Leben ist ein Grenzfall

Aphorismus zum Thema Lebenseinstellung

von  Ephemere

Die Vitalität eines Systems entspricht der Menge an Chaos, die es gerade noch beherbergen kann, ohne zu explodieren. Seine Innovationskraft bemisst sich an dem Wirkungsgrad, mit dem es diese Kräfte nicht nur beherbergt, sondern erntet. Seine Resilienz reicht so weit wie seine Fähigkeit, Aufprall- und Vakuumenergie zu recyclen.

Den geilsten Ritt hat der, der den Gegenwind der Entropie auf dem Ozean der Unsicherheit...surft. Den gefährlichsten der Bequeme.

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Kommentare zu diesem Text


 JoePiet (24.04.17)
Ja, Leben ist in der Tat ein Grenzfall oder besser eine Ausnahme?
Die physikalische Diktion klingt interessant. Leider bin ich zu wenig Physiker, um etwas mit ihr anfangen zu können. Auf der anderen Seite habe ich mich mal mit "Entropie" beschäftigt". Das ist im Prinzip eine mathematische Verkünstelung, die wohl nur die wenigsten durchschauen. Insofern habe ich etwas Mühe mit dem letzten Bild, gebe aber gerne zu, dass es etwas her macht und mich zu diesen vielen Worten veranlasst.

 Ephemere meinte dazu am 24.04.17:
Eine mathematische Verkünstelung? Ich finde es eine sehr wichtige Kategorie - der Grad an Unordnung, damit auch der Grad an Vorhersehbarkeit in einer Anordnung. Dieser Grad hat generell die Tendenz, zuzunehmen - in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, "Ordnung ins Leben zu bringen", ist ein Kampf gegen Windmühlen, der eine Menge Energie erfordert, die - sobald die Entropie doch wieder Oberhand gewonnen wird - nicht zurückerstattet werden kann (sie ist irreversibel umgewandelt, z.B. von Bewegungs- in Wärmeenergie). Wer also weniger gegen diese Windmühlen kämpfen muss, und dennoch nicht seine Form verliert, kommt erheblich besser durchs Leben, kann mehr Energie in das investieren, was er tatsächlich nachhaltig beeinflussen kann.
LottaManguetti (59)
(24.04.17)
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 LotharAtzert antwortete darauf am 24.04.17:
Eieiei ... gerade wollte ich mich auf eine Bank setzen, den Frühling genießen, den Gesang der Amsel ...

 Ephemere schrieb daraufhin am 24.04.17:
Grundsätzlich stimme ich da völlig zu - es gibt aber Fachbegriffe, die dem Ausdrucks- und vor allem dem Vorstellungsvermögen etwas hinzufügen, das sich nicht ohne Verluste anders ausdrücken lässt. Entropie, Resilienz und überhaupt der Systembegriff gehören aus meiner Sicht definitiv dazu. Natürlich lassen sie sich umgangssprachlich erklären - dann wird aber aus einem Aphorismus schnell ein längerer Essay, der überquillt von Umschreibungen. "Wer rastet, der rostet" wäre eine (nicht böse gemeint) Banalisierung, bei der zu viel Information verloren ginge.
Graeculus (69)
(24.04.17)
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 niemand äußerte darauf am 24.04.17:
@ Graeculus
Na, ja, wenn er bequem ist, setzt er sich sicher gerne auf eine Bank, beim Spaziergehen, döst ein wenig, schläft vielleicht ein
und könnte dabei überfallen werden, von einem Agilen
fix würde dann sein Portemonnaie fehlen und schlimmsten Falls
auch noch so einiges mehr ...
(Antwort korrigiert am 24.04.2017)

 Ephemere ergänzte dazu am 24.04.17:
Weil ihm die Anpassungs- und Innovationsfähigkeit abgehen, die sein Überleben sichern, und weil er weniger Bewegungsfreiheit hat, im Grund als "Verhandlungsmasse" von anderen bewegt wird, ohne seine eigenen Interessen dabei einbringen zu können. Um im Bild zu bleiben: Wer nicht surfen lernt, wird von den Wellen überrollt und schließlich unter ihnen begraben.
(Antwort korrigiert am 24.04.2017)
Graeculus (69) meinte dazu am 24.04.17:
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 Ephemere meinte dazu am 24.04.17:
Es geht ja nicht um brauchbarkeit für andere, sondern um seinen eigenen Weg - der Baum im Gleichnis hat ja gerade sein Leben damit verlängert, seine Komplexität zu erhöhen!
Ein "unbrauchbarer" Mensch...in welchem Kontext? Das ist die entscheidende Frage! Wer nur zur einfachen Benutzung taugt, wird abgenutzt. Für seine eigenen Ziele sollte man taugen, brauchbar sein.
Graeculus (69) meinte dazu am 24.04.17:
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 Ephemere meinte dazu am 24.04.17:
Deshalb geht es hier ja eben darum: Beweglich zu bleiben. Nicht zu versteinern. Die Überlebenden - das sind in der regel die, die sich an wechselnde Umstände anpassen können, die situativ passenden Antworten finden und selbst aus negativen Schocks noch Schwung mitnehmen.
Graeculus (69) meinte dazu am 24.04.17:
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 TrekanBelluvitsh (23.06.17)
Bin mir nicht sicher, ob das Gegenteil von Chaos das Bequeme ist. Außerdem stellt sich natürlich immer die Frage: für wen? Stalin hatte es auf seinem Sessel bestimmt bequem wenn man die doofen Jahre 1941-1943 mal rausnimmt, ganz unabhängig davon, welches Chaos in der SU herrrschte.

 Ephemere meinte dazu am 15.08.17:
Bequemlichkeit ist nicht das Gegenteil von Chaos. Doch der Bequeme möchte ungerne aufstehen und am Liebsten in seinem Hotelzimmer am Ufer verharren, wenn der Tsunami auf die Küste zurollt. Es überlebt jedoch eher der, der aufs Meer herausfährt und über die Welle reitet, bevor sie das Festland erreicht und bricht.
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