Käseplatte

Kurzgeschichte zum Thema Alltag

von  Wortsucht

Telefon klingelt.
„Guten Tag, hier ist ihr Dorfladen, was kann ich für sie tun?“
„Ich hätte gerne eine Käseplatte bestellt!“
„Gerne, für wie viele Personen?“
„25.“
„Als Hauptgang, Apero oder Dessert?“
„Apero.“
„Dann würde ich mit 120 Gramm pro Person rechnen. Haben sie bestimmte Vorlieben?“
„Ja, aber das geht sie gar nichts an!“
„Ich meinte bezüglich Käse!“
„Ach so, nein, ich mag alles, ausser Hartkäse!“
„Und ihre Gäste?“
„Die mögen alles. Aber zwei sind Veganer!“
„Gut, dann nehmen wir zur Deko etwas Heu dazu.“
„Haben sie keinen veganen Käse?“
„Haben sie sich schon einmal mit Veganismus auseinandergesetzt?“
„Nein, aber sie sind ja der Profi!“
„Ich kann ihnen versichern, dass es keinen veganen Käse gibt, denn nach Lebensmittelverordnung muss Käse aus tierischer Milch hergestellt sein, um Käse zu heissen!“
„Gut, dann nehmen wir eben das Heu, das sie vorgeschlagen haben.“
„Möchten sie Wiesenheu oder Alpheu? Preislich macht es keinen Unterschied!“
„Dann nehmen wir beides, wenn’s geht.“
„Natürlich, haben sie sonst noch einen Wunsch?“
„Können sie mir die Platte liefern?“
„Ja, natürlich, wo soll sie denn hin?“
„Ins Stadthaus!“
„Ins Stadthaus? Das sind ja 45 Kilometer von hier. Da muss ich ihnen die Wegkosten zusätzlich belasten!“
„Wieviel würde mich das kosten?“
„50.00“
„So viel? Das wäre ja mehr als die Käseplatte kostet!“
„Öhm, nein!“
„Was? Wieviel kostet diese denn?“
„6.50 pro Person.“
„Das sind ja über 150.00!“
„Ja natürlich, was haben sie denn erwartet? Wann brauchen sie die Käseplatte überhaupt?“
„Der Apero beginnt in 30 Minuten!“
„Ach so, erst? Dann schlage ich vor, dass sie die Platte abholen und sich die Lieferkosten sparen!“
„Wie soll ich das wohl schaffen? In 30 Minuten 90 Kilometer fahren?“
„Genau so, wie ich es schaffen soll eine Käseplatte für 25 Personen in 30 Minuten herzustellen und zu liefern!“
„Ach so, die haben sie nicht am Lager?“
„Nein, nur die Veganerplatte!“
„Ach so, dann wäre nur noch das Problem mit dem Transport …“
„Ich hätte da eine Idee: in der Nähe des Stadthauses ist eine Zoohandlung. Dort gibt es das Wiesenheu ballenweise. Das verteilen sie dann ganz schön auf dem Tisch und niemand bemerkt, dass es nicht aus dem Fachgeschäft kommt!“
„Sind sie sicher?“
„Ja, ganz sicher!“
„Danke, sie sind meine Rettung!“
Tut tut tut …


Anmerkung von Wortsucht:

Aus der Reihe "Der Dorfladen"

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