Das Wahre im Falschen

Aphorismus zum Thema Moral

von  loslosch

Ecce tota mihi vita mentitur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Siehe, für mich lügt das ganze Leben.

Wie ein Aufschrei der Verzweiflung. Seneca schrieb seine Briefe nach dem Rückzug aus der Politik, ab 62 n. Chr. Im Kern eine Selbstrechtfertigung. Worte eines am Ende des Lebens Gescheiterten. Spiegelung des eigenen Lebensweges an der Lebenswirklichkeit. Aus moderner Sicht ohne Hintergrundwisssen: Typisches Altersjammern.


Anmerkung von loslosch:

Seneca, Erzieher und später engster Berater von Kaiser Nero, zog sich 62 n. Chr. ins Private zurück, als auch ihm die Espakaden und Exzesse zu viel wurden. Vorher war er in Komplotte und Intrigen verwickelt, hatte selbst schmutzige Hände.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (18.05.16)
Erinnert an die Leute, die sagen. "Wie konnte mir so ein Fehler nur passieren." Und man muss ihnen dann antworten: "Es ist dir nicht passiert, du hast es gemacht.

 JohndeGraph meinte dazu am 18.05.16:
Guter Kommentar dazu, denn das trifft es ganz genau. Grüße J.d.G.
(Antwort korrigiert am 18.05.2016)

 loslosch antwortete darauf am 18.05.16:
spitzenreiter in der formulierkunst ist nach wie vor margot käßmann: "ich habe mich nicht wiedererkannt." (nach ihrer sufffahrt.)

1939 brach der 2. WK aus. (klingt wie ein naturereignis.)
Graeculus (69)
(18.05.16)
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 loslosch schrieb daraufhin am 18.05.16:
das zitat ist eine umschreibung der überschrift. (mich verstört im nachhinein, dass unser seliger lateinlehrer karl mohr nie ein kritisches wort über seneca verlor. vllt. hat nero den opportunismus seines lehrers erkannt, was seinen charakter gänzlich verdarb.)
Graeculus (69) äußerte darauf am 18.05.16:
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 loslosch ergänzte dazu am 18.05.16:
sicher der klassiker, von theodor wiesengrund.

 niemand (18.05.16)
Na, ja, Lothar, wer seine Erfahrungen mit dieser Welt hat [und die hat man nur im Alter] wird ganz sicher nicht: Welch eine wundervolle, liebevolle, ehrliche und solidarische Welt haben wir doch und wie toll sind wird Menschen -Arie singen können.
Es sei denn er ist ein alter Ochse, oder eine kumme Duh
Ich denke, diese Jubel-Arien schaffen nocht nichtmal alle Jungen, obwohl man es bei denen verstehen könnte, wenn sie so sängen.
Doch auch da gibt es die Denkenden, die Kritischen.
Selig sind jedoch die sich fortdauernd Vergnügenden, denn ihr Zentrum liegt [der Mensch als Haus betrachtet] im Party-Keller
und nicht im Oberstübchen. LG Irene

 loslosch meinte dazu am 18.05.16:
die jungen leute von heute werden oft als tralala-generation abgestempelt. man sollte das aber nicht verallgemeinern. die spaßgesellschaft erreicht auch manche älteren semester.

 niemand meinte dazu am 18.05.16:
Es gibt überall natürlich auch olte Achsen und kumme Dühe.
Das sind die, welche als Pubertätsknubbel enden werden.
Frag doch mal die Werbewelt, weshalb und warum sie ihrem Trallala-Weltbild dermaßen frönt. Sie weiß halt wie sie die besagten nehmen soll. Natürlich sollte man nicht verallgemeinern,
so also auch die Aussage, dass Alte nur jammern.
(Antwort korrigiert am 18.05.2016)

 HarryStraight (26.05.16)
Ich sehe darunter die Frage wer lügt - das Leben oder er. Er entscheidet sich für das Leben, attribuiert es nach außen. Doch wer das Leben angreift trifft sich selbst, schließlich ist es unser Leben.

 loslosch meinte dazu am 26.05.16:
es muss nicht immer so sein, aber bei seneca bestätigt es die biografie.
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