...mach ma ’n Ofen an....

Innerer Monolog zum Thema Zwang

von  Access

Cassiopeia war die dritte von rechts. Woher sie das wusste, konnte sie nicht sagen, der Satz war einfach da und sagte, dass er wahr sei. In welchem Universum hatte sie nur wieder gebadet, so einen Quatsch zu denken. So viel hatte sie doch gestern gar nicht gesoffen, ihr war ja noch schlecht vom Tag davor. In diesem Moment läutete das Telefon. Es war der interne Klingelton und sie wusste, der Verursacher saß unten in der Küche. Genervt ging sie ran, grüßte ihren Mann statt mit einem freundlichen ’Hallo’ mit einem „Ich hab‘ Pause, was is?“
„Wollte Bettina nicht heute kommen? Du wolltest ihr doch den Ofen anmachen.“ Versaute das verdammte Telefondings ihr den Rückzug in die Stille.
Ja, verdammt, verfickt und zugenäht. Ja, aber sie war müde, sie wollte alleine sein, hier oben, an ihrem Schreibtisch, an ihrem Laptop in die Tasten hauen oder schlafen jetzt und sich weder um Schwiegervater, noch um Frühstück, noch um Kaffee, noch um Abendessen, noch um das Befeuern des Holzofens kümmern. Egal, wenn die Pflicht ruft, macht man entweder die Ohren zu  oder man läuft (nicht um der Pflicht nachzukommen, sondern so weit weg wie möglich). Da sie im Grunde aber ein furchtbar netter Mensch war, der alle lieb hatte, stand sie auf, nahm den Schlüssel für den Raum über dem Atelier und schlich seufzend Holz holen. Sie hatte es Bettina versprochen, scheiß auf Pflicht, das Versprechen war der Kern, nur deshalb ließ sie sich erweichen. Ohnehin musste sie gleich wieder lächeln, Kaffee servieren, Lebkuchenherzen fressen und plaudern. Das kommt davon, wenn man heiratet, dachte sie. Naja, immer noch besser als Dauer-Allein. Dann doch lieber allein in der Zwei- oder Dreisamkeit und bei Bedarf einen warmen Körper zum Ankuscheln.


Anmerkung von Access:

gruselig, profan, profan-gruselig...

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (29.12.16)
"Das kommt davon, wenn man heiratet, dachte sie. Naja, immer noch besser als Dauer-Allein. Dann doch lieber allein in der Zwei- oder Dreisamkeit und bei Bedarf einen warmen Körper zum Ankuscheln."

Sehr realitätsnah. Bei Hans Sachs finden sich dann die Ehe-Fortsetzungen solcher von Liebe, gegenseitigem Respekt und Taktgefühl getragenen (Achtung, Ironie!) Beziehungen. Die Beziehung liest sich wirklich zwischen gruselig und profan bis gruselig-profan. Falls ein Witzbold es anklicken sollte, ich war’s nicht.

 Access meinte dazu am 30.12.16:
.... solche Beziehungen gibt es wirklich, fürchte ich... (gottlob ist es nicht die meine, denn ich lieb’ meinen Schatz heiß und innig)....
Graeculus (69)
(29.12.16)
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 Access antwortete darauf am 30.12.16:
...diesen Fehler scheinen relativ viele Leute zu begehen (sehr zu meinem Unverständnis, aber gut, jede(r) nach seinem Gusto)... lieben Gruß, A.
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 30.12.16:
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