Affenpfote

Sonett zum Thema Absurdes

von  Isaban

Die Schnuppe sprang, mein Wunsch sprang hinterher,
ich ging nach Haus. Er wartete auf mich.
Ja, er war da. Ein Augenblick verstrich,
dann sprach er. Seine Worte klangen leer,

als ob ein Fremder spräche und nicht er,
als ob der Text aus einem Drehbuch käme.
Er sagte mir, dass er sich furchtbar schäme,
dass es ein Fehler war. Es fiel ihm schwer,

mir ins Gesicht zu schauen. Ich verzieh,
ich wollte es so gern. Welch Idiotie!
Er nahm mich in den Arm, doch sah mich nicht,

die Augen dicht mit Schuld, Pflicht und Verzicht
auf das, was ich nicht war. Die Ironie:
Jetzt sitz er brav bei mir und liebt doch sie.

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Kommentare zu diesem Text


 makaba (17.07.16)
Oh wie schmerzhaft gut du das verdichtet hast. Da schluckt man bei jeder Zeile und der Abschluss ist wirklich heftig.

Sehr gutes Sonett, liebe Isaban!

mit lieben Grüßen
makaba

 Theseusel (17.07.16)
Selbstbetrug schadet auch anderen.

 Reliwette (18.07.16)
hallo Silbenfee,
ich muss jetzt einmal deutlich von dem Sonett als Gedichtform (wie immer sehr gekonnt!) und der eigentlichen Aussage unterscheiden.

Du erregst Mitleid, Verständnis! Aber willst Du das eigentlich?
Ich würde Dich spontan in den Arm nehmen und Dich trösten wollen.
Muss dazu sagen, ich habe noch viel Schlimmeres in einer Ehe/Partnerschaft erlebt. Das allerdings würde ich niemals zum Inhalt
einer nach außen gerichteten Poesie machen.

Ich grüße Dich sehr herzlich!
Der Meermann

 Isaban meinte dazu am 20.07.16:
Ich auch nicht, Meermann. Nicht LI mit der Autorin verwechseln, hm?

Herzliche Rückgrüße aus dem brütenden Kitzingen


Sabine

 gitano (22.07.16)
Liebe Isaban,
ein wunderbar in der Stimmung verdichteter Text mit nie langweilig oder monoton wirkenden sprachlichen Mitteln.
Schöne Kurzsätze in S1 zur Szenerie, Vergleiche in S2 und die Kontrontation in S3/4 istwunderbar zugespitzt. Besonders freut mich, das inhaltlich ein typisch weiblicher Aspekt (das verzeihen wollen..wg. Pflicht,und der "Verzicht") aufgegriffen wird.
Einzig Z14 erscheint mir nicht recht stimmig:
Jetzt = Tempus Gegenward und gleich danach"saß" als Präteritum..das liest sich wie eine Notlösung - nach all den sehr ausgefeilten Formulierungen.
Warum nicht einfach im Jetzt (Präsens) abschließen?
z.B. (nur als Stupserle gemeint)
"Er sitzt jetzt brav bei mir und liebt doch sie."

Schöner Text, gern gelesen
gitano

 Isaban antwortete darauf am 23.07.16:
Hallo Gitano,

herzlichen Dank für die Auseinandersetzung mit meinem Text und die freundliche Rückmedung. Dein Vorschlag zum letzten Vers überzeut mich sofort, ich Kau mal deine Idee und bau um - merci beaucoup!

Liebe Grüße

Sabine
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