische Schlussformel, die ein sehr anrührendes Wunschbegräbnis beendet.
Hier ist es nicht die Billigvariante beim Bestatter (grüne Wiese) sondern hier sind Sonderwünsche artikuliert.
Ein Ankommen de luxe.
LG
Jorge

 Isaban meinte dazu am 11.09.15:
Ja, ein Friedenmachen mit der Welt und dem eigenen Schicksal und ein Friedenfinden - es wäre toll, wenn man sich so ins Wachsen und Vergehen hineinfinden, und auf diese Weise alle Ängste und Sorgen loslassen und gehen könnte.

Liebe Grüße

Sabine
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