Party

Kurzgeschichte zum Thema Alltag

von  BeBa

Bormann, Firmenchef von Bormann & Co. hatte zu seinem fünfzigsten Geburtstag einige Mitarbeiter zu sich nach Hause eingeladen. Ich mochte Partys nicht, aber mir fiel keine passende Ausrede ein. Also sprang ich über meinen Schatten.
Fröhliches Gelächter erfüllte den Garten. Unter dem Schutz einer Zeltplane bauten Cateringkräfte das Büffet auf. Überdimensionale Sonnenschirme schützten die Gäste vor der immer noch sengenden Juliabendsonne.
"Kleinmann, das freut mich!" Bormann, gerade noch im Gespräch mit einem der Köche am Grill, stürzte auf mich zu. Ein quirliger, etwas unförmiger Mann, 120 kg bei 170 cm Körpergröße. Ich gratulierte und dankte ihm für die Einladung.
"Ach was!", meinte Bormann. "Besorgen Sie sich erst mal was zu trinken. Sie müssen doch durstig sein bei dieser Hitze. Das Essen ist bald fertig. Genießen Sie den Abend, Kleinmann." Sagte es, klopfte mir auf die Schulter und weg war er.   
Ein Blick über die Gäste verriet mir, dass aus meiner Abteilung niemand anwesend war. Blieb also nur Smalltalk mit Leuten, denen ich bestenfalls mal in der Kantine begegnet war. Mit einem Wort: Langeweile. Eine Serviererin mit ihrem Tablett voller bunter Cocktails lenkte mich ab. Ich griff zu, zog lässig einen Schluck aus dem Strohhalm und schaute dabei dem wiegenden Schritt der Dame hinterher. Das ließ sich hier doch gar nicht so schlecht an.
Nun musste ich mich für eine Menschentraube entscheiden, zu der ich mich gesellen wollte. Um die Buchhalter machte ich einen großen Bogen, die Marketingfritzen diskutierten zu elitär. Ich steuerte ein Grüppchen Außendienstler an, als jemand von hinten rief:
"Herr Kleinmann. Schön, dass Sie gekommen sind." Schmitz, mein Abteilungsleiter. Auf keinen Fall wollte ich mit ihm hier den Abend verbringen.
"Wir beide müssen heute unbedingt …", meinte er, "… ach, da ist ja Bormann. Entschuldigen Sie mich, ich muss ihm erst mal gratulieren." Sagte es und ließ mich stehen. Jetzt möglichst schnell unterzutauchen! Zum Glück wurde in diesem Augenblick das Büffet eröffnet. Alles setzte sich in Bewegung und ich schloss mich an. Da hat sich der Bormann aber nicht lumpen lassen, staunte man hinter mir und Sehen diese Hummerschwänze nicht fantastisch aus? Ich nahm zwei Buletten, dazu einen Schlag Kartoffelsalat. Und ein Bier.
Etwas abseits saß die Serviererin an einem kleinen Tischchen und aß einen Salat. Den Empfang der Gäste hatte sie hinter sich gebracht.
"Ist hier noch frei?" Sie schaute zu mir hoch und bot mir mit einer Handbewegung den Platz ihr gegenüber an.
"Feierabend?", fragte ich und setzte mich.
"Ja, sozusagen." Sie lachte.
Ich steckte mir gerade das erste Stück Bulette in den Mund, als sie aufstand.
"Darf ich Ihnen noch etwas mitbringen?", fragte sie.
"Ein Bier wäre gut." Sie kam mit Hummerfleisch, Baguette und Bier zurück.
"Wie gefällt Ihnen denn die Party?", fragte sie mich.
"Na ja, Firmenparty. Ist nicht so mein Ding."
"Was ist denn Ihr Ding?" Was sollte ich sagen? Ich hatte da plötzlich so eine Idee.
"Das könnte ich Ihnen zeigen", meinte ich.
"Aha?" Sie schob sich mit der Gabel ein Stück Hummer in den Mund. Jetzt nur nicht lockerlassen, dachte ich mir. Ich verließ mich auf mein Gefühl für richtiges Timing.
"Was halten Sie davon, wenn wir uns hier verdrücken?"
"Wie?"
"Na ja, ich hätte nicht übel Lust, dem lahmen Haufen hier Adieu zu sagen. Einen Samstagabend kann man besser verbringen."
"Ist das Ihr Ernst?", fragte sie. Da sah ich Bormann auf uns zukommen.
"Kein Wort zum Dicken!", flüsterte ich ihr verschwörerisch zu.
"Zum Dicken?" Da stand der auch schon vor uns.
"Na, Kleinmann? Genießen Sie die Party?"
"Aber sicher, Herr Bormann."
"Und mit meiner Tochter verstehen Sie sich auch blendend, wie ich sehe."
"Aber sicher, Herr Bormann …"

Ich blieb dann noch.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (01.05.16)
Gerne gelesen, trotz einiger minimaler Schlampigkeiten ("Jetzt möglichst schnell unterzutauchen") und etwas zu vieler Dialoge, aber das ist Geschmackssache.

 BeBa meinte dazu am 02.05.16:
Danke, Dieter. In der Tat dind Dialoge Geschmacksache. Ich finde, sie lockern eher auf als dass sie stören. Aber Ansichtssache ...

LG
BeBa
Sätzer (77)
(01.05.16)
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 BeBa antwortete darauf am 02.05.16:
Danke, Uwe. Freut mich, wenn dich die kleine Geschichte unterhalten konnte.

LG
BeBa
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