Mollusk

Gedanke zum Thema Worte

von  RainerMScholz

Die Bewusstwerdung der Wirkmächtigkeit der Worte ist die Wahrnehmung von Realitäten in einer absurden Welt. Am Anfang war das Wort, es steht am Ende alles Lebens wie wir es kennen. Der unachtsame Umgang mit dem Wort ist Blasphemie an der Sinnhaftigkeit alles Lebensentwurfes, das achtlos geschriebene Wort ein Sakrileg.
Ein ausgesprochenes Wort macht insofern einen Unterschied, wie ein fallender Baum ein Geräusch im Wald verursacht, auch wenn dieser möglicherweise menschenleer ist; wohingegen das niedergelegte und beglaubigte Wort Zeugnis gibt und unser Dasein statuiert in einer sonst leeren Welt. Ein Ding ist ein Ding, weil ich sage, es sei ein Ding. Vorher ist es das abstruseste Nichts, unsichtbar, nicht existent in diesem Dasein. Eine Rose ist eine Rose.
Die Gefährlichkeit mächtiger Worte zeigt sich in der Täuschung und der Manipulation: wenn von Frieden die Rede ist, und es herrsche Krieg; wenn Terroristen Freiheitskämpfer seien; wenn das Reich des Bösen das Arbeiterparadies sei. Und umgekehrt.
Das Wort ist am Anfang. Und es steht am Ende. Woher sollten wir sonst wissen, was das eine ist und was das andere. Ein Geist schwebt über den Wassern, wenn ich ihn benenne. Die Sonne scheint, weil sie so heißt.
Mollusken sind keine Zuckerschnecken.


© Rainer M. Scholz


Anmerkung von RainerMScholz:

Danke: Heidrun Müller

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

MarieT (58)
(16.02.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 RainerMScholz meinte dazu am 16.02.17:
Ja, das stimmt. Aber taucht es in meiner Realität auf, an meinem Horizont, wenn ich nicht in der Lage bin, ihm einen Namen zu geben? Welche Bedeutung hat eine Realität, die ich nicht erfassen kann. Ist Takatuka-Land nicht auch eine abgeschlossene Wirklichkeit. Und hieße das nicht, das Gott existiert, obschon ich nicht an ihn glaube, und welche Relevanz hat er dann (und wenn er keine Relevanz hat, inwiefern ist er dann Gott).
Gruß und Dank,
R.
Nachtrag: Man müsste geradezu sagen, dass das Problem gerade unser zu geringer Radius ist. Viele haben einen noch geringeren und kommen damit gut durch`s Leben, sag´ ich `mal so, Spatzenhirn hin oder her, für die Blödzeitungs- und Facebookrealität ist weniger oft mehr.
Zuckerschnecken schmecken gut.
(Antwort korrigiert am 16.02.2017)
(Antwort korrigiert am 16.02.2017)
MarieT (58) antwortete darauf am 16.02.17:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 RainerMScholz schrieb daraufhin am 17.02.17:
Ja, aber das ist es ja. Als würde einem ein Licht aufgehen, wie meiner Tochter, als sie - unserer Erinnerung nach - ihre erstes Wort sagte, oder eines ihrer ersten: Licht; weil das so fantastisch war, dass jemand ins Zimmer kommt, auf einen Knopf drückt und es werde Licht. rnSo wie die Welt untergehen wird, wenn ich den Löffel abgebe, die Apokalypse tritt ein, und alles, was ich kenne, die Welt, wird vergehen. rnIch komme ja nicht heraus aus meinem Kopf. Alles andere ist Kommunikation. Und die gelingt oder auch nicht. Wellen schlagen an mein Ohr und Strahlen dringen in meine Augen, die Haut verbrennt oder sie friert, und alles will interpretiert sein, jeder Schlag, jedes Streicheln, ein Ton, Licht, das helle Ding am Himmel, das immer wieder verschwindet und dann meistens wiederkehrt, aber immer anders.
MarieT (58) äußerte darauf am 17.02.17:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 RainerMScholz ergänzte dazu am 17.02.17:
Wie das Universum und die Weite des Raumes, die in anderen Zeiten nicht existent waren oder eine Decke mit Löchern drin, die des nachts den Himmel verschließt; und die Hölle war real, also die nach dem Tode, wie das Paradies, weil sie Teil einer Ideen- und Geistesgeschichte sind. Und dann ist man auch noch vom Rand der Welt gestürzt, weil die Scheibe da zu Ende war. Zukünftige wundern sich über unsere Realitäten, die ihnen so fern sein werden wie uns jene.
MarieT (58) meinte dazu am 17.02.17:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
mountains (36)
(04.04.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 RainerMScholz meinte dazu am 10.04.17:
Das mit dem Wortmüll stimmt. Vielleicht vergleichbar der Lichtverschmutzung.
Grüße,
R.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram