Innenansichten

Glosse zum Thema Täuschung

von  loslosch

Frontis nulla fides (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr.; Saturae). Der Stirn (gilt) kein Vertrauen. Oder: Der Miene kann man nicht trauen.

Die Antike war erfüllt mit Sprüchen über die Deutbarkeit von Seelenlage und Gemüt aus Gestik und Mimik. Der sonst eher nüchterne Cicero tat sich besondes hervor (die Miene, Abbild des Geistes; die Miene, stumme Sprache der Gesinnung; Miene und Stirn sind der Zugang zum Herzen usf.). Er schien wie beseelt von der Vorstellung, stets würden Menschen unfreiwillig einen Blick in ihr Inneres zulassen. Hier setzte mit dem Satiriker Juvenal eine Wende ein. Wenngleich in der Spätantike und noch im Mittellatein die Partei der Naiven numerisch nicht gering war. Auch heute ist diese Partei nicht gering, obwohl die Technik der Verstellung sich quasi zu einer modernen Kulturtechnik gemausert hat. Juvenal lässt grüßen.

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Kommentare zu diesem Text


 idioma (27.11.15)
"obwohl die Technik der Verstellung sich quasi zu einer modernen Kulturtechnik gemausert hat"
unsrer beunruhigenden zunehmenden Verwandtschaft mit den späten Römern setzt Du hiermit quasi das scheißhübsche lächelnde Sahnehäubchen auf......
voll passend auch zum soeben beendeten Roman von Paul Auster
" Die Musik des Zufalls" = voller Falschheit, Heuchelei und miesester Tricks, die - eben leider ganz genau wie im wirklichen Leben - nicht entlarvt bzw. geklärt werden, sondern durch einen völlig überraschenden Schluss ewig unentdeckt ungelöst und unbestraft bleiben.........
idi

 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
nach wiki stammt der roman aus 1992. meine fortbildung mit der suchmaschine.

einiges über den zufall auch  hier.

 Vessel (27.11.15)
der miene ist nicht zu trauen, das ist ja nun inzwischen eine floskel. gute miene zum bösen spiel usw usf.
man müsste es aktualisieren, präzisieren, anpassen! vielleicht folgendermaßen:
der mine ist nicht zu trauen ... noch genauer: der kugelschreibermine beim blanko-unterschriften-verteilen, der sprengmine beim hochgehen und ... natürlich ... der umweltfreundlichen mine mit vielen glücklichen arbeitern mitten im nirvana afrikas. hm ... also: minen ist prinzipiell nicht zu trauen!

 Möllerkies antwortete darauf am 27.11.15:
Auch Kaminen und Terminen kann man nicht trauen, ja nicht einmal den Vitaminen; man denke nur an Kaminbrand, Termindruck und Hypervitaminose.

 loslosch schrieb daraufhin am 27.11.15:
stelldichein der wortspieler mit sehr ernstem hintergrund. (ich glaub, die eigentlichen kv-spieler kommen hier als gastleser gucken, nach der zahl der klicks zu urteilen.)
JamesBlond (63)
(27.11.15)
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 loslosch äußerte darauf am 27.11.15:
sag doch gleich mimikry. das alte wort griech. ursprungs gilt auch für die flora. totus mundus agit histrionem.

(aber wir doch nicht!)
JamesBlond (63) ergänzte dazu am 27.11.15:
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 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
der psychologe hat mal wieder recht, aber ich auch ein wenig: mimesis stammt aus dem griechischen: μιμεῖσθαι, mimeisthai = nachahmen.
JamesBlond (63) meinte dazu am 27.11.15:
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 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
ich habe nur das humoristische abi.

 niemand (27.11.15)
Du musst in der Mikro-Mimik lesen können, Lo, die verrät so manches, mag sich einer noch so an- und verstellen. Es sind Winzigkeiten, welche ihn dann doch verraten. Allerdings muss man die nötigen Antennen hierfür haben
Ich könnte Dir anhand eine Mikro-Mimik sagen, wie sich mein Gegenüber fühlt. LG Irene
P.S. ein kleines Beispiel: Wir waren bei der Tierärztin mit unserem Kater und kamen im Laufe des Gesprächs auf den zuvor behandelnden Tierarzt, mit seinen fragwürdigen Methoden.
Und da ja kein Arzt seine Kollegen schlecht machen würde, hat die Ärztin und ihre Assistentin drumherum geredet, natürlich positiv.
Deren beider Mikro-Mimik in einem winzigen Augenblick sagte jedoch: Solch ein Pfuscher. Man muss allerdings schon ein guter Beobachter sein.
JamesBlond (63) meinte dazu am 27.11.15:
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 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
es ist wie mit star wars, krieg der sterne. hochrüstung bei den angriffswaffen, nachziehen bei der luftabwehr. ich trau mir schon eine menge zu, um mimen zu entlarven ...

but nobody is perfect! lo

 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
@JB: o ja. ich denke an die BMW-erbin susanne klatten und helg sgarbi. auweia. )) die reichste frau deutschlands hatte sich über alle ohren verl... äh blamiert.

helg ist seit 2014 wieder auf freiers f... äh freiem fuß:

 hier.
Graeculus (69)
(27.11.15)
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 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
pfiffig!

mancher, und ich schließe mich gar nicht aus, hält sich für gewieft im erkennen von mimikern. diese perfektion ist praktisch nicht möglich. man setzt sich der gefahr aus, hinter jedem busch lauere ein schauspieler, ordnet dann sogar ehrliche menschen den täuschern zu.

ein bekanntes beispiel: wer als zeuge vor gericht gestochen scharf seine erinnerung herunterbetet, wirkt glaubhaft, wer stockend und zögernd seine erinnerung preisgibt, wirkt wie ein lügner. alles vorurteilsbeladen ...

manche rosstäuscher auf kv lassen sich aber durchaus entlarven. man achte nur auf inkonsistenzen in ihrer argumentation.

 Didi.Costaire (27.11.15)
Ja, auch der finstere zweibeinige Minenleger kann sich eine nach außen hin freundliche Miene zulegen...

 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
ich glaub, es gibt auch vierbeinige minenleger.

 hier.

 Didi.Costaire meinte dazu am 27.11.15:
Absolut. Ich weiß gar nicht, warum man beim Googeln des Begriffes (fast) nur beinlose Kriegsschiffe präsentiert bekommt.

 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
graecu ist experte zum thema. er hat ein buch geschrieben über die direkte militärische nutzung von tieren einst und jetzt.

 EkkehartMittelberg (27.11.15)
Versierte Lügner verraten sich mimisch nicht. Wenn man sie dennoch durchschaut, hat man Brüche in ihrer Rede festgestellt.

 loslosch meinte dazu am 27.11.15:
genau! ich umschrieb es oben mit inkonsistenzen.

die üblichen verdächtigen lesen hier aus der gastposition.
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