Als Tilopa der Schuh drückte

Anekdote zum Thema Erlösung

von  LotharAtzert

Der Philosophieprofessor Grindlogos, der nicht in Logos und Mythos die Zwillingseinheit des Daseins zu erkennen gedachte, bevorzugte es, von Logos und Antilogos zu sprechen und entwickelte daraus ein einzigartig bizarres, weil wurzellos-zeitgemäßes Weltbild. Glatte Haare hießen da zum Beispiel Antilocken und seine Schüler erzählten die Anekdote, wie er nach Afrika aufbrach, um dort Vorfahren der Antilopen zu finden - Lopen nämlich, welche die Richtigkeit seiner dualistischen Denkweise bestätigen sollten.
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Naropa, ebenfalls Professor, nämlich von der fernöstlichen Nalanda-Universität (Nord-Indien, 5. bis 12, Jh. - danach vom Islam zerstört) und ebenso der alles aufspaltenden Logik zugetan, begegnete unterwegs eines Tages dem sonderbaren Yogi Tilopa, von dem er verrückte Dinge hörte, die er natürlich nicht glaubte. Dieser sah seinerseits aber sofort, daß nur Weniges erforderlich sei, um Naropa vom Wahn des Zerdenkens zu befreien und unterwies ihn in verschiedenen Meditationsmethoden, welche jedoch alle erfolglos blieben, da der Unterwiesene weiterhin mehr an der Begründung des Dharmas hing, als jenen zu praktizieren.
Irgendwann zog Tilopa seinen Schuh aus und schlug ihn dem Professor auf den Kopf und es heißt, das sei der Moment gewesen, wo Naropa spontan erwachte.
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Liebe Kinder, nicht nachmachen! Natürlich ging dem einiges voraus, das wir heute nur ahnen können, Eines davon ist alledings überliefert: wie Naropa einmal auf einem Gebirgspfad zu Tilopa wandern wollte, der so schmal war, daß nur eine Person darauf gehen konnte. Auf der einen Seite ragte die Felswand hoch, auf der anderen befand sich ein viele hundert Klafter in die Tiefe gähnender Abgrund.
Das Schicksal wollte es, daß ihm ausgerechnet ein altes Weib mit den soundsovielen Zeichen absoluter Hässlichkeit entgegen kam - Fratze, Hängetitten, verfilzte Fetthaare, einzahnig, dazu Oberlippenbart und so weiter. Er hätte sie, eng an sich gedrückt, nur vorbei heben müssen und beide hätten ihren Weg ungehindert fortsetzen können. Aber Naropa würgte, übergab den Mageninhalt - Chapatis mit Buttertee - dem Abgrund, wandte sich um und floh, so schnell er konnte. Da löste sich die Erscheinung hinter ihm in Licht auf und er hörte das höhnische Gelächter seins Wohltäters Tilopa ...
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Naropa wurde später der Lehrer des Bauern Marpa, jenes Mannes, der Tibets großen Dichter Milarepa im Dharma unterweisen sollte ... Ob unser Professor Grindlogos auch soviel gutes Karma in Afrika gesammelt hat, wir sagen ja Antifrika-Dellen zu Beulen, weiß Buddha allein.

 Sloe Gin
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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(02.07.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.16:
Willkommen im Dellbeulenpest-Club.
Laß feiern uns synthesebarsch
den einzig wahren Anti-Arsch.

 toltec-head (02.07.16)
Seltsam, dass Esoterik immer auf zweitklassige Musik hinauslaufen muss.

Was hältst du von Aivanoh und warum siehst du nicht so schön aus?

 LotharAtzert antwortete darauf am 02.07.16:
Der Musikgeschmack - Bauernfängerei, klar! (Der Buddha auf dem Klavier war schuld:-)
Esoterik nennen Unwissende all das, was sie ängstigt. Der Dharma wird vor niemandem verborgen und über Aussehen reden wir, sobald Dein authentisches Foto hochgeladen ist.
Meintest Du den Bulgaren Aivanhov? Das wäre vielleicht was für Professor Grindlogos - aber der steht mehr auf Zen, weil Zen sich besser antizentrieren läßt.
Ich persönlich folge meinem Kagyudpa- und Ningmapa-Lehrer, der seinem Lehrer, jener seinem (Die Linie - Du kennst das Wort sicher vom Koks) ... und so landet alles wieder dort, wo es herkommt - bei Buddha Shakyamuni.
Danke
swetlana (51) schrieb daraufhin am 02.07.16:
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 LotharAtzert äußerte darauf am 03.07.16:
Zuviel der Ehre, ich werde ja rot. Danke Swetlana.
Gruß
Lothar
Festil (59)
(29.07.16)
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 29.07.16:
"Dennoch sind wir alle so oder so"
- das ist es - warum bin ich da nicht schon selbst drauf gekommen?
Nein, Quatsch - Du bist wirklich sehr bemerkenswert und das sage ich nicht aus Gründen der Schmeichelei.
Aber überschätz mich nicht - sonst geht es Dir irgendwann wie Babette.
Danke Dir.
bin ich mir selbst dankbar - auch nicht übel ...;-)
L.

 LotharAtzert meinte dazu am 30.07.16:
Was das Inspirieren Anderer betrifft, so wäre ich schon zufrieden, wenn eine kleine Leserschaft, meinetwegen so bis zu 10 Leser, einmal erreicht würde - aber das ist mir schon zu Autorenwebzeiten nicht gelungen. Jeder "Religiöse" kocht sein eigenes Süppchen, siehe Bluebird, (und von Jack will ich garnicht reden) den selbst mein Vergleich mit den Germanen, die erst geeint wurden, als die Römer schon da waren und jetzt steht praktisch der IS vor der Haustür ... all das interessiert den Deutschen nicht. Hauptsache Meinungen wiederholen und in Metaphern suhlen.
Aber gut, aber gut, ich mach weiter, wie bisher und freue mich, einen Leser, wie Dich zu haben - auch wenn sich Deinen schriftstellerischen Texte mir bisher noch nicht so recht erschlossen habe, was auch ein bißchen mit der von Dir bevorzugten Kleinschreibung zusammen-hängt.
So, das wollte ich noch loswerden.
Schönes Wochenende für euch beide - liest sie eigentlich auch? Brauchst mir jetzt nicht zu antworten, aber vielleicht mal gelegentlich ...
Gruß
L.
Festil (59) meinte dazu am 31.07.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 02.08.16:
In der Tat war ich ein Dichter im 19. Jh. Du wirst verstehen, daß ich keinen Namen nenne und auch auf Anspielungen verzichte - der Geheimdienst liest jedes Wort mit;-(

Mozart, soso. Na wenigstens Wassermann und a Zauberflötl. Ich fass mich kurz, weil jemand mal sagte "langer Redefluß endet im Meer der Geschwätzigkeit".
Gruß
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