Wahrheit und Irrtum - am Beispiel herumfliegender Steine

Essay zum Thema Geister

von  Bluebird


"Da fliegen doch Steine durchs Zimmer, wenn ich mich nicht irre" ( Sam Hawkens, Freund von Old Shatterhand)
Wir haben ja alle so unsere  geglaubten Wahrheiten undÜberzeugungen. Ansonsten könnten wir keinen Schritt vor den anderen setzen. Gleichzeitig wissen aber auch die meisten, dass sie sich auch irren können. Also das eigene Weltbild oderLebenskonzept - theoretisch und praktisch - aus den Fugen geraten kann.
   
Man sollte aber in diesem Zusammenhang nicht unterschätzen, dass mit zunehmender Lebensdauer das eigene Weltbild sich festigt und der Glaube an die eigene Irrtumsfähigkeit abnimmt. Oft hält man hartnäckig an der eigenen Weltsicht fest, obwohl the cold facts schon eine deutlich andere Sprache sprechen. Zumindest einen Zweifel rechtfertigen würden.
  So erlebe ich zum Beispiel bei Menschen mit einem naturalistischem Weltbild, dass sie sich oftmals mit Händen und Füssen dagegen wehren die Existenz paranormaler Vorgänge anzuerkennen. Von Lüge und Selbst-Täuschung sprechen.
    Oder aber, wenn sie das Paranormale unter dem Faktendruck anerkennen im gleichen Atemzuge betonen, dass es natürliche Vorgänge seien, die man nur jetzt noch nicht (wissenschaftlich) erklären könne. Es sei - auf gar keinen Fall - übernatürlich.

Ein klassischer Fall für jemanden, der um paranormale Vorgänge weiß, ihnen aber keinen übernatürlichen Status zubilligen will, ist Walter von Lucadou, der Leiter des Parapsychologischen Instituts in Freiburg, (der mir übrigens persönlich recht symphatisch ist):

Ein Parapsychologe sollte kein Spinner sein, der selbst an Gespenster glaubt. Das sind Zerrbilder, Klischees, die bedient werden. Ein Parapsychologe sollte ein nüchterner Wissenschaftler sein, der menschliche Berichte ernst nimmt. (Walter von Lucadou in einem Interview)
Nun sollte man nicht jedes Wort gleich auf die Goldwaage legen, was in einem Interview gesagt wird. Aber es ist klar, dass von Lucadou von Geistern als Erklärungsursache von paranormalen Phänomen nichts hält. Aber dass es rätselhafte Spukfälle gibt, steht für ihn außer Frage:
Spukfälle sind viel häufiger als man meinen könnte. Aber das ist nicht so sensationell wie in Filmen, wo Parapsychologen in ein Haus gehen, eine Kamera aufstellen und bizarre Dinge sehen. Oft erzählen Betroffene einfach nur: Bei mir im Haus lag auf einmal etwas, was vorher nicht dort war. Oder, dass etwas verschwunden ist.
    Wir können keine spektakulären Thesen aufstellen, sondern oft höchstens feststellen: So wie es aussieht, haben Sie sich das nicht alles eingebildet. Zusammengefasst sind die meisten paranormale Phänomene keine Geschichte mit einem tollen Plot. Sondern irritierende Beobachtungen, die man schlecht einordnen kann - und die den Betroffenen dann entsprechende Bauchschmerzen bereiten.
  Wir haben pro Jahr etwa 3000 Anfragen, teils sogar aus dem europäischen Ausland. Wir sind ständig überlastet und können viele Einzelfälle gar nicht so intensiv bearbeiten, wie es notwendig wäre. Ein weiteres Problem: Nach Umfragen haben ungefähr zwei Drittel der Bevölkerung schon "ungewöhnliche" Erfahrungen gehabt. Dennoch gibt es keine Lehrbücher der Psychologie, in denen ausführlicher auf diese Problematik eingegangen wird. Das finde ich beinahe bizarrer als die Erlebnisse, mit denen die Menschen zu uns kommen.
Auf Nachfrage schilderte von Lucadou dann ein recht anschauliches Beispiel:
Ich bin ja bei Spukfällen dabei gewesen. Es gab einen Fall, als uns erzählt wurde, dass in einer Wohnung Steine herum fliegen würden. Es war tatsächlich so: Dass Steine teilweise sogar durch die Fenster folgen. Das mussten wir erst einmal zur Kenntnis nehmen.
  (Interviewer;): Da hat halt jemand mit Steinen geworfen, oder?
Nein. … Wir haben ihr genau auf die Finger geschaut, sie aber nie beim Werfen erwischt.
Wer dann wie Lucadou „Geister“ als Verursacher auschließt, muss natürlich nach einer anderen Erklärung suchen:
Unser rational-wissenschaftliches Modell sah dann so aus: Dieser Spuk hat die Funktion einer psychosomatischen Reaktion. Wie das im Einzelnen funktioniert, weiß man heute noch nicht.
Im Klartext: Innere psychosomatische Vorgänge in der Person bewirken, dass – wie von Geisterhand geschleudert – Steine im Zimmer umherfliegen.
    Ganz ehrlich, selbst ohne meine spiritistischen Erfahrungen aus dem Jahre 1985 (dazu später mehr) würde mir das Geister-modell plausibler erscheinen.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (12.10.16)
Der Essay gibt Anlaß zur Reflektion über Ralf Wolters Verkörperung des Sam Hawkens (nicht "Hawkins") in sechs Winnetou-Kinofilmen. Wolters Werk hätte mal ein Retrospektive verdient, finde ich, der Berliner (Jahrgang 1926) ist immer noch aktiv!
Graeculus (69)
(12.10.16)
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 loslosch meinte dazu am 12.10.16:
das waren keine steine, sondern fliegende untertassen.

 Bluebird antwortete darauf am 12.10.16:
Nein, muss ich nicht erklären ... Wenn der Schöpfer- Geist (Gott) das Univerum erschaffen hat, sollte eijn kleiner Dämon doch wohl in der Lage sein ein paar Steine umherfliegen zu lassen, oder?

... allerdings räume ich ein, dass ich von der Existenz von Geistern - aus vielfachen Gründen- ausgehe und das natürlich mein Urteil beeinflusst
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 12.10.16:
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unfrankiert (52) äußerte darauf am 12.10.16:
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 Bluebird ergänzte dazu am 12.10.16:
@unfrankiert ... das gewählte Bild gefällt mir!

@Graeculus ... ich wundere mich, dass du ein Problem damit hast, dass ewiger "Geist"- falls existierend - vergängliche Materie bewegen könnte .... das Ewige das Vergängliche beeinflussen könnte
Graeculus (69) meinte dazu am 12.10.16:
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unfrankiert (52) meinte dazu am 12.10.16:
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Graeculus (69) meinte dazu am 12.10.16:
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 Augustus meinte dazu am 12.10.16:
Was unter der berühmten "Planck-Länge" so geschieht ist zurzeit nur Theorie, mit welcher sich die Quantengravitaiton befasst und durchaus unerklärliches erkläerlich machen könnte, wie Spukerscheinungen, wobei die gängige Annahme ist, dass der Betrachter selbst seine Phantasie ins die Realität hinaus projiziert.

Der Vergleich mit dem "Wind, der Steinchen herumfliegen lässt" gefällt mir ebenso.

Ave
unfrankiert (52) meinte dazu am 12.10.16:
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Graeculus (69) meinte dazu am 12.10.16:
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unfrankiert (52) meinte dazu am 12.10.16:
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 Bluebird meinte dazu am 12.10.16:
@unfrankiert Witziges Argument! ...

@Graeculus: in dem von dir vorgestelleten Fall würde ich das Geister-Modell auch nicht präferieren ... allerdings wenn es ein "Spuk-haus" wäre, könnte man es zumindest andenken

Allerdings gäbe es ja auch noch ein paar andere, weit plausiblere Möglichkeiten (Nachschlüssel, Einbruch .. usw.)
Graeculus (69) meinte dazu am 12.10.16:
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 Bluebird meinte dazu am 12.10.16:
Wenn Dinge geschehen, die physikalisch nicht mehr erklärbar sind, sollte man zumindest die Geister- oder Gottesthese als Möglichkeit zulassen

Das ist ja meine Kritik in dem Text ... das Menschen wie v.Lucadou diese Möglichkeit kategorisch ausschließen ... frei nach dem Motto: Es können keine Geister gewesen sein, weil es keine Geister gibt ... ein klassischer Zirkelschluss!
Graeculus (69) meinte dazu am 12.10.16:
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 Bluebird meinte dazu am 12.10.16:
@Graeculus ... Ein Wissen im absoluten Sinne gibt es eh nicht ... es ist immer geglaubtes Wissen .... aber du wirst mir doch sicherlich zustimmen, dass es eine Grad der Plausibilität gibt, wo etwas zur persönlichen Gewissheit wird, oder?
Graeculus (69) meinte dazu am 12.10.16:
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unfrankiert (52) meinte dazu am 12.10.16:
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 Dieter Wal (12.10.16)
Wenn du Zitate verwendest, bitte erwähnte die Quelle und den Titel des zitierten Textes.

 
Prof. Harald Walach: Warum wir ein Modell für nicht-lokale Effekte benötigen und wofür


Von ihm noch interessanter: "Generalisierte Quantentheorie:
Eine theoretische Basis zum Verständnis transpersonaler Phänomene" Leider derzeit nicht online.

 Augustus meinte dazu am 13.10.16:
Die Arbeit ist dennoch im Internet zu finden als PDF.

Ave

 Dieter Wal meinte dazu am 13.10.16:
Salve Augustus,

danke für den Tipp. Nicht gefunden. Bitte Link!

Ave,
D.

 Augustus meinte dazu am 13.10.16:

 Dieter Wal meinte dazu am 14.10.16:
Danke.
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