Von Senecas Todesahnungen

Glosse zum Thema Sterben

von  loslosch

Bene autem mori est libenter mori (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). In rechter Weise (in Würde) zu sterben aber heißt freimütig (in innerer Bereitschaft) zu sterben.

Der alte Stoiker (mit der Fähigkeit zur Selbstbeherrschung) war nicht nur rhetorisch sehr beschlagen, er konnte auch unter dem Druck der Ereignisse, den vorausgeahnten Todesdrohungen seines ehemaligen Ziehsohnes Nero, dezent um Mäßigung bitten. Nicht immer ist ihm das gelungen. Das mag so manchen Übersetzer dazu veranlasst haben, diese sprachlich schlichte Aussage trivial, banal, ja schwülstig ins Deutsche zu übertragen, wie folgt: Gut sterben aber heißt gern sterben.

Hätten Neros Spione und Sendboten diesen Spruch in gleicher Weise interpretiert, wäre Seneca im Schnellverfahren in den Selbstmord getrieben worden. Der Stoiker (und Opportunist) war klug genug, das stoische Gedankengut angemessen zu verpacken:

In Würde zu sterben heißt in innerer Bereitschaft zu sterben.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (23.06.16)
Vielleicht auch einfach nur der Versuch, die Geburt zu konterkarieren, deren Tag und Grund niemand selbst bestimmen kann.

 loslosch meinte dazu am 23.06.16:
i. a. von seneca: nein.

 Didi.Costaire (23.06.16)
Im Gegensatz zum alten Stoiker ist der alte Stoiber rhetorisch so beschlagen, dass er erst aufhört zu atmen, wenn er den Satz, den er vor Jahrzehnten begann, irgendwann zu Ende gesprochen hat, und dafür lässt er sich noch viel Zeit... :D

 loslosch antwortete darauf am 23.06.16:
stoible und schäuber, alles keine stoiker ...
Aron Manfeld (46) schrieb daraufhin am 24.06.16:
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Graeculus (69)
(23.06.16)
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 loslosch äußerte darauf am 23.06.16:
eine kauzige ermutigung. sie kann sogar hifreich sein.
Graeculus (69) ergänzte dazu am 23.06.16:
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AfD (38) meinte dazu am 23.06.16:
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 loslosch meinte dazu am 23.06.16:
mit einem spektrum von summa cum laude bis rite.

 Dieter Wal (23.06.16)
Senecas Nähe zu Epikur gefällt mir gerade auch bei der ars vivendi, ars moriendi, so dass ich mehrfach alle seine Briefe und Dramen las und lesen werde.

 loslosch meinte dazu am 23.06.16:
man muss natürlich den zeitgeschichtlichen hintergrund sehen und senecas jeweilige lebensumstände mitbedenken. da fällt auch schon mal ein zäckchen aus der krone.

 Dieter Wal meinte dazu am 23.06.16:
Deshalb heißt das Musical auch nicht Seneca-Superstar, sondern Jesus Christ Superstar.

 loslosch meinte dazu am 23.06.16:
der war gut!
Aron Manfeld (46) meinte dazu am 24.06.16:
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Aron Manfeld (46)
(23.06.16)
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 loslosch meinte dazu am 23.06.16:
da muss kein zusammenhang bestehen. meine mutter, hochgradig dement, starb jenseits der 90 in der tomographenröhre. meine deutung: stress und todesängste und dann das kommando des personals: jetzt nicht mehr atmen ... (söhne bzw. töchter können oft ihre mütter besser analysieren als jeder andere!) lo
Janna (66) meinte dazu am 23.06.16:
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 loslosch meinte dazu am 23.06.16:
@piccolo: du spielst auf das kommando "nicht mehr atmen" an. dazu eine kl. vorgeschichte 20 jahre eher. meine mutter berichtete mir, sie habe beim röntgen das kommando "jetzt wieder atmen" vermisst und nach luft gejapst!!!
Janna (66) meinte dazu am 23.06.16:
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 loslosch meinte dazu am 23.06.16:
höher gestellte instanzen ...

witzig und treffend! genauso hat sie umgekehrt ihren sohn behandelt, vor und während der demenzphase.
Aron Manfeld (46) meinte dazu am 24.06.16:
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