Autobatterie

Text zum Thema Alltag

von  Oskar

Beim Öffnen der Motorhaube wurde mir klar, heute wird ein guter Tag. Die Straße noch leer. Langweilig und deprimierend wie immer. Ein Blick in den Innenraum des Wagens. Kabel, Metall, Schmutz und Flüssigkeiten. Wenn es nicht die Batterie ist, die für das klackende Geräusch beim Anlassen sorgt, weiß ich auch nicht weiter. Da keine Freunde oder Bekannte, die ich anrufen könnte, um mir und dem Auto Starthilfe zu geben, sehe ich mich schon den ADAC anrufen, der mir wahrscheinlich sagt, sie haben wieder vergessen das Radio auszumachen.

Einem Geistesblitz folgend, besorge ich mir im Baumarkt einen dieser kleinen schwarzen Kästchen, um den Akku wieder aufzuladen. Zu Hause angekommen muss ich feststellen, dass das Gerät auch Strom benötigt, meine Mini-Kabeltrommel nur über eine Reichweite von 15 Meter verfügt und das Auto zu weit weg steht. Ein Verlängerungskabel vom Getränkemarkt gegenüber reicht auch nicht, also muss der Wagen näher an die Steckdose geschoben werden. Dank mobiler Baustellenampel bleiben mir 3 Minuten, bevor irgendjemand hinter mir, hupend, beginnt zu nerven.

Mit einer roten und schwarzen Klemme in Händen mache ich mir die Sorgen meiner Freundin, die glaubt, dass ich nicht wisse was ich tue. Klemmen angeklemmt, Schalter auf 12V gekippt und warten. Wie lange weiß ich nicht, bin aber guter Dinge in 20 Minuten das Hirschgulasch für den Abend vorbereiten zu können. Nach einer halben Stunde, weiteren Klackgeräuschen des Anlassers, beginne ich meiner Frau recht zu geben. Die Lämpchen auf dem Gerät erlöschen, wie in der Bedienanleitung angepriesen, auch nicht nach und nach. Zum Aufgeben ist es aber noch zu früh.

Neben dem Auto steht nun ein Gartenklappstuhl, darauf ich mit einer Flasche Bier in der Hand. Alle 10 Minuten ändere ich meine Position, da die Sonne leider nicht stillsteht. Ein paar blöde Spruche der Frau und ein pampiger Abgang ihrerseits später öffne ich das zweite Bier und rauche einen Joint. Dumme Idee, da Paranoia. Die Kabel und der Motorblock wirken wie eine Autobombe und gleich halten bestimmt die Bullen, die seltsame Fragen stellen und verlangen werden, dass ich meine Sonnenbrille absetze und der Penner, der oberhalb von mir auf einer Treppe hockt wird alles bezeugen können. Da helfen nur ein Konterbier und der Gedanke, dass die Welt eh nur durch Missverständnisse zusammengehalten wird und das Verstehen nur was für Buddhisten ist.

Nach zwei Stunden, der Erleuchtung nah, knattert der Motor seinen gewohnten Traktorenblues. Damit die Batterie sich beim Fahren wieder vollständig aufladen kann, brauche ich ein Ziel. Ich entscheide mich für den Globus, der gut 20 Minuten entfernt seine Tore für Fleischkäseweckverdauer offenhält. Dort angekommen überwältigt mich das Überangebot an Waren. Die meterlange Fleischtheke, an der Hühner ihre zarten Brüste, Schweine ihre fülligen Bäuche feilbieten, gibt mir den Rest. Beim raschen Verlassen des Etablissements stoße ich gegen einen älteren Herrn, der mir verzeiht und mich ihn ein Gespräch verwickelt. Seit seiner Rente, also vor gut 10 Jahren komme er samstags hierher, um ein Leberkäsbrötchen zu essen, da seine Frau, seit gut 10 Jahren jeden Samstag eine Piccolo-Tour mit seiner Schwester veranstalte, um über ihn zu lästern. Außer einmal, da sprang sein Auto nicht an. Sein Angebot mir einen Fleischkäse auszugeben lehne ich höfflich ab und verlasse den Globus mit der Gewissheit, dem Saarland so schnell es geht den Rücken zu kehren. Aber nicht ohne mir vorher, heimlich, ein Mettbrötchen gekauft zu haben.

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Kommentare zu diesem Text


 princess (21.01.18)
Amüsant! Das würde ich gerne verfilmt sehen, insbesondere die Szene mit dem Gartenklappstuhl neben dem Auto.

Liebe Grüße
Ira

 Oskar meinte dazu am 21.01.18:
Der arme August, das Auto, steht wieder still. Diesmal ist er inkontinent. Danke wegen der Fehlersuche.
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