Augen rollen

Kurzprosa zum Thema Sehen/ nicht sehen

von  RainerMScholz

Immer nur schauen, gucken und glotzen, scheel blinzeln, debil schielen, dass einem innerlich der Geifer hinabrinnt; blicken und gammern, glubschäugig sich einen abwichsen bis aufs Blut, irisierend liebäugeln, mit den Pupillen zustechen, augenrollend hecheln und gieren und sehenden Auges hineinlaufen ins Messer. Alles in die weitaufgerissenen Höhlen schaufeln, schlucken und unverdaut wieder auskotzen. Ich sehe in die Welt und die Welt sieht mich. Ich sehe, also weiß ich. Ich blicke grinsend in den Abgrund. Der schaut mich an und reißt sein Maul mir auf.
Mit abgeschnittenen Lidern renne ich in die Nacht. Ich will alles sehen, ich will das Schwarz. Ich will das Vergessen sehen. In der Dunkelheit glimmen meine Augenhöhlen wie Brikett. Das Rot und das Schwarz brennen in mir, denn ich sah zu lange hinein, als die Scheiterhaufen loderten.
Ich will mehr sehen.


© Rainer M. Scholz

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