Astacus astacus

Sonett zum Thema Ausweglosigkeit/ Dilemma

von  Irma

Er setzt sich an den Fluss, benetzt den Teller,
legt obendrauf als Köder einen Fisch.
Die Messer sind gewetzt, und aus dem Keller
holt er den besten Weißwein auf den Tisch

fürs letzte Abendmahl. Die Freunde kommen.
Das große Fressen hat er nie gemocht!
Er weiß, was ihn erwartet. Keine frommen
Gebete helfen mehr. - Das Wasser kocht.

Ganz still und heimlich kam er angekrochen.
Die Ärzte winkten anfangs noch mit Scheren.
Doch langsam sinkt die Hoffnung. Schon seit Wochen

fehlt jede Kraft, sich gegen ihn zu wehren.
Inzwischen sitzt er längst in allen Knochen
und wird noch eine Weile von ihm zehren.

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (14.11.16)
Nichts ist edel am Elend.
Ein Sonett von verstörender Doppeldeutigkeit,.
Wie aber zum Ende, die aus der Schnittmenge der zwei Astacus gebildete Tragik, zu Tage tritt, ist großartig berührend!
Liebe Grüße
TT

 AZU20 meinte dazu am 14.11.16:
Sehr gut beobachtet. Ja, wirklich gut. LG

 Irma antwortete darauf am 15.11.16:
Tja, fressen und gefressen werden. Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar und die Empfehlung, lieber Tasso. Liebe Grüße, auch an dich, Armin. Irma
(Antwort korrigiert am 15.11.2016)

 Didi.Costaire (15.11.16)
Ein wildes Potpourri zwischen Leben und Tod. Es hört sich gescheit an. So ganz steige ich allerdings nicht dran lang.
Schöne Grüße, Dirk

 Irma schrieb daraufhin am 18.11.16:
Danke, Dirk. Was genau ist denn unverständlich? LG Irma

 Didi.Costaire äußerte darauf am 18.11.16:
Nichts genaues weiß man nicht... :D

 Irma ergänzte dazu am 29.11.16:
Lieber Didi, ich reiche dir noch eine kurze Erklärung nach (bin leider nicht eher dazu gekommen). Hoffe, dass es damit etwas verständlicher wird.

Also der als Speise beliebte Flusskrebs wird gerne mit einer Art von Reuse, dem sogenannten "Teller", gefangen, an dem ein Netz befestigt wird. Das Ganze wird dann mit Seilen in den Fluss hinab gelassen. Als Köder legt man auf den Teller einen toten Fisch.

Aber LyrIch weiß (wie Jesus beim letzten Abendmahl), dass ihm der nahe Tod bevor steht. Sein Leib ist bereits vom Krebs zerfressen, kein Arzt der Welt kann ihm mehr helfen. So wie LyrIch lauernd am Fluss saß, sitzt der Krebs bereits fest in allen seinen Knochen. Fressen und gefressen werden. Lebend gekocht (wie der Krebs) oder bei lebendigem Leibe verzehrt vom Krebs.

Die Doppelung im lateinischen Namen des Flusskrebses (Astacus astacus) passte natürlich vorzüglich auf meinen Speiseplan, um die beiden Krebsarten in diesem Sonett miteinander zu verkochen. LG Irma
(Antwort korrigiert am 29.11.2016)
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