Lebenselixier im Spiegel der Epochen

Erörterung zum Thema Bildung/ Wissen

von  loslosch

Oportet esse (esse = edere), ut vivas, non vivere, ut edas (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Rhetorica ad Herennium; die Urheberschaft ist nicht gesichert - ein alter Gedanke des Sokrates aus dem 4./5. Jh. v. Chr.). Man muss essen, um zu leben, nicht leben, um zu essen.

Der berühmte Spruch fand in Spätantike und Mittelalter weite Verbreitung. Inzwischen ist an seine Stelle der für eine arbeitsteilige Wirtschaft prägendere gerückt: Man muss arbeiten, um zu leben, nicht leben, um zu arbeiten. Der Perspektivenwechsel ist wohl ein Indiz dafür, dass die schreibende und philosophierende Zunft der Antike sich um ihr leibliches Wohl kaum sorgen musste. Man verfügte über seine Dienerschaft in Gestalt quasi rechtloser Sklaven. So löst sich das scheinbare Paradox auf, dass in den ärmlichen Lebensverhältnissen der Antike ein Spruch die Runde machte, der das Essvergnügen relativierte, während in der modernen Wohlstandsgesellschaft die Arbeit als notwendiges Übel in den Fokus rückt. Damals, als die Zahl der Alphabetisierten vermutlich bei maximal 5 % lag, schrieb eben nur die begüterte Schicht, mit Ausnahme einiger weniger talentierter Sklaven wie z. B. Publilius Syrus. (Statistische Quellen? - Fehlanzeige!) Folge davon war ein verengter Blickwinkel der Eliten.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (01.09.16)
Man hätte vor Christi Geburt Autor sein sollen.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 01.09.16:
die zahl der leser wäre aber kleiner gewesen als heute. lo

 Jorge (01.09.16)
Eine lesenswerte Erörterung oder eigentlich Erwörterung.
Nachtsaludos
Jorge

 loslosch antwortete darauf am 01.09.16:
nach erneutem kugeln: weltweit soll die analphabetenrate in niger am höchsten sein, bei 80% liegen. für die antike gibt es nicht mal schätzungen. ob ich mit unfundiert geschätzten 95% der antike zu hoch liege?

eines tages wird loslosch als seriöse quelle zitiert. lo

 Jorge schrieb daraufhin am 02.09.16:
Wenn ich das dann noch lesen kann trinke ich ein Glas auf dein Wohl. lol lo
Graeculus (69)
(01.09.16)
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 loslosch äußerte darauf am 01.09.16:
es dürfte schon ein spruch der oberschicht gewesen sein, den cicero eingearbeitet hat. ich werde die formulierung zur alphabetisierungsrate etwas abmildern, nicht mehr deutlich unter 5%, sondern bei max. 5%.
heilerfeld (33)
(01.09.16)
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 loslosch ergänzte dazu am 01.09.16:
ja, die gabs. die meisten kämpften um ihr leben.
heilerfeld (33) meinte dazu am 01.09.16:
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 Dieter Wal meinte dazu am 01.09.16:
"Der Sabbat dient dem Menschen, nicht der Mensch dem Sabbat." Auch ein Spruch, der einem nahelegen könnte, griechische Bildung war auch in Galiläa zu Jesu Zeiten relevant. Und sie war es.
heilerfeld (33) meinte dazu am 01.09.16:
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 loslosch meinte dazu am 01.09.16:
jedenfalls nicht gegen den willen der minerva (invita minerva). röm. göttin der künste und wissenschaften.
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