Der Künstler und das Moor.

Kurzprosa zum Thema Geburtstag

von  SunnySchwanbeck

Dieser Tag ist so wie du.
Dieser furchtbare Tag Ende Januar, mit seiner Kälte und dem grauen Himmel, der keinen Sonnenstrahl hindurch lässt. Mit dieser Ungewissheit, ob es noch ungemütlicher werden kann, oder ob wir schon froh sein können, dass es wenigstens nicht schneit.
Mich treibt es Heute nicht hinaus, ich genieße die Wärme und Geborgenheit meines Zimmers, den Schutz der Wände, die all die letzten Jahren ertragen mussten, während draußen Stürme tobten, oder hinter ihnen fremde Stimmen.
Du fehlst mir nicht, denn wenn Dinge fehlen, dann nur, weil das große Ganze ohne nicht funktionieren würde.
Doch wir beide funktionieren unabhängig voneinander so viel besser, als wir es gemeinsam je zu vermuten schienen und die Kälte trifft einen am wenigsten, wenn man nicht schutzlos vor ihr nieder kniet.

Es geht um Besuche, um jene die sich in der Ausstellung deines Lebens abspielen würden. Ein stiller Gast, der durch Flure schreitet um die Gemälde an den Wänden zu begutachten. Vielleicht erkennt er Fortschritte, einen Stil den du womöglich gefunden hast und der nun unwillkürlich deine Handschrift trägt. Möglich wäre es, dass du weiterhin ein Überlebenskünstler bist, der seine Liebschaften in Leichenhallen aufbahrt, ihre Körper präparierend damit die Zeit keine Furchen in ihre Haut graben kann.
Doch die Zeit ist einer deiner besten Besucher, denn sie hat schon lange aufgehört dir die Dinge zu nehmen, für die du so verzweifelt versuchst zu überleben. Anstelle von jenen Opfern, genügt es ihr dir ab und zu einen Besuch abzustatten, deine Fotografien und Schriftstücke zu studieren, um festzustellen, dass du noch immer Fäden in den Händen hälst, die an die Herzen von einst Verliebten geknüpft sind.

Vor mir buckelte die Zeit noch nie, kein friedlicher Gast der nach dem rechten sieht, denn bei jedem einholen ihrerseits, zerschlug sie die ersten Anfänge begonnener Gemälde, verschmutzte angerührte Farben oder nahm mir einfach Pinsel und Stift, um mich unbewaffnet zurück zu lassen.
Dir gefiel das, denn so entgingst du dem Schmerze, man könne über dich drüber streichen, man könne dich abschaben, wie vergilbte Tapete von einer zu alten Wand.

Dieser Tag ist so wie du.
Er füttert mich mit Fragen, die meine Lippen nie zu formen wagen würden, weder aus Angst noch vor Wut. Er zwingt mich fröstelnd mit mir allein zu bleiben, meine Schlachten mit mir selbst austragend ohne Gefangene zu nehmen.
Würde ich eines deiner Kunstwerke besitzen dürfen, dann jenes, dass den ersten glücklichen Moment eines Tages im Frühling umreißt, wo ich noch wusste welche Farbe die Blume hatte, die du mir schenktest, oder warum ich dir nie lang in deine schlammigen Augen schauen konnte.
Womöglich spiegelte sich in den Mooren deines Gesichtes eine Antwort, auf jene Fragen, die jeder deiner Küsse in meinem Hals zu ersticken versuchte.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(24.01.16)
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 SunnySchwanbeck meinte dazu am 11.02.16:
vielen dank,
ja.
und ja.

grüßend.
SpellsfromAlaska (18)
(24.01.16)
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 SunnySchwanbeck antwortete darauf am 11.02.16:
ich dank' dir.
manchmal handelt man auch einen waffenstillstand heraus.

liebstes,
s.

 TrekanBelluvitsh (25.01.16)
Wer entwickelt sich? Der Künstler oder der Mensch? Und wer ist "Du" und wer ist "Ich"? Letztlich sind beide Dinge aus der Vergangenheit geboren. jene, die sich dessen bewusst sind, nennt man in der Regel Pessimisten und jene, die es ignorieren können Optimisten. Kriege beginnen Optimisten. Aber das sind nur ein paar Gedanken, die mir gerade kommen und ich weiß nicht, ob sie was mit deinem Text zu tun haben, 'tschuldigung.

 SunnySchwanbeck schrieb daraufhin am 11.02.16:
entschuldige dich nicht, nie, nein.

sterben optimisten dann auch mit einem lächeln im gesicht? und wenn nicht, ab wann gilt man als realist?

knickse sogar,
s.
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