Opa Hermann, Amos und die lakonische Sprache

Glosse zum Thema Fantasie

von  Reliwette

Auch Grunzlaute haben ihre Bedeutung



"Amos, wie war das noch mit eurer Piratensprache?" fragte Opa Hermann das Piratenschaf. "Du meinst lakonisch, Opa Hermann?" "Ja, die Sprache der Frustrierten!" "Ooooch, die ging mal so - mal so!" "Meist wendete Captain Hornblewer sie an, wenn er volltrunken in seine Kajüte wankte. Du weißt schon: "Schechte meschen maschoffen della kamma da Fetzen!"
"Ja", sagte Opa Hermann, "dieser Satz kam schon in einem der vorherigen Kapitel vor, deshalb komme ich ja auch darauf zurück. Die Bedeutung war: ich hatte zuviel getrunken, konnte die Zeche nicht bezahlen und musste meinen Mantel (Fetzen) als Pfand dalassen!" "So ungefähr", grübelte Amos.

(In Wahrheit kommt  das Lakonische aus Lakonien, einer Gegend in Griechenland, wo die Spartaner zuhause waren und beschreibt damit eine schmucklose, karge Ausdrucksweise.)

"Wir haben als Kinder mehrere Geheimsprachen gehabt", antwortete der alte Bergmann, "eine dieser Geheimsprachen war die "Ichpich-Sprache", da wurde hinter jede Silbe ein "pich","pach", "pech" oder "puch" gehängt oder wenn die Silbe auf "um" endete oder "am", dann wurde "pum" oder "pam" angehängt. Also zum Beispiel: "Kompomst dupuch mitpich zumpum Konponsumpum?" = Kommst du mit zum Konsum? Dann fragte der Gefragte: "Waspas willstpich dupu dennpenn dapa?" Und der antwortete: "einpeinkaupaufenpen!"

(Was willst du denn da? Einkaufen) Und der dann: "Apachhapach" (Aha).

Diese Geheimsprache, wie wir sie nannten, war ziemlich durchsichtig. Man musste sie schnell sprechen, um nicht verstanden zu werden. Das ist ja der tiefere Sinn der Sprache!"
Amos grübelte und sagte: "Böööööh!" Ihm war die Augenklappe bei diesem Gefühlsaubruch verrutscht. Opa Hermann richtete sie wieder! "Anderes Auge", sagte Amos, das Piratenschaf.

"Dann erfanden wir die "Kummhummlefumm-Sprache", dozierte Opa Hermann. Dabei vergaß er völlig seine Umgebung und dass er sich nicht in einem Hörsaal für "räteromanische Sprachwissenschaft" befand. "Sag mal einen Satz" in der kummhummlefumm-Sprache" - forderte das Schaf Opa Hermann auf, "ich will hören, ob das dem Lakonischen nahe kommt."
Opa Hermann ließ sich nicht lange bitten. Er röhrte fließend aus dem Stehgreif: "Ichhichlefich hahalefa behelefeheutheutlefeuttehelefe diehilifie Schuhulefu gehelefeschwänzthänztlefänzt", in die Gegend.
"Hasse verstanden?" fragte er und grinste. "Irgend etwas mit Schule schwänzen", antwortete das Piratenschaf, "ist aber nicht lakonisch!"

Opa Hermann überlegte einen Moment: "Eine Geheimsprache, die man selbst nicht versteht, macht keinen Sinn! Deshalb habe ich mich mit dem Lakonischen, wie wir sie verstanden, beschäftigt und gedacht, dass sich diese Sprache dem Denkenden aus ganzen Sätzen erschließt, nicht aus einzelnen Worten, die man zusammensetzt, wie es bei den gängigen Sprachen so üblich ist! Das erspart dem Anwender die Grammatik und die Kommaregeln, auf hebräisch auch "Interpunktion" genannt."

O weh, da schmiss der pensionierte Bergmann etwas durcheinander.

Doch unbeirrt fuhr der fort: "Also habe ich einen neuen Satz kreiert, und der geht so: "Völle ma har". Als ich im Internet die einzelnen Laute eingab, war ich im Nachhinein sehr frustriert, was ja die Voraussetzung für das Lakonische ist. Bei "ma" angekommen, sagte mir Google, die außerirdische Suchmaschine, dass es dieses Wort schon gibt. Das Gleiche wurde mir auch mit dem Ausspruch "har" zuteil. Auch das gibt es schon!" Und was heißt das jetzt, "Völle ma har?"fragte Amos lebhaft. "Es heißt wörtlich übersetzt: "Die vollgefressene Göttin der anatolischen Mythologie befiehlt ihrem Pferd nach links zu gehen!" "Schade, Opa Hermann", sagte das Piratenschaf, "dabei klang das schon richtig lakonisch!" "Das geht noch weiter", murrte Opa Hermann, "erfindungsreich wie ich nun einmal bin, habe ich den nächsten Satz geprägt in der Hoffnung, dass es die einzelnen Laute nicht gibt". "Und?", bohrte der wollene Vierbeiner, "wie lautete dein Lakonisch?" "Kam zach iere voldam", grunzte der alte Herr. "Toll!" Amos strahlte. "Das ist typisches Lakonisch, Opa Hermann, gratuliere!"

"Google sagt aber etwas anderes", stöhnte der verhinderte Sprachwissenschaftler. Schon bei dem Begriff "Kam" wurde mir von der Internetsuchmaschine offenbart, dass es sich um eine katechetische Arbeits- und Medienstelle handelt. Trotzdem machte ich weiter und erfuhr unter "zach", dass es sich um einen Austriazismus handele und in der Jugendsprache Verwendung findet als Ausdruck für alles Mühsame, gar Widerliche. Sogar ein Beispiel wurde genannt!"
"Was denn, Opa Hermann!" "Na, morgens aufstehen ist "zach"!

"Bei dem Ausdruck "iere" bescheinigte mir Google einen Volltreffer. Das ist nämlich das Atlantis der Kariben! Den Rest gab mir Google bei dem Nachschlagen von "Voldam". Natürlich gibt es das auch." "Und was ist damit los, Opa Hermann?" "Das ist eine pakistanische Ventilatorenfabrik für Lüftungstechnik.

Der dritte und letzte Versuch begann mit den Silben tum und trah, wobei ich extra ein "h" anfügte um sicherzugehen, dass es dieses Wort nicht gibt, das ist der tiefere Sinn der non-verbalen Kommunikationstechnik." "Und was ist "tumtrah?" wollte das Wollknäuel mit der Augenklappe jetzt wissen. "Was sagt Google dazu?" "Ich habe gar nicht erst bei Google nachgeschaut", frohlockte Opa Hermann jetzt in gehobener Stimmung. "Ich habe es selbst herausgefunden! Es heißt Hartmut auf rückwärts!"

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(02.04.17)
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 Reliwette meinte dazu am 03.04.17:
Na ja, über Google kommst beispilesweise in die wichtigen Foren, in denen es etwas tiefer in die "Materie" geht. Danke für den Kommentar, Graeculus
LottaManguetti (59)
(02.04.17)
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 Reliwette antwortete darauf am 03.04.17:
Danke! Auf der Suche nach der lakonischen Sprech- und Denkweise! Nicht ganz ernst zu nehmen das Ganze! Dennoch sollte Mensch sich öfter mal an seine Kindheit erinnern. Gruß! H.T.R.
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