Trainingsanzug

Text zum Thema Abgrenzung

von  Oskar

Bekleidet mit einem schwarzen Jogger, der mir, wie eine Rüstung den Rotz der Welt vom Leib halten soll, werde ich später den Weg Richtung Bahnhof nehmen. Matschige Blätter werden sich mit matschigen Gesichtern abwechseln. Autos hupen. Meine Hoffnung, wenigsten im Zug Ruhe vor Familien und Kindern zu haben, kann ich gleich, beim Rausgehen in die Tonne kloppen. Eine Frage im Fragebogen des PART, Professional Assault Response Training, lautet; meiden sie Orte, die sie an ihre Arbeit erinnern? Ja. Definitiv. Dummerweise, erinnern mich Menschen, Kommunikationen an eben diese. Raus gehe ich nur noch im Begleitschutz meiner Frau, die mir alle Hallos und wie geht’s von der Pelle hält, während ich mürrisch einen halben Meter entfernt stehe. Ohnehin beantwortete ich zu viele Fragen des Bogens mit ja, was wohl bedeutet, dass ich am Limit bin. Nun ja, Traumata sind ansteckend und ich habe mich anscheinend zu nahe ans Zentrum gewagt. Vor einem halben Jahr sagte ich noch, wäre sonst ja auch langweilig. Heute wünsche ich mir, Hodenkrebs, wie es einem Kumpel passierte, der momentan nicht arbeiten muss, Morphium auf Rezept bekommt und ständig den Krebsbonus hat, zu bekommen. Alles wäre so klar, eindeutig. Meine Chefin würde jetzt auf den Holztisch klopfen, meinen, sowas dürfe man nicht sagen, sonst passiere es noch. Dummer Aberglaube.

Dummes Leben, würde es existieren und würde es nicht manchmal einen Heidenspaß machen. Die Revolte ist in mir, steht auf einem Foto, dass an einer Wand hängt. Dabei kann ich die Membran, die irgendetwas trennt, kaum noch erkennen.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

DanielSubreal (37)
(22.11.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund (23.11.16)
Nun, ich weiss nicht, ob da die Geschichte des Protagonisten so gut erzählt ist, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht...
Also ich nicht, sorry. Da suhlt sich der Protagonist doch zu sehr im Selbstmitleid. Außerdem hier und da handwerkliche Schlampigkeiten, z.B. "heidenspaß".
Nichts für ungut!

 Oskar meinte dazu am 23.11.16:
Alles gut. Texte sind ja auch immer Projektionsflächen für den Leser, so rorschachmäßig. Erzähl mir also was über dein eigenes Selbstmitleid.
Schlampigkeiten versuche ich zu vermeiden, kann aber für nichts garantieren.
Danke, für das Willkommen.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 23.11.16:
Nein, mache ich nicht, Selbstmiteild ist ein ganz miserables, weil ganz eintönig und langweilig, literatisches Thema ist.
Möchtest Du mal eine Gastkolumne für die Kolumnenrubrik schreiben? Einzige Vorraussetzung wäre da nur, dass ein Thema in Mittelpunkt steht, kein Jammersack...

 Oskar schrieb daraufhin am 23.11.16:
Stimmt schon, nur, dass Selbstmitleid hier kein zentrales Thema ist und ich frage mich, ist es vielleicht dein Thema, da du die ironischen Brechungen nicht erkennst. Dann denke ich mir, ist es vielleicht dein Thema, weil du es aus deiner Vergangenheit kennst.

Ein Thema im Mittelpunkt? Wie anachronistisch.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 24.11.16:
Ja, das mit dem Krebsbonus ist leidlich ironisch, aber sonst?

Ein Thema zu haben ist hier in der Tat so anachronistisch, dass es schon wieder völlig neu und unkonventionell ist.

 Oskar ergänzte dazu am 25.11.16:
Hoffnungen in die Tonne kloppen, z.B.

Naja, sei’s drum. Du liest anders als ich und für mich ist Selbstmitleid etwas anderes, als für dich, wie es scheint.

Über deinen Vorschlag mache ich mir mal Gedanken. Welche Kolumne überhaupt?
Jeane (22)
(29.12.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
mannemvorne (58)
(13.02.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
mannemvorne (58) meinte dazu am 13.02.17:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram