Schoßhund

Text zum Thema Körper

von  Oskar

Schonen sie sich, schallt es in mir nach, während ich meine Füße über den Boden eines Friedhofes bewege. In mir. Da ist auch ein Herz, dem es momentan nicht gut geht, glaubt man Parametern wie Blutdruck, Puls und dergleichen. Tat ich nie, sollte ich jetzt damit anfangen?
Wie willst du beerdigt werden, fragt sie, als ich mir ein Grab von 1900 anschaue. Ausgestopft auf einem Markplatz fände ich gut oder mit Hakenkreuzgrabstein auf einem jüdischen Friedhof. Keine wirklich interessante Frage. Was geht es mich an, wie mein Gerippe gelagert wird. Viel wichtiger und abartiger ist die Idee, einen Schrebergartenplatz mieten zu wollen. Eine schicke Hütte, ein paar Tomaten, vielleicht Hühner. Spinnt man den Gedanken weiter, kommt es fast aufs Gleiche raus. Lebendig im Schrebergarten oder tot unter der Erde. Beides eine Einbahnstraße.

Wie geht das, schonen? Weniger Kippen, weniger Bier und mehr Bewegung, mehr lachen? Beim bloßen Gedanken fängt das Herz an zu wumpern. Vielleicht schenkt mir jemand eine Ayahuasca-Therapie zu Weihnachten, die könnte helfen. Habe gelesen, dass der bittere Geschmack des Suds mit der Verschmutzung der Seele korreliert. Dann wird meiner nach Vanilleeis schmecken, da keine Seele vorhanden. Verschenkt, vor Jahren. An einen Typen, der jetzt Lederwaren herstellt und im Eigenverlag publiziert. Eigenverlag. Klingt nach Verstopfungen. Klingt nach Garten mit Ausblick auf Eisenbahnschienen. Hach, was soll das ganze Wehren, irgendwann landet man immer in einem Körper, der seine eigenen Wege geht und Leinen konnte ich noch nie leiden.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (06.12.16)
Hat was, wenn auch zum Schluss im Protagonisten wieder zu sehr der Jammersack durchkommt. Glaube mir, Gejammer will keiner lesen. Fast schon lustig: "ein paar Tomate".

 Oskar meinte dazu am 06.12.16:
Danke. Und wieder überliest du den ironischen Ton. Wer benutzt denn noch ernsthaft hach?

 LotharAtzert antwortete darauf am 06.12.16:
Schon mal Ayahuasca probiert, Dieter?
Ich glaube, Du kennst nicht mal das Wort, geschweige die Pflanze. Glaube mir - ich will das "Gejammer" lesen.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 06.12.16:
Der ironische Unterton ist zwar erkennbar, hat aber eine sehr selbstmitleidige Note, finde ich.

 Oskar äußerte darauf am 06.12.16:
Da ich nicht finde, das Selbstmitleid das tragende Thema ist, komme ich klar mit deiner Meinung. Ich frage mich aber immer noch, wieso du dieses Thema immer hervorkramst. Weil...

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 06.12.16:
...ich Selbstmitleid als literarisch tragendes Element für ebenso brüchig wie ungeeignet halte - vor allem in der Ich-Erzählerperspektive. Es zeichnet ein höchst undifferenziertes, einseitiges Bild der Welt.
Wieso benutzt Du es?

 Oskar meinte dazu am 06.12.16:
Ich sehe es nicht als tragendes Element. Wäre dort eines, wäre es eher Distanz.

Selbstmitleid ist ein alltägliches Ritual vieler Menschen, warum es leugnen. Zudem soll der Typ nicht wirken, als sei er ein Held irgendeiner Geschichte.

 Oskar meinte dazu am 06.12.16:
Berichte, Lothar. Ein Schwenk aus deiner Jugend.
Architektur (32) meinte dazu am 06.12.16:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.12.16:
So ein Quark, Selbstmitleid hat noch keinem geholfen und ist für’n A....

 Oskar meinte dazu am 06.12.16:
Oh, ein Widerstand.
Architektur (32) meinte dazu am 06.12.16:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.12.16:
In der Tat kann man den Menschen mehr schätzen, der nicht oder weniger jammert, sondern sich wie weiland Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. Ist das so abwegig? Ich bekenne mich dazu. Pejorativ? Von mir aus. Das haben Pegida und AfD ja nicht für sich gepachtet.
Um auf Oskars Text zurückzukommen: Mir würde halt eine Schopfgeschichte (unabhängig vom Erfolg) besser gefallen als eine Jammersackgeschichte, wobei eine Jammersackgeschichte eigentlich keine Geschichte ist, weil sie nur eine sehr geringen erzählerischen Wert hat.
Im Übrigen geht es hier nicht um mich, sondern darum, wie wir alle hier unsere Texte besser hinbekommen.

 Oskar meinte dazu am 06.12.16:
Die Sache ist, da ist kein Jammersack. Da ist jemand, der mal jammert, na und? Und dann?

 LotharAtzert meinte dazu am 06.12.16:
"sich mit dem eigenen Leiden auseinanderzusetzen."
- das ist in der Tat Dieters großes Manko. Lieber mit Charlie Hebdo - da weiß man die ganze Nation hinter sich.
Es gab mal eine sogenannte Weltschmerzdichtung. Auch dieser Begriff ist mehr als despektierlich, aber sei’s drum - ich möchte sie nicht missen, die klagenden Gestalten wie Lord Byron, Leopardi, Lermontow, Lenau und und und.
@Oskar - wir wollen keine schlafenden Hunde wecken, oder? Naja, vielleicht, mal sehen ...

 Oskar meinte dazu am 07.12.16:
Würde mich freuen.
swetlana (51) meinte dazu am 08.12.16:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 08.12.16:
Ach, Entschuldigung, ich musste nicht, dass das hier ein Wettbewerb ist.... Grundeinsatz verkorkste Kindheit, Erhöhungen mit Drogensüchten, Zumsehen mit Suizidversuchen? Sorry, muss ich, nein, kann ich passen!
Architektur (32) meinte dazu am 08.12.16:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 08.12.16:
Kein Grund zur Sorge, es ist nur eine kleine Minderheit (viele Wiedergänger und Sockenpuppen darunter). Feedback ist mindestens genauso oft positiv und ich hoffe natürlich, dass auch meine Texte (vor allem die Kolumnen) kritisch betrachtet werden.
swetlana (51) meinte dazu am 08.12.16:
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Architektur (32) meinte dazu am 08.12.16:
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 Oskar meinte dazu am 09.12.16:
Die Frage, ob literarisch gejammert werden darf, bleibt offen. Ich sehe ein klares ja, auch wenn es nicht Dieters Geschmack entspricht.
Wenn ich ihn richtig verstehe, braucht Literatur:
a) einen Helden
b) ein Happy-End
c) einen humoristischen Switch
d) eine klare Richtung.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.12.16:
Nicht ganz. a) muss man zustimmen - wobei hier der Begriff "Held" sehr weit gefasst werden muss. Vages Geblubber ohne handelnde Personen ist keine Literatur.
d) Kann man zustimmen - gerade bei längeren Texten ist ein roter Faden unumgänglich.
b) neeeee!
c) ist schön, aber nicht notwendig, oder?

 Oskar meinte dazu am 09.12.16:
Nein. Es braucht bloß einen Beobachter, mehr nicht.
Entweder keinen Faden oder viele.
zu c) ja, wenn man es kann, wie die Monty Python Truppe. Ansonsten sollte man darauf verzichten.

 Oskar meinte dazu am 09.12.16:
Vielleicht treffen wir uns bei; es steht einem Text gut, hat er einen Schalk im Nacken.
Festil (59) meinte dazu am 10.12.16:
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 EkkehartMittelberg (06.12.16)
Schön selbstironisch.

 Oskar meinte dazu am 07.12.16:
Danke. Was hälst du von Dieters Ausführungen?
Jeane (22)
(29.12.16)
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