totenwache

Gedankengedicht zum Thema Abhängigkeit

von  AndereDimension

wir leben in anbetung
und sterben an zerwürfnissen
in einer sich wiederholenden geschichte
von gestaltung und zerstörung

in der tage und nächte ineinanderfließen
und zu schemenhaften formalismen
versteinern

die uns daran erinnern wie sinnlos es ist
eine liebe zu überhöhen
die keine tiefe
besitzt

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Kommentare zu diesem Text


 idioma (14.01.17)
Dieses Gedicht samt Titel
wirkt auf mich enorm reichhaltig,
bedeutungs- und eindrucksvoll wie selten eines,
bewundernswert knapp und dicht formuliert !

Schade, dass ich nur hier antworten kann und das Gedicht nicht
gegen den unerträglichen Kommentar, den es anderswo bekam,
verteidigen kann.

anbeten = achten, wertschätzen, lieben :
das entfacht Lebensfreude, Lebensenergie und Begeisterung,
bewirkt wirkliches intensives Leben.
Das ist in diesem Gedicht insbesondere auf die zwischenmenschliche Liebe
bezogen, gilt aber für alle Lebensbereiche incl. unsre Arbeitsstelle.
Wer notgedrungen in einem ungeliebten Beruf arbeiten muss,
wird leider erst in der Freizeit lebendig, denn :
Gleichgültigkeit, Geringschätzung, Verachtung und
zerstörende Zerwürfnisse machen uns zu lebendigen Toten,
die nicht mehr leben, nur noch formelhaft stumpfsinnig vegetieren
= mit "versteinern" sehr treffend formuliert.
Vielsagend auch der katastrophale Gegensatz von
Überhöhung und mangelnder Tiefe...............

Das Gedicht lesend halten wir Totenwache an unsrem lebenden Leichnam
die lesende Bewusstwerdung weckt ihn hoffentlich auf.......
wie das Wort "wachen" nah an "aufwachen" grenzt............

Einzig an der Formulierung "die uns daran erinnern...." zweifle ich
und suche nach Ersatz :
"die uns klar machen...."
"die entlarven....."
???
idi
Festil (59) meinte dazu am 15.01.17:
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 idioma antwortete darauf am 15.01.17:
Danke Festil für Deine Zeilen, die mein Gefühl für das Wort "erinnern" erweitern...... dann könnte das Wort "daran" wegbleiben, da es den archaischen Wortcharakter und den Bezug zur Verinnerlichung beeinträchtigt.
" die uns erinnern......."
Eigentlich ist es die erste Zeile, die trifft wie der Blitz und einen in Bann zieht : die Verwendung des in Verruf geratenen Wortes Anbetung,
die These " wir leben in Anbetung " ist buchstäblich umwerfend,
enthält zugleich auch den Umkehrschluss "ohne Anbetung kein Leben"
geht mir durch und durch......
Auch Bewunderung und Dankbarkeit ist in dem Wort Anbetung enthalten......
Aber alle solche um den Sinn kreisenden und umschreibenden Worte
verwässern tatsächlich die Wucht der hier gewählten "archaischen" Formulierungen.
idi

 PeterSchönau (26.06.18)
Gute Bildersprache. nicht konventionell gestanzt.

 toltec-head (26.06.18)
Extremst blöd. Schemenhafte Formalismen, die versteinern. Was soll derartiges Soziologendeutsch in einem Gedicht? Was eine Liebe ist, die Tiefe besitzt, wird wohl auf ewig das Geheimnis von Frauen bleiben.

 toltec-head schrieb daraufhin am 26.06.18:
Au weia, Autor ist ein Mann!!!

 eiskimo (26.06.18)
Extremst gelungen! Tolle Sprache, Tiefgang, hat mich sehr angesprochen!
vG eiskimo
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