Der Tod - ein facettenreicher Mitspieler

Text zum Thema Tod

von  obar75

*Das erste Kapitel*

Die Zeit musste er sich immer nehmen, für das was ihm wichtig erschien, denn er war ein viel beschäftigter Mann und sein Beruf zehrte an seinen Knochen wie eine Hyäne. Sein Boss verstand es nicht, dass er jeden Dienstag nur acht Stunden und nicht wie sonst neuneinhalb Stunden arbeiten wollte, doch er brauchte diese Zeit jeden Dienstag, denn er traf Dienstags immer Luisa, ganz zufällig, wie er jedes mal betonte. Die bezaubernde Luisa war die Nichte von seinem Boss und dieser hatte seinem missratenen Bruder, an seinem Sterbebett versprochen, das er sich um Luisa kümmern würde, solange er auf dieser Erde weilte und darum beäugte er diese Liaison mit viel Skepsis.

Der Bruder seines Chefs, ja, er erinnerte sich noch an ihn, er hatte ziemlich große Probleme gehabt unter anderem mit Drogen und hatte, um Luisa zu schützen sie zu seiner Ex-Frau gebracht, die jedoch kaum ein Jahr danach einen schrecklichen Autounfall hatte, Luisa war auch in dem Auto, doch sie hatte wie durch ein Wunder überlebt.
Wusste sein Chef etwa, das er Gevatter Tod sei, in Gestalt von Jason, seinem smarten Angestellten und das er Luisa in den Hades führen wollte und so sein Chef nicht sein Versprechen gegenüber seinem verstorbenen Bruder mehr einhalten konnte? Sein Chef, der John hieß, hatte Angst um seine Nichte, seit jenem Unfall war sie schwer depressiv geworden und nur selten vernahm man noch ihr sonnenstrahlhelles Lachen; er wollte sein Versprechen wirklich einhalten, doch es fiel ihm sehr schwer, neben seiner Arbeit auch noch auf eine junge Frau aufzupassen.
Jason war sich der Umstände bewusst und er wartete den richtigen Augenblick ab, ihm wurmte immer noch das Luisa ihm damals von der Schippe gesprungen war, er würde sich diesmal Verstärkung holen, von seinem Zwillingsbruder dem Sensenmann und zusammen würden sie dieser unglücklichen Geschichte ein Ende setzen, denn Vorbestimmung ist Vorbestimmung hieß es in ihren Kreisen.

Und während er so seine finsteren Pläne schmiedete saß Luisa nichts ahnend zu Hause, bald würde sich ihr bisheriges Leben innerhalb kürzester Zeit komplett ändern; dieser Dienstag sollte der letzte sein an dem sie ihren Onkel sah, sie würde untertauchen müssen, ohne eine große Chance Jason wirklich zu entkommen, doch von all dem wusste sie noch nichts, noch saß sie sicher im Wohnzimmer und träumte von dem gut aussehenden Jason, den sie noch liebte.

Was Sie, zu diesem Zeitpunkt, selbst in ihren kühnsten Träumen, nicht erahnen könnte, war die Tatsache, das der Zwillingsbruder von Gevatter Tod langsam unruhig wurde, er konnte es nicht mit ansehen, wie die Menschen immer mehr ihm entglitten, seit damals, wo sie ihn aus ihrer Wohnstätte in die Anonymität des Krankenhauses verbannt hatten hegte er einen tiefen Groll gegen sie, damals im Mittelalter war er noch ein Teil von ihnen und ihrem Alltag gewesen, aber jetzt nicht mehr.

Der Sensenmann drängte seinen Bruder Gevatter Tod, alias Jason nun endlich das Turtelspiel mit Luisa aufzugeben und erledigen wofür sie gekommen waren, doch Jason hatte einen weitaus heimtückischeren Plan, er wollte nicht nur Luisa.
Er wollte es diesmal mehr als gründlich machen und in seinem Kopf schwirrte ein absolut tödlicher Plan, wie er Luisa und die ganze Stadt in den Hades führen könnte, aber der Sensenmann bekam langsam und stetig den Verdacht, das sein Zwillingsbruder größenwahnsinnig geworden war. Gevatter Tod war tatsächlich etwas aus dem Ruder gelaufen, sollte er doch "nur" die Seelen der schon Verstorbenen mitnehmen, wollte er jetzt dem Schicksal nachhelfen und seinen Job etwas auf Vordermann bringen. Er hatte sich schon lange genug mit den menschlichen Resten begnügt, nun wollte er einmal etwas herausragendes schaffen, etwas woran man sich noch lange würde erinnern müssen. Dieser Gedanke hatte sich in die Psyche von Gevatter Tod eingefressen, wie eine alles zersetzende Säure und er konnte ihm nicht mehr widerstehen, er wusste das er seinen Plan durchführen musste und hatte auch schon die ersten Utensilien für dieses Unternehmung in einem abgelegenen Zechenstollen deponiert, wo diese Teile auf ihre zerstörerischen Wirkung nur warteten, wie eine aktive Atombombe, die nur gezündet werden müsste. Doch das war nur die Notlösung, was war schließlich schon so großartig daran eine Atombombe zu zünden, schließlich hatten die Amerikaner schon gezeigt, dass das eigentlich jeder könnte; sein eigentlicher Plan war wesentlich teuflischer und raffinierter, vergnügt rieb er sich die knochigen Hände. Gevatter Tod wollte etwas so perfides machen, wie es damals schon die Spontis des 20. Jahrhunderts vorhatten, er wollte LSD ins Trinkwasser der Stadt mischen und sich so mit dieser nicht alltäglichen Aktion einen Namen machen.

Problematisch bei diesem Plan war nur, dass sein Bruder in letzter Zeit auch verändert wirke, allerdings in (für Gevatter Tod) negative Richtung, er hatte durch Luisa irgendwie einen "Draht" zu den Sterblichen entwickelt. Luisa war doch seine Freundin, oder zumindest so etwas ähnliches, sie war die Person die seinen Plan würde ausführen müssen, da er selbst nicht reell agieren konnte; sein Bruder Sensenmann schien jedoch durchaus an ihr interessiert.

Das der Zwillingsbruder von Jason an ihr Gefallen gefunden hatte, war Luisa auch schon lange Zeit unterschwellig bewusst gewesen und deswegen hatte sie auch ihre einzige Freundin Sonja um Rat gefragt, wie sie sich in dieser verqueren Situation verhalten sollte, weil Luisa langsam merkte das alle Männer irgendwelche Zwänge auf sie ausübten und sie diesem Druck nicht mehr lange standhalten konnte. Sie wollte ausbrechen, ihrem langweiligen, monotonen Leben einen neuen Sinn geben und Jason sollte mitkommen. Sie hatte ihm zwar noch nichts von ihrem Plan erzählt, war sich aber sicher, dass er mitkommen würde, was sie nicht wusste war, dass sie somit seinen Plan erheblich gefährdete und er sich das nicht gefallen lassen würde. Ihr Plan war es dorthin zurückzukehren, wo ihre Urgroßmutter schon gelebt und gestorben war, sie wollte mit Jason nach Nordfriesland, auf die Hallig Hooge, flüchten und dort in den Weiten der Nordsee ein entspanntes und von menschlichen Zwängen befreites, Leben führen. Beruhigt schlief sie diese Nacht ein, die Fahrkarten für die Bahn schon in der Tasche; hätte sie von dem mehrere Stunden dauernden Wutanfall von Jason am nächsten Tag, oder ihrer Flucht vor ihm in letzter Sekunde mit Hilfe seines Bruders gewusst hätte sie bestimmt nicht so tief und ruhig geschlafen, doch so nahmen die Dinge ihren Lauf.

In der Nacht hatte sie einen phantasievollen und lebhaften Traum, der ihr so real vorkam, das sie schweißgebadet aufwachte und im ersten Moment nicht wusste, wo sie war. Doch auch als sie wieder wusste wo sie sich befand, wollten die düsteren Bilder von dem Autounfall nicht von ihr weichen, sie hatte eine dunkle Gestalt gesehen, die langsam auf das Auto zuging, die Hand nach ihrer Mutter ausgestreckt hatte und dann auch sie berühren wollte, bis ein heller Lichtstrahl der Taschenlampen ihrer Retter die Gestalt vertrieben hatte; diese Gestalt hatte es wirklich gegeben, wie es ihr nun einfiel, sie sah aus wie Jason. Wollte ihr Unterbewusstsein ihr damals nur einen Streich spielen oder war dieses wirklich alles real und greifbar gewesen? Diese sie quälende Frage sorgte dafür, das Luisa nicht mehr zu Ruhe kam und sich immer mehr in wahnhafte Angstvorstellungen flüchtete.

Mitleidig sah ihr Onkel John sie an, konnte nichts gegen ihr Leid tun, er hatte Jason sogar schon gedroht ihn zu kündigen, wenn er sich weiterhin mit Luisa traf, doch nichts hatte geholfen. John waren die Hände gebunden und unter diesem Eindruck, der sich lebhaft in seine Seele einbrannte fing auch er langsam, aber sicher auch zu leiden, er wollte diesem ganzen Spuk am liebsten von jetzt auch gleich ein Ende bereiten, aber er wusste nicht, wie er dieses machen sollte. Vielleicht musste man Jason nur irgendwie ausschalten, dachte er und flüchtete sich in ähnliche wahnhafte Vorstellungen wie seine Nichte. Doch trotz seines wahnhaften Zustandes hatte er eine brillante Idee, er kontaktierte den Bruder von Jason, was er nicht wusste war, dass der Sensenmann ihn erst zu dieser Idee brachte um mit ihm über Jason und Luisa zu reden.

Der Sensenmann war inzwischen, ohne das man es merkte zu einer immer einflussreicheren Person geworden, er versuchte die Menschen zu steuern als wären sie nur Marionetten an seinen Fäden. Selbst sein Bruder Jason wurde immer mehr in das Netz seines Bruders gezogen, doch was hatte der Sensenmann nur vor? Bei Jason konnte man sich sicher sein, dass er die Menschheit auslöschen wollte, doch bei seinem Bruder konnte man kein eindeutiges Ziel sehen; was ging nur in dieser grimmig-schwarzen Person vor?
Der Sensenmann saß bedächtig auf einem großen Stein und meditierte über sich und seine Aufgabe in dieser Welt, schon seit Jahrtausenden wurde er von dieser Vision verfolgt und in den letzten Tagen wurde es immer schlimmer, in dieser Vision sah er sich in einer Welt, in der es keinen Tod mehr gab, weil es auch kein Leben mehr gab und es wurde ihm immer mehr bewusst, das der Tod nur existieren kann, wenn auch das Leben existiert und an dieser Bipolarität war er für immer und ewig gekettet, er war nicht frei zu wählen, nein, er war nur ein kleines Zahnrad im ganzen. Gott hatte ihm diese Stellung im Ganzen zugewiesen und er konnte sich doch nicht ohne weiteres über Gottes Fügung hinweg setzen.

Sollte er wirklich noch einmal von vorne beginnen? Doch wo war der Fehler gewesen in seiner Konstruktion? Sollte er wirklich Jason freie Hand lassen nur um noch einmal beginnen zu können? Und dann war da ja auch noch Luisa, er war sich sicher, dass sie etwas wusste was sehr wichtig für ihn war, doch was konnte sie wissen was er nicht wusste? Sie war doch auch nur ein kleines Zahnrad in Gottes Werk und dabei ein noch kleineres.
 
Er merkte, langsam, das er ohne Jason nicht sein konnte, aber auch nicht mit ihm, weil Jason ihm immer in sein Handwerk pfuschte, so was das schon seit Anbeginn der Geschichte, seit die Menschen ihnen diese Namen und Merkmale gegeben hatte; er erinnerte sich an die Bilder und Zeichnungen, die sie von ihnen gemacht hatten, damals, als sie mittels der Beulenpest Europa heimsuchten und die Menschen anfingen sich ihrer zu bemächtigen in Worten, Gedanken, Farben und Formen. Am Anfang war er noch frei gewesen, unaufhaltsam, doch seit er Namen bekommen hatte und Bilder von ihm existierten, wurde er immer mehr und mehr an seine eigene Schöpfung gebunden; auch deswegen war ihm nicht sehr wohl bei dem Gedanken, die ganze Menschheit zu vernichten. Aber eines war ihm ganz klar geworden, er musste seinen Zwillingsbruder beseitigen, bevor dieser die goldenen Regeln des Todes zerbrach, wie einen trockenen Ast und so gegen Gott handeln würde. Und dennoch scheute er sich davor Jason zu vernichten, wollte er doch den Menschen ein Vorbild sein; die ganze Geschichte mit der Verdammnis und den ganzen Strafen aus vergangenen Zeiten war ihm jetzt noch peinlich, was Jason wusste und nur zu gerne ausnutzte. Aber irgendwie musste es doch weitergehen, oder sollte er ewig den verdammten Lord der Unterwelt spielen, die Menschen glaubten immer daran, das man sich weiter entwickeln konnte, aber warum dürfte sich der Tod nicht weiterentwickeln, eine Sache, die ihm echt schwer zu schaffen machte. Er philosophierte noch eine lange zeit über seinen Bestimmung und ob es überhaupt eine Bestimmung geben kann, auch fing er immer kritischer zu werden, mit ich selbst und mit Gott.

*Das zweite Kapitel*

Miss Twig war nun 98 Jahre alt. Ein gutes Alter wie sie fand. Ein sehr gutes Alter sogar, sie hatte zwei Ehemänner überlebt und hatte ihre drei Kinder und deren Kinder aufwachsen sehen. Nun wollte sie sich zur Ruhe legen. Sie hatte es sich verdient fand sie; doch trotz einer schweren Herzattacke kam der Tod nicht. Sie war schon immer überzeugt gewesen, dass er sie am Ende abholen würde, doch er kam nicht und ohne ihn wollte sie nicht sterben. Sie musste ihm noch etwas mitteilen, etwas, was sein Grübeln hätte unterbrechen können. Aber was könnte dieses sein? Diese Frage hämmert wie verrückt in dem alten greisen Schädel von Miss Twig und während sie heftigst am grübeln war, merkte sie nicht, wie sich der Sensenmann von hinten ganz langsam und bedächtig anschlich und seine knochige, morbide Hand nach ihr ausstreckte, um sie in das Reich des Todes zu entführen. Sie starb in dem Moment in dem sie die rettende Antwort fand, eine wahre Ironie des Schicksals das es in letzter Zeit nicht gut mit Tod meinte. Auch Jason wurde immer unruhiger, er hatte es schon so weit gebracht, dass einige Menschen ihm glaubten und für ihn töteten. Eine sinnlose Mordserie hatte begonnen, Terror nannten es die Menschen, doch es war mehr. Oh, so viel mehr. Denn Jason wollte viel mehr als nur Terror, im schwebte etwas monumentales vor Augen, so was wie ein nuklearer Winter. Warum nur einzelne töten, wenn man ganze Arten aussterben lassen könnte? Wenn man die Macht in den Händen hält und nur entscheiden braucht, dann fällt es ganz leicht. Es wäre alles so leicht, man müsste nur ein paar Atomsprengköpfe zünden. Für ihn war das alles nichts, für ihn gab es keine Hindernisse, er wusste, das alle Menschen auch das Böse in sich trugen und das er dieses nur ans Tageslicht bringen musste.
Diese Erkenntnis trug er wie ein gedankliches Fundament in sich und ließ es sich auch nicht erschüttern. Es gab Menschen wie Jesus oder Buddha, aber diese verkannten leider, dass das Böse zum Menschen gehört, wie auch das Gute und diese Erkenntnis müsste man sich immer wieder vor Augen führen! „Ja, immer wieder vor Augen führen“ sprach Jason leise zu sich selber. 
   
--- Fortsetzung folgt ---


Anmerkung von obar75:

Dieser Fortsetzungsroman wird von Dark Soul und mir geschrieben, wir machen dieses in der Technik, ein Satz ich, ein Satz du. Dieser Text ist länger und ergiebiger ausgefallen, als wir uns am Anfang gedacht haben. Dank geht an Dark Soul für die gute bisherige Zusammenarbeit.

Nach langer Pause wollen wir dieses Projekt wieder aufnehmen und weiterführen.

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Kommentare zu diesem Text


 DariusTech (27.04.05)
Generell finde ich die Geschichte nicht schlecht. ich werde auf jeden fall darauf achten, ob und wann es weitergeht. Vielleicht sollten die Autoren mal darüber nachdenken den Text in optisch unterscheidbare Absätze zu unterteilen, um ihn leserfreundlicher zu machen. Und es ist teilweise etwas schwierig zu unterscheiden wer jetzt Jason und wer sein Bruder ist. Davon abgesehen gefällt es mir ganz gut. lg Darius

 obar75 meinte dazu am 27.04.05:
Lieber Darius Tech,
Ich finde deine Kritik vollkommen richtig und werde bei Gelegenheit mit Dark Soul zusammen uns überlegen, wie wir diese Story optisch ein bißchen verbessern können.
LG
Obar75
PraesidentDeath (24)
(22.06.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 obar75 antwortete darauf am 08.08.05:
danke, es freut mich, das es dir gefällt, aberl eider bin ich zurzeit in iener kleinen schaffenspause, so das sich noch nichts weiteres an diesem text ergeben hat. habe mit dark_soul auch mich nochmals kurzgeschaltet, damit wir weiterschrieben können.
LG obar75
PraesidentDeath (24) schrieb daraufhin am 11.08.05:
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 obar75 äußerte darauf am 11.08.05:
:-)
es freut mich, das dir die fortsetzung gefällt, überhaupt ist die idee, es so zu machen, das jeder einen teil schreibt, ganz cool, weil so verschiedene gedanken in das projekt dann fliessen.
wenn du lust hast, können wir sowas auch mal machen.
LG obar75
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