Gedanken im Tunnel

Geschichte zum Thema Angst

von  StillerHeld

Betonwüste, unerbittlich gründlich durch Quecksilberdampfleuchten erhellt, arktisch kaltes Licht, das in alle Ritzen kriecht und Farben auf ein gleichförmiges Orange reduziert. Jeder Schritt hallt verzerrt von den Wänden wider, ist selbst Gefangener der Röhre, prallt von den Oberflächen ab, wird hin und her geworfen, hart zurückgeschleudert, ungewollt und ungeliebt.

Dazwischen das monotone Rauschen der Lüftung, das von überall und nirgends zugleich zu kommen scheint, immer präsent, unermüdlich, mit unheimlicher Monotonie und hartnäckiger Dominanz. Nichts und niemand scheint sich dieser absurd-schrecklichen Stimmung entziehen zu können. Dimensionen gehen verloren, Zeit, Raum, Tag oder Nacht, das Wo und Wann, alles tritt zurück an diesem Ort.

Dein Selbst ist nicht mehr, du bist in ihm und Teil von ihm. Du bist nur noch da, weil es diesen in Beton gekleideten Zeit-Raum-Zustand gibt, der dich aufgenommen, verschlungen, verinnerlicht und integriert hat, dich in seine Existenz einbezogen und sich über dein Sein gestellt hat. Mit all seiner Übermacht stürzt er ein auf dich und du musst dich behaupten, erheben, von dem Punkt, auf den er dich reduzieren will, wiederherstellen auf deine wahre Größe, mit und durch deine Gedanken, die dich hinfort tragen über die schier endlose Distanz seiner örtlichen Ausdehnung, über die Zeit hinweg, die es braucht, ihn räumlich zu durchmessen, mit dem Willen, den es braucht, in ihm und mit ihm zusammen zu bestehen und ihn zu überstehen, ohne dich aufzugeben und eins zu werden mit der in Beton gegossenen Macht seiner Präsenz.

Dabei musst du dich auch dir selbst stellen, wenn deine Gedanken und Gefühle von den harten planen Oberflächen abprallen, fernab menschlicher Gesellschaft durch den Äther irren und fürchten, nicht mehr ins Freie zu finden. Bist du irritiert, wenn sie verzerrt und echoschwanger zu dir zurückkehren, lacht die Röhre Hohn ob deiner Verzweiflung. Und willst du dich auch noch glauben machen, all das sei ein Spiel, ein Abenteuer, das du lachend und voll wohlig gänsehautüberzogener Erinnerung überstehen wirst - täusche dich nicht, denn du wirst geprüft, mit jedem Atemzug, ob du standhältst dem Bösen, das zwischen den Dehnungsfugen der Betonfelder lauert. Es steckt im gerade noch fasslichen Etwas, das im Überall aufgeht und wieder in sich zusammenfällt, dich in den Strudel seiner schrumpfenden Dimensionen saugt und in einer Gedankenwüste zurücklässt, in der sich dein Inneres dem umgebenden Äußeren erschreckend eng angenähert hat.

Apathisch klammerst du dich an deine physische Existenz, aber sonst hast du alles aufgegeben und das merkst du erst, nachdem du diesen Ort längst verlassen hast. Und trotz all der erlebten Schrecken zieht es dich wieder dorthin zurück, einfach, weil er da ist, der Tunnel, weil er dich zu suchen, auf dich zu warten scheint, einmal und nochmals und für immer.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (27.01.17)
Wolkig-salbungsvoller, gedrechselt formulierter Metaphernsalat.

Wer ist denn dieser "Du", von dem dauernd gesprochen wird?

 StillerHeld meinte dazu am 31.01.17:
Was die Kombination der Eigenschaftswörter wolkig und salbungsvoll ausdrücken soll, übersteigt leider meine Vorstellungskraft. Im Übrigen erfüllt dieser Text eine Spezial-Mission und darf sich daher fast alles erlauben, unter anderem ein Stakkato aus Metaphern auf den geneigten Leser abfeuern wie einst Bruce Lee seine Wurfsterne.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 31.01.17:
Jetzt wird es interessant! Was ist denn das für eine Spezialmission, an der wir alle teilhaben (dürfen)?

Und: Quatsch! Deine Vorstellungskraft ist 1A, Du weisst genau, was ich meine.

 StillerHeld schrieb daraufhin am 08.02.17:
Dieser Text beschreibt meine Gedankenwelt während einer schwierigen Lebensphase vor drei Jahren. In diesem Sinne passt jeder Satz, sitzt jede Metapher perfekt, auch wenn der Text dadurch drückend-schwer und überladen wirkt. --
Mittlerweile weiß ich von einem anderen Kommentar, dass mit "wolkig" "vage" gemeint ist. Nun ja. Als "vage" würde ich diesen Text selbst nicht beschreiben, eher als (zu) dicht. "Salbungsvoll"? Seh ich eigentlich auch nicht. Der Text ist schonungslos direkt und zelebriert sich nicht.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 08.02.17:
Ich verstehe nicht, warum Du soviel Energie darauf verwendest, quasi einen persönlichen Tagebucheintrag zu schreiben, anstatt uns Leser eine stimmige Geschichte zu erzählen?

 StillerHeld ergänzte dazu am 08.02.17:
Am Anspruch einer "stimmigen Geschichte" muss dieser Text natürlich scheitern.
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