Wo der Satyr die Ziegen fickt

Essay zum Thema Zeitgeist

von  LotharAtzert

"So ein Lothar Atzert. Wenn Winter ist, dann zieht sich Lothar Atzert einfach ne Mütze an und hält die Fresse. Das ist doch ok."
AndreasIsensee

Wie tief ist das Volk einstiger Dichter und Denker gesunken! Man unterscheidet nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr so wirklich, wie es von Alters her Brauch war.
Damals, gegen Ende der Antike, unterschied man noch Wahr und Unwahr vom bloß Richtigen und Falschen. Letztens hörte ich sogar einen Lehrer sagen "das ist wahr", - als bloß eine vernünftige Handlungsweise empfohlen wurde. Vernunft und wahr - so weit ist die Dummheit bereits ins Lehramt und von dort ins Jugendhirn der Facebookgeneration vorgedrungen.
Im Wort Wahr schwingt aber das zeitlose Währen mit, das Enthobensein aus den Niederungen des Wechselhaften. Der Raum zum Beispiel ist wahr - er, der selbst ungeborene, schenkt jedem Leben zu Beginn seinen Ort, seine Räumlichkeit, sein Wachstum und am Ende die Auflösung in ihn. Ganz wie bei den Tönen in der Musik.

Richtig dagegen ist eine zeitlich bedingte Angabe: wenn ich von Frankfurt aus nach Basel will, so wäre es falsch, in nördliche Richtung zu fahren, es sei denn, ich umfahre einmal den kompletten Erdball. Richtig ist in diesem Sinne  der Aufbruch gen Süden. Nach der Ankunft in Basel gehört das Richtig der Vergangenheit an. Umgekehrt jedoch, wenn ich also von Basel nach Frankfurt zurück will, da gilt das genaue Gegenteil des Gesagten: der richtige Weg geht jetzt in nördliche Richtung. Richtig und Falsch sind immer durch ein Zweites bedingt, nach dem sie sich richten, bzw. gegen das sie sich im Falle des Falschen richten.
Richtig ist des Weiteren, daß "oben" der Ort über meinem Haupt ist und "unten" ist bei den Würmern. Richtig ist das Einmaleins, sofern richtig gerechnet wird und ein Ergebnis ist falsch, sobald ich mich verrechne. Richtig oder falsch ist die Uhrzeit. All diese Dinge sind geregelt und dienen der Orientierung in der äußeren Welt. Orient - Osten, Sonnenaufgang; Okzident - Westen, Sonnenuntergang.

Das Wahre ist von gänzlich anderer Art - es braucht mich nicht, braucht niemanden, um wahr zu sein, aber ich brauche es, um Mensch zu werden, mich als Teil dieses Unteilbaren zu erkennen: Wie der oft zitierte Ozean im Tropfen, so ist der Tropfen im Ozean. Das Geißeltierchen weiß nichts davon ... und viele, die doch Mensch werden sollten, machen es ihm inzwischen nach. Sie rennen in ihrem kleinen Lebensraum herum und vermessen ihn. Und wer die Zahlen studiert, bekommt Titel, Auszeichnung und  damit Ansehen.

Wahr ist der Mythos; der Logos ist nur das, nach was wir uns im Sinne des oben Geschilderten richten können, um nicht vorzeitig unsern Kollektiven, der Herde, der Rotte, dem Rudel, verloren zu gehen. Der Herdenmensch richtet sich nach Moral, Sitte und Anstand; die Rotte suhlt sich und das Rudel, stets Beutegemeinschaft, findet sich zusammen in der GmbH, AG, Fifa, Mafia und derlei. Man kann sich vom Gewinn Achtung erkaufen und spenden unter Herdenmenschen verteilen, um von diesen trotz aller Verfehlungen geachtet zu werden. Bleibt der Schwarm als vierte von vier Gemeinschaftsformen. Der Schwarm folgt immer blind einem Impuls, einem Irrlicht, ohne alle Bewußtheit, ohne Ziel.
Diesen Mythos in sich selbst entdecken bedarf es nicht viel. Eigentlich bräuchte man nur den entsprechenden Empfindungen zu folgen. Jeder schwärmt für etwas, jeder hängt an seiner Herde, jeder fickt auf die eine oder andere Weise und ja, das Beutemachen, die Machtausübung diesen Leitwolf, oder absteigend bis zum zahnlosen verachteten Letzten in der Rangfolge, dies alles BEI SICH wahrzunehmen, als Spiegelung seiner selbst anzunehmen, fällt wohl den meisten am schwersten - weil es die Wahrheit des Währens ist - nicht fortwährend, sondern Währen ohne Fort.

Doch die vier Gemeinschatsformen aus dem Tierreich prägen die globale Gesellschaft, Die eigene Unzulänglichkeit wahrnehmen, sie nicht mehr zu verdrängen, ist der Beginn aller Entwicklung.

Was auch gänzlich aus der Mode gekommen ist, sind die so genannten Assoziationsketten, wo man mit einem Begriff beginnt und es dem aufsteigenden Unbewußten statt den Etymologen überläßt, welche Begriffe mit ihm aufsteigen. Begriffe, die es freigibt, weil wo Druck nachlässt, immer Unterdrücktes ind Bewußtsein aufsteigt:
Richtung-richtig-Gericht-gerecht-rechts-rechnen-reich-Reichtum-reichen-rächen-Rachen-röcheln-Geruch-riechen-Gerücht-ruchbar-verrucht ...  verrucht
 
.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 toltec-head (05.02.17)
Was ist eine Erektion schon im Vergleich zum Phallus des Geistes? Gibs ihnen, die dummen Jungen haben Dresche verdient!

 LotharAtzert meinte dazu am 05.02.17:
Ja, ich werde das Reich von Ungeziefer befreien, mon capitan.
Absinth (62)
(05.02.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert antwortete darauf am 05.02.17:
Wer wer ist, wird in den Zeiten des Karnevals noch nicht verraten.
Danke (Räuberhügel fand ich als Titel passend und die hübsche Verpackung, also ... naja)
Bette (70)
(05.02.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 05.02.17:
Ach, was kümmert uns die Menge, solange die Sterne jedem ihr Licht spenden. So oder so ist der Tod die Zusammenfassung des Lebens.
Danke

 Dieter Wal (20.02.17)
Das Eröffnungszitat finde ich so witzig wie frech. Der Song Cara Dillons gefällt mir ebenso. Danke. Den Text dazwischen las ich leider nicht.

 LotharAtzert äußerte darauf am 21.02.17:
Bist schon ein toller Hecht, Wal.

 Dieter Wal ergänzte dazu am 23.02.17:
Zur Badeente alternativer Badewannenwal. Quälte mich noch einmal durch den zweiten Absatz. Bis hierher und nicht weiter: schauerliches Geschwurbel. Bitte Drogen absetzen!
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram