Die Krux mit den Leerformeln

Gedanke zum Thema Vorurteile

von  loslosch

Naturam abscondit, cum improbus recte facit (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Seine (wahre) Natur verbirgt der Böse, wenn er in rechter Weise handelt.

Spätestens beim zweiten Lesen wird das Tautologische der Aussage klar. Ein Schuft ist ein Schuft ist ein Schuft. Der arglose Umgang mit Leerformeln war schon immer weit verbreitet. Aussagenleere Sätze sind nicht selten manipulativ einsetzbar. Man denke an die Hexenprozesse des Spätmittelalters und der Neuzeit in Mitteleuropa. Mit dieser Sentenz konfrontiert, bleibt dem unschuldig Angeklagten keine rationale Strategie der Verteidigung. Alles, was er zu seiner Entlastung vorbringt, gerät ihm zum Nachteil. Vorsicht vor den scheinbar harmlosen Leerformeln.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (04.10.16)
Dieses Denken ist doch fest in uns verankert. Warum registrieren wird denn Straftäter? Deshalb!

 loslosch meinte dazu am 04.10.16:
man sollte aber nicht die amtliche kriminalstatistik beenden!

 EkkehartMittelberg (04.10.16)
Erkläre mir doch bitte, weshalb es sich hier um eine Tautologie handelt.
Ich meine, es ist eine von einem Pessimisten getroffene Aussage, die zuweilen zutrifft, zuweilen auch nicht.

 loslosch antwortete darauf am 04.10.16:
die sentenz unterstellt einen bösen charakter. wenn dieser typ was gutes tut, bleibt er ein böser typ; denn er verbirgt seine wahre natur. das ist eine leere aussage. problem dieser leeformel bleibt aber, dass der fall der inneren läuterung ausgeschlossen wird! das macht die sentenz so manipulativ verwertbar.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 04.10.16:
Ich denke,dass es wirklich böse Menschen gibt, die etwas Gutes tun, um ihre Bösartigkeit zu kaschieren, und halte die Aussage deswegen nicht für leer.
Wenn aber eine innere Läuterung nachweisbar ist und sie wird dennoch verwendet, ist sie tatsächlich manipulativ und auch in diesem Falle nicht leer.
Graeculus (69) äußerte darauf am 04.10.16:
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 loslosch ergänzte dazu am 04.10.16:
griechische sentenzen sind mir nicht fremd. "im anfang war das staunen." (liegt noch im puffer.)

 niemand (04.10.16)
... vorausgesetzt man weiß, dass der Betreffende wirklich böse ist
und nur so tut ... Wie schnell werden doch einzelne Individuuen
zur "bösen" abgestempelt. Manchmal reicht es schon eine andere Meinung zu haben, als der Rest der sie Umgebenden.
Läuft man in deren Augen nicht rund, wird die passende Schublade geöffnet. Umgekehrt genauso, schnell wird jemand zum Guten auserkoren, nur weil er weiß wie man mit anderen
spielen kann, wie man sie manipuliert, so dass sie gleich bereit sind ihm allerzeit Güte anzudichten usw. uns so fort.
LG Irene
(Kommentar korrigiert am 04.10.2016)

 loslosch meinte dazu am 04.10.16:
du setzt noch ein paar wunderbare klötzchen ums aussagenlogische dingens herum. lo
Festil (59)
(05.10.16)
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 loslosch meinte dazu am 05.10.16:
mein ansatz ist ja ein ganz schlichter:

"... verbirgt der Böse, wenn er (sc: der Böse!) in rechter Weise handelt." aus dem automaten fällt das heraus, was publilius syrus oben reingesteckt hat.
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