Sie nerven!

Essay zum Thema Gerechtigkeit/ Ungerechtigkeit

von  pentz

„Sie nerven!“
Aber ich wollte mein Geld haben, meinen mir rechtmäßig zustehenden Lohn. Dazu hatte ich mich nun fast drei Monate darum kümmern, Telefonanrufe führen, Bittgesuche auf Anrufbeantworter und Briefpapier erstellen müssen, um von dieser hohen Dame, der Leiterin einer sogenannten Volkshochschule in meiner Stadt, bei der ich zu Hochzeiten der Flüchtlingswelle beschäftigt worden und in die Bresche gesprungen war, um die lerneifrigen Syrer, Iraker usw. mit Deutschkenntnissen zu bedienen, oftmals ohne Auftrag von der nicht auffind- und erreichbaren Leiterin zwar, aber doch mit einer penibel geführten Anwesenheitsliste mit Datum und Unterschrift der Beteiligten.
„Sagen Sie niemanden, dass die Vhs ihre Beschäftigten und Honorarkräfte nicht bezahlen würde.“ (Eigentlich müsste es im Indikativ stehen: „bezahlt“!).
Ich grüble nach und denke jetzt, dass sie eher wohl gesagt hat: „Erzählen sie nicht herum, die Vhs würde ihre Lehrer nicht bezahlen.“
Sie hob den Zeigefinger dabei.
Ja, in meiner Not und wie es meinem Naturell entspricht, habe ich die Wahrheit nicht hinterm Berg gehalten, sie verkündet, wo immer ich ging und stand, auf der Straße, im Bus, im Zug, indem ich den einen oder anderen frank, frei und freimütig von meiner bedrängten Herzen hinweg von meiner mich erfassten ungerechten und unangemessenen Behandlung seitens eines „Zweckverbandes zur Integration von Asylsuchenden“ berichtet, verkündet und erzählt habe.
Da sie es nicht tat, mich bezahlen, und ich derjenige Betroffene war, um den es hier ging, und ich keine Ressourcen besaß, mir eine Rechtschutzversicherung zu leisten, sprich das schöne überall verkündete Recht einzuklagen, da man ja gerne und jederzeit in einem Rechtsstaat das Recht hat einzuklagen, blieb mir nichts anderes übrig, als es zumindest allen, die es hören wollten – allzu viele wollten es gar nicht, zumindest schüttelten ungläubig den Kopf –  zu erzählen.
Das war Gerechtigkeit (die Wahrheit sagen zu dürfen, auch wenn sie entlarvt), das war Meinungsfreiheit (nicht die inszinierte in den Medien und in den Parlamenten; dabei ist das nicht einmal die Äußerung einer Meinung, sondern die Verkündigung eines Tatbestandes und Faktes), das war Pluralismus (nicht die vielen Varianten von Blutwürsten in den Vitrinen der prall gefüllten Kaufhäuser), und es ging gegen, entlarvte und entblößte eine jener Personen des öffentlichen Lebens, die genau dies sich auf ihr Fahnen geschrieben haben: „Unsere Stadt ist bunt!“ – das war so ein Slogan, mit dem sie hausieren gingen (wenngleich sie rassische Vielfalt für ein paar Wenige meinten), so ein Schild, welches sie vor ihren Brüsten hingen (wobei sie nur Einzelne Alibi-Flüchtlinge und –Betroffene meinten).
Der Bürgermeister dieser Stadt rieb sich in teilnehmender Beobachtung wie bei einem fremden Kulturspektakulum die Hände in Unschuld des proklamierten Nichtzuständigseins-Rechts – der Landrat des Kreises Roth fand es nicht wert, je auf meine daraufhinweisenden Briefe überhaupt zu antworten (und in seinem Zuständigkeitsbereich war dies nun schon der zweite derartige Fall der Unterschlagung von berechtigten, im anderen Fall meinethalben auf seine Berechtigung zu prüfenden Ansprüche eines Bürgers seines Sprengels).
Was darf man daraus schließen: diese freiheitlich-demokratische Gesellschaft ist nur für eine Minderheit da, die man die „politische Elite“ nennt?

Inwieweit ist der sogenannte freiheitlich-demokratische Staat im Anbetracht des Verhaltens der Exekutive noch als solcher zu bezeichnen?

Anhand meiner Erfahrungen findet für mich eine Umdeutung dieses Begriffes „freiheitlich-demokratischer“ Staat statt.
Hat die Gesellschaft die Legislative des Staates überhaupt noch in freiheitlicher Art und Weise gewählt, wenn die Exekutive sich so korrupt erweist, dass es sich leisten kann, Gerechtigkeit und die Verfassungsgrundsätze zu missachten? Ist der heutige Staat demnach, Exekutive, Judikative und selbst Legislative überhaupt noch Repräsentant der deutschen Bevölkerung? Welche Personen sind die sogenannte „politische Elite“ überhaupt? Mich wundert es nicht, dass der oberste Staatschef und Bundespräsident, also eigentlich ein legislativ gewählter Vertreter, aus der Exekutive kommt.

Der jetzige bundesrepublikanische Staat ist in seiner Art und Weise nach ein Staatskapitalismus: die Exekutive als Unternehmen, wobei diese die arbeitsrechtlichen Vorschriften, wozu die Exekutive per definitionem verpflichtet ist, nicht realisiert und umsetzt, um eben Akkumulation des Kapitals zu forcieren.
Die Judikative des Staates wird der Verwaltung tendenziell meistens zur Seite stehen.
Man nennt so etwas einen korrupten Staat.
Was ist Staatskapitalismus?
Das Pendant Staatskommunismus?
Bei letzterem fördert der Staat, die Verwaltung, das Kollektiveigentum. Bei ersteren fördert der Staat in Gestalt der Verwaltung die Unternehmer. Aber tritt der Staat selbst als Unternehmer auf, kann dann noch von Staatskapitalismus gesprochen werden?
Welcher andere politischen Begriff, wenn es ihn schon gibt, trifft hier zu?
Die Wiedervereinigung Deutschlands musste finanziert werden – der Schuldenberg abgebaut werden – Zauberwort schwarze Null – schön gut, aber mit allen Mittel?

copyright werner pentz

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (17.06.17)
Also, lieber Pentz, wenn Du aus der Sicht eines kompetenten Deutschlehrers schreiben willst, dann muss die Rechtschreibung stimmen - anderenfalls ist die Geschichte höchst unglaubwürdig.

 pentz meinte dazu am 19.06.17:
lieber hebdo,

sprachunterricht und literarisches schreiben sind zwei paar stiefel und ligen von liga, d’accord. ich bemühte mich nicht, als beruf lehrer anzugeben, aber eine berufsbezeichnung wurde in diesem forum gefordert.

und lieber hebdo, ich glaube mich zu erinnern, dass du auch ein vertreter der politischen elite bist, weil mal festangestellter lehrer, was ich nicht bin, schon wieder entlassen und stattdessen wurden lehrer angestellt, die keinen satz ohne grammatikalischen fehler herausbringen, im ernst, weil die mutter, der vater nichtdeutschen hintergrund hat.

was sind also die kriterien dafür, dass man in diesem staat sich integrieren kann, was ich nicht bin und kann offenbar, einst selbst mal als flüchtlingskind gescholten auf der straße - wie geht es den jetztigen später mal, frage ich mich. was wird dieser haufen dissozierter sich wohl verhalten?

also du vertreter der poltischen elite, es kommt dir und deinesgleichen gar nicht auf die rechtschreibung und rechtsprechung an, sondern um den inhalt, um die verhinderung der entlarvung euerer korrupten seilschaft, wozu ihr die formale aspekte herannehmt, um von dem inhalt, von der ungerechtigkeit, von euerem gemauschel abzulenken.

und lieber hebdo, obwohl hebdo falsch ist, das bist du nicht und du kennst hebdo auch nur infolge des anschlages, est vrai?, und wenn ich wieder zeit habe, dieter rotmund, dann - salut kanaille!

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 19.06.17:
Lieber Pentz, wir würden uns über einen Text als Gastkolumnist bei uns im Donnerstagsteam sehr freuen! Thema ist frei, auch Gerechtigkeit ist erlaubt, einfach mir als PN zuschicken, ich kümmere mich um den Rest!

P.S.: Ich war nie Lehrer.

 pentz schrieb daraufhin am 21.06.17:
ich brauche zeit und denke nach, merci
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram