Ein Meister des Streichens

Gedicht zum Thema Jahreszeiten

von  EkkehartMittelberg

Du färbst die Blätter und kelterst den Wein,
verzauberst die Welt mit goldenem Schein.
Doch während Poeten die Schönheit preisen,
willst du das Wesen der Dinge beweisen.

Du bläst in die Blumen und rüttelst die Bäume,
verwehst die Blätter, verwirbelst die Träume,
lässt Raureif fallen auf Sommerpracht,
kerbst Furchen ein in stürmischer Nacht

und nach deinem wilden verwegenen Ritte
betrachtet man klare Scherenschnitte,
zurückgestellt sind alle Uhren,
im Herbstlicht leuchten die Konturen.

© Ekkehart Mittelberg, Oktober 2016

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 loslosch (07.10.16)
bis zum 30.10. ist aber noch ein weilchen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
"Sei allem Abschied voran" (Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus XIII)
Sätzer (77)
(07.10.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 07.10.16:
Man darf es versuchen.
LG
Ekki
Suse64 (54) schrieb daraufhin am 07.10.16:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Sätzer (77) äußerte darauf am 07.10.16:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 07.10.16:
@Suse64 Das freut mich, Suse.Danke.

 TrekanBelluvitsh (07.10.16)
Ziemlich kraftvoll, der Kamerad Herbst, kann vor Kraft kaum gehen und weiß nicht immer wohin damit - oder er hat einfach als Erster und zu sehr vom Wein gekostet ... und taumelt etwas ...
;-)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Danke, Trekan, er weiß aber, was er will, denn er beweist sich zweimal: zunächst als Schöpfer schönen Scheins und dann als Meister, der die Dinge auf das Wesentliche reduziert, auf die laubfreien klaren Konturen.

 sensibelchen13 (07.10.16)
Ein schönes Herbstgedicht, gefällt mir sehr.

Lieben Gruß
Helga

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Danke, das freut mich, Helga.
Liebe Grüße
Ekki

 tulpenrot (07.10.16)
Es gibt Herbstgedichte und Herbstgedichte. Deines ist ein Gedicht.
Nimbus (41) meinte dazu am 07.10.16:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Gracie für diesen Kommentar, Tulpi, den ich nicht vergessen werde.

 tulpenrot meinte dazu am 07.10.16:
... und auch nicht die beiden Sternchen vergessen ... büdde . In deinem Text gibt es so viel Gelungenes auf einmal - ich will es nicht zerreden - andere haben es ja auch schon entdeckt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Ich werde bestimmt auch die Sternchen nicht vergessen, Tulpi.
Danke auch dir, Heike.
Gerhard-W. (78)
(07.10.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Danke, Gerhard, das freut mich.

 niemand (07.10.16)
Das ist ein wirklich schönes Herbstgedicht, das zu gefallen vermag. Wobei ich den Titel auch als besonders gelungen empfinde. Dieses Streichen [Anstreichen/Anmalen] farblich betrachtet und das Streichen im Sinne vom Reduzieren der Dinge [als Rotstift gewissermaßen]=auch eine Verbindung zur Farbe LG Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Merci vor allem dafür, Irene, dass du den Doppelbezug des Streichens entschlüsselt hast.
LG
Ekki

 Vaga meinte dazu am 07.10.16:
Und noch eine dritte Deutungs- bzw. Streicheleinheit zum Titel möchte ich beipflichten: Der Herbst ist ein Synonym für das Verstreichen der Zeit - zumindest weist er uns auf dieses Phänomen, auf anschauliche Art und Weise, immer wieder hin.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Das stimmt, Vaga. Danke.

 TassoTuwas (07.10.16)
Hallo Ekki,
hattest du nicht neulich die Frage gestellt, "Darf man heute noch Herbstgedichte schreiben?"
Das ist die beste aller Antworten!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Es ist natürlich Geschmackssache, ob es die beste ist, Tasso. Aber ich freue mich, dass du es so siehst.
Herzliche Grüße
Ekki

 idioma (07.10.16)
Das zu beweisende Wesen der Dinge
modifiziert das Streichen
zwischen den Zeilen
zum Ausstreichen/Auslöschen....
idi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Ja, so kann man es auch sehen, Idi. Aber es bleibt ja immer noch genug für die klaren Konturen. Merci.
Absinth (62)
(07.10.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Lieber Absinth, auf jeden Fall werden die Jamben aufgelockert, ob durch Anapäste oder Daktylen ist nicht so entscheidend. Du sagst es ja mit dem Betonungsverständnis.
Deine Anmerkung über die Wirkung des Paarreims ist ganz in meinem Sinne.
Deine Abschlussverse lassen mich verständnisinnig schmunzeln.Gracias.
BG
Ekki
(Antwort korrigiert am 07.10.2016)
wa Bash (47)
(07.10.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Danke, waBash. Schön, dass dir der Inhalt gefällt, die Form hat in diesem Falle keine symbolische Bedeutung.

 monalisa (07.10.16)
Vielleicht könnte ich deine Verse so zusammenfassen, jedenfalls ging mir Folgendes durch den Kopf:

Der Herbst schafft mit Nachdruck in Wirbelwindhast
sein Kunstwerk, streicht grellbunt die Blätter der Bäume,
Entbehrliches weg und befreit von Ballast.
So zeigt er puristisch entblößt jeden Ast,
eröffnet verwandelte Sichten und Räume
für winterlich stille, versonnene Träume.

Ein Detail am Rande, vielleicht könntest du (sicher könntest du, wenn du wolltest) die Dopplung von schön/Schönheit (V3 und V4) vermeinden?

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.10.16:
Wunderbar, Mona, die Interpretation wird selbst zum Gedicht und trifft es genau. Herz, was willst du mehr. Gracie.
Wegen der Dopplung von schön und Schönheit habe ich bei der Niederschrift und jetzt noch einmal lange überlegt und Ersatzproben gemacht. Es ist mir keine Änderung gelungen, die die Aussage nicht verfälschte, weil es mir ja darum ging, der schmelzenden Schönheit des Frühherbstes die herbe Schönheit des Spätherbstes gegenüberzustellen.
Aber vielleicht hast du auch dazu eine Idee.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 08.10.16:
’... mit goldenem Schein’ fällt mir da ganz spontan ein, ist dir vielleicht gar zu geläufig? oder ’prächtigem Schein’? Die ’Schönheit ’ zu ersetzen ist schwieriger, denke ich, ’Herrlichkeit’, ’Kostbarkeit’ ... ?
Aber wenn du beide Male bei ’schön’ bleiben möchtest, ist das doch auch schön ;), lieber Ekki.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.10.16:
Merci, Mona, das hilft mir weiter: mit goldenem Schein

 AZU20 (08.10.16)
Ich mag noch nicht daran denken, aber schön geschrieben. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.10.16:
Danke, Armin, du hast bestimmt die richtige Perspektive, wenn der Spätherbst kommt.
LG
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram