Relief

Tagebuch zum Thema Alles und Nichts...

von  ZornDerFinsternis

Du hast so oft gesagt, dass Dinge sich ändern.
Dass manches Zeit braucht.
Wunden heilen und Erinnerungen verlaufen.
Ungefähr so wie in diesen dummen Kindermärchen.
Alles wird gut...

Du musst nur daran glauben.
Alles wird gut.

Die Sonne geht wie gewohnt auf.
Deckt sämtliche Makel auf, die die Nacht nicht ausliefert.
Du verrätst mir Dinge über mich, von denen ich selbst nichts gewusst habe.
Von denen ich nichts wissen wollte.

Du bist schön und zugleich gnadenlos.
Wie Ebbe und Flut, reißt du mich mit.
Legst Narben und Erinnerungen frei.
Trägst Zuversicht von meinem Festland ab.
Legst dich mit einem salzigen Beigeschmack auf meine Lungenflügel.

Heute Nacht bist du nicht da.
Mein Gesicht spiegelt sich nicht in deinen Augen.
Dein Wind spielt nicht mit meinem Haar.
Und auch deine Kälte streicht nicht über die Tränen in meinem Gesicht.

Es ist ein einsames Dasein geworden.
Zeit hat nichts geändert.
Zumindest hat sie nichts gebessert.

Du sagst noch immer, dass alles seinen Lauf nehmen wird.
Jeder bekommt, was er verdient.
Dass es keinen Menschen braucht, der auf dich wartet. Der dir das Gefühl gibt zuhause zu sein.
Dass man sich zuerst selbst lieben muss, bevor es jemand anderes tut.

Der Himmel über uns.
Er ist noch immer der gleiche.
Er hat sich nur verändert.
In seiner Farbe.
In seiner Art Geschichten zu erzählen.
In seinem Wesen.
Aber, er ist noch immer derselbe.
Noch immer an seinem Platz.
Hält noch immer unsichtbar seine Hand schützend über uns.

Von Ost nach West...
Weht der gleiche Wind.
Es werden die selben Worte gesprochen.
Die gleichen Erwartungen gestellt.
Ähnliche Träume gesponnen.
Hoffnungen auf eine ähnliche Art und Weise begraben.

Findest du nicht, dass wir nach wie vor besonders sind?
Nicht als Einzelnes betrachtet.
Als Gesamtheit.
Als Relief aus Schmerz und Resignation.
Wir sind noch immer dieselben.
Die Namen sind gleich geblieben.
Die Gefühle auch.
Beständig, wie die silbrigen Nägel, die jede Nacht ins Firmament geschlagen werden.

Findest du nicht, dass es sich seit einer Ewigkeit im Kreis gedreht hat?
In einer Endlosspirale.
Immer weiter nach unten.
Aber halten konnte man nichts.
Weder die Erwartungen.
Noch deine Hände.

Alles wird gut...

Diese Worte wirkten nie wie eine Zuflucht.
Nicht wie ein gutgemeintes Verpsrechen.
Nicht wie der altbekannte Himmel, der uns zusammenhielt, während alles andere zerbrach.

"Ich möchte nach Hause. Ich möchte gehen. Möchte dort ankommen, wo ich willkommen bin."
Eigentlich nichts Besonderes.
Doch je länger ich diese Worte betrachte und uns drehe und wende.. umso sicherer bin ich, dass es nichts mehr gibt, dass das Blatt wenden könnte.
Dass es egal ist, ob wir schweigen oder weitergehen.

Manche Wege verlaufen nicht parallel.
Nicht auf dem gleichen Zeitstrahl.
Nicht in gut gemeinter Absicht.
Ähnlich ist das mit Herzen,Louise.
Man verirrt sich. Mit jedem Wort und jedem Schritt.
Bis man sich verliert.
Nicht in Raum oder Zeit.
Einfach in sich selbst.

Du sagtest damals so oft, dass du mich brauchst.
Dass es schön sei zu wissen, dass ich da bin.
In Gedanken deine Hand halte.
Dein Herz zusammenhalte.
Aufpasse..
Lache.

Ich habe für dich geschwiegen.
Mein Herz ist für dich erblindet.
Meine Gefühle haben sich für dich neu formatiert.
Jedes Warnsignal überschrieben.
Meine Ohren waren taub für jegliche Warnung.
Und selbst dann, als du damals vor mir gestanden hast, habe ich es nicht gemerkt.

Nicht, als der Wind sich drehte.
Nicht, als deine Hand sich langsam von meiner löste.
Und auch nicht dann, als du begannst kleine Unwahrheiten auszusprechen.

Ich habe das Gefühl, unser Weg ist noch nicht zu Ende.
Auch wenn sich deine Schritte von meinen zunehmend entfernen.
Ich habe keine Angst,dass du nicht wieder kommst.
Ich habe Angst, dass du mich vergisst.
Mich nicht vermisst.

Das Papier bleibt leer.
Ähnlich, wie das Leben. Meine Wohnung. Mein Lachen. Meine Augen. Mein Herz.

Die Worte dringen.mit.den Tränen nach außen vor.
Völlig ungeordnet und zerstörerisch.
Ich schweige in roten Schnitten.
Jeder verzehrt sich nach dir.
Jeder zerbricht an dir.

Glaubst du noch immer, dass alles gut wird?
Falls ja, bitte sag es mir nicht.

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