Krebsgespräche

Text

von  Oskar

Wieder der Darm. Wieder eine OP. Wieder das schlechte Gewissen. War sehr enttäuscht, dass du dich nicht direkt auf meine SMS gemeldet hast. Hatte halt das Ladekabel vergessen. Was bringt es dir oder mir zu wissen, dass du bald 30cm weniger Innereien hast. Ohne Magen läufts doch auch ganz gut. Sagte ich nicht, da seine Schläge mir schon früh die Ehrlichkeit abtrainiert hatten. Eigentlich hatte ich das Kabel auch nicht vergessen. Einfach Bock gehabt, mir ein paar Tage keinen Scheiß anhören zu müssen. Meine Schwester ist da anders. Bot direkt an einen Flieger aus Bayern zu nehmen, um ihm nach dem Erwachen aus der Narkose den Sabber aus dem Gesicht zu waschen. Dafür gibt’s doch Schwestern, also die mit Kitteln. Macht doch keinen Sinn jemanden beim Halbtotsein das Händchen zu halten. Besonders keine Hände, die stark genug waren, Kinderärsche zu versohlen. Bald dann wohl die erste eigene Darmspiegelung.

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Kommentare zu diesem Text


 Isensee (13.08.17)
Frage mich ständig, wen ich da an meiner Hand haben will wenn ich ablebe.
Im letzten Glühen deines Hirns, ob es das Sterben erleichtert, wenn da noch was warmes an der Hand klebt und der Mensch dahinter, ist das dann noch wichtig.
Kann mir gut Vorstellen, dass eine Wärmflasche da in die Hand gelegt, auf 37 Grad Celsius geheizt, angenehmer ist.
Und so aus dem Koma erwacht, noch voll unter Stoff, ist es dir völlig egal wer da sitzt.
Mich nervten die rot geheulten Augen eher und immer das kämpfen um Fassung in den Gesichtern, geht einem richtig auf den Sack.
(Kommentar korrigiert am 13.08.2017)

 Oskar meinte dazu am 14.08.17:
Beerdigungen sind nicht ganz so peinlich. Da haben die Leute sich voher ausgeheult. Obwohl das Gestammel der Priester schon grenzwertig ist.
toltten_plag (42)
(13.08.17)
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 Oskar antwortete darauf am 14.08.17:
Muss ich wohl durch, sonst mache ich auf der Zielgeraden noch einen auf Usain Bolt und werde aus dem Testament gestrichen.

Habe ich mir vor Jahren auch gedacht. Nur anders. Endlich dem Vater überlegen sein, aber schnell feststellen müssen, dass es egal ist. Wer macht sich schon was draus einen alten Mann im Tischtennis besiegen zu können. Kann mich noch an den Tag erinnern, als ich das erste mal erlebte, dass meine Vater eine arme Wurst ist. Trafen irgendwann mal seinen coolen besten Freund. Vater war so unterwürfig, zerbrechlich. Tat für einen Moment gut.
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