Bestseller entstehen aus Mangel an eigner Freizeit und Mangel an Vorstellungen und Erlebnissen gleichwertiger Gebilde, die im Buch präsent sind und dargestellt werden.

Gleichnis zum Thema Literatur

von  Augustus

Was macht einen Bestseller aus? Zunächst definiert sich der Bestseller so: Eine extreme Steigung der Nachfragekurve in kürzester Zeit nach einem bestimmten Gut (Buch). Oder anders ausgedrückt: er trifft den Nerv der Zeit. Das Buch wird quasi in eine monopolistische Stellung gehievt von heute auf morgen.

Wenn wir uns die letzten zwei größten Weltbestseller genauer anschauen: Harry Potter von Joanne K. Rowling und Fifty Shades of Grey von E.L. James; und uns an die zwei messbaren Größen erinnern Freizeit/€ und Grad der Konsumfreiheit/€, so werden wir zum einen feststellen, dass beide Bestseller nicht aus den Reihen der Angestellten entwachsen sind.

Zum anderen spielen andere Größen noch eine entschieden Rolle, warum jene Literatur und nicht diese zum Publikumserfolg wird und diese sind beim Publikum respektive dem Konsumenten selbst zu suchen. Es ist tatsächlich so, dass die Summe der Angestellten und deren Familien die größte Konsumentengruppe bilden, wodurch erst die Möglichkeit erschlossen wird einen Bestseller zu erschaffen. Einen Bestseller machen nicht die Autoren und Verlage, sondern der Käufer.

Es wäre also genau an dieser Stelle zu untersuchen, wer genau ist dieser Käufer und wie definiert er sich, da anscheinend er die Fähigkeit besitzt bestimmten Büchern zu Bestesellern zu verhelfen? Wie wir aus dem vorherigen Kapitel wissen, welche Autorenschicht die besten Voraussetzungen erfüllt, um Literaturpreisträger zu werden, spielen in der Käuferschicht ebenso die zwei Faktoren eine wichtige Rolle. Die Freizeit und der Grad der Konsumfreiheit. Die Freizeit des Konsumenten als Angestellter ist teuer. Er muss Geld und Zeit in die Aufrechterhaltung seines Standards investieren. Für ihn ist Freizeit ein teures und knappes Gut. Wenn er nun ein Buch für ca. 20 Euro kauft, das großzügig gerechnet 200 Seiten umfasst, wofür er ca. 7 Stunden Freizeit benötigt, um es durchzulesen, so kostet ihn im Ganzen der Aufwand um die 120 Euro. Wenn seine Stunde Freizeit/€ ca. 14 Euro kostet, er 7 Stunden zum Lesen benötigt, plus die einmaligen Anschaffungskosten für das Buch, so kommt eine Endsumme heraus von 118 Euro; denn wenn er könnte, er würde die Freizeit ja gerne gegen Arbeit eintauschen, wie wir aus dem vorherigen Kapitel wissen, um seinen Grad der Konsumfreiheit zu erhöhen. Dies bedeutet tatsächlich dass die konsumierte Literatur aus der Sicht des Konsumenten ein Luxusgut darstellt; dagegen fällt ein Steakgericht von 35 Euro von einer Stunde in einem 5 Sterne Restaurant wesentlich günstiger aus.

Da sich die Angestellten diesen Luxus in der Höhe jedoch in der Regel nicht leisten können, verzichten sie entweder ganz auf Literatur oder wenn sie schon doch Literaturliebhaber sind, so warten sie auf Empfehlungen; wie Aktionäre von Börsianern auf Aktientipps warten. Denn ein gutes Buch kostet ökonomisch betrachtet schließlich den Konsumenten um die 120 Euro. Er will also in Anbetracht dieser heftigen Summe ungern in eine unsichere Sache investieren, sondern im Gegenteil in eine 100% sichere Anlage.

Doch erklären diese ökonomischen Prinzipien nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite der Medaille spiegelt die inneren Mangelbedürfnisse des Konsumenten wieder. Bücher wie Fifty Shades of Grey oder Harry Potter kompensieren die inneren Mängel des Konsumenten, wofür er bereit ist sich ein Luxusgut anzuschaffen und  so viel Geld auszugeben. Das ist insofern verständlich, da an diesen konstruierten Gebilden ein großer Mangel an Vorstellungen und Erlebnissen im Konsumenten selbst besteht. Bestseller entstehen so gesehen aus dem Mangel an eigner Freizeit und Mangel an Vorstellungen und Erlebnissen gleichwertiger Gebilde, die im Buch präsent sind und dargestellt werden.

Auf dieser Schiene lohnt es sich also eine Nischenstrategie zu verfolgen, selbst für den schreibenden Angestellten, der seine Chancen erhöhen möchte, zumindest auf dem Literaturmarkt bemerkbar zu werden, wenn es ihm gelingt, die aktuellen Mängel im Konsumenten im Voraus zu entdecken.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (12.03.17)
Ich habe deine scharfsinnigen Schlussfolgerungen mit großem Interesse gelesen.
LG
Ekki

 loslosch (12.03.17)
ich sehe noch, dass augustus mit seinen kleinen schmonzetten eines tages groß raus kommt.

ich "lese" zz "mit dem taxi unterwegs" von stefan rausch. jede woche, sonntags abends, ca 5 minuten. im wdr5-hörfunk. erlebte geschichten von plaudernden taxi-kutschern. heute war: wenn die ausländischen banden bei mir einbrechen, soll ich mein haus besser abschirmen. dann sitze ich im eigenen gefängnis.

das buch dürfte ein bestseller werden. ich aber werde im wochentakt geduldig 5 minuten "lesen".
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