Brennend heiße Realität

Aufruf zum Thema Befreiung

von  KopfEB

„Mama, da sind 2 Männer an der Tür! Soll ich sie wegschicken, Mama?“

„Ja, danke. Ich bin gleich da. Geh in´s Haus mein Kleiner, das ist nichts für dich.“

Ein hasserfüllter Blick aus kleinen Augen, nicht weit führen ihn seine Schritte. In die Küche und auf Zehenspitzen wieder zurück neben den Türrahmen.

„Werte Frau, wir sind hier um ihnen mitzuteilen, dass ihr Gatte bei der Arbeit auf dem Feld seiner staatlichen Fürsorgestelle bei einem Diebstahl ertappt wurde. Das Urteil wurde noch an Ort und Stelle vollstreckt. Einen schönen Guten Tag.“

Papa!!!

„Aber…, aber, das kann doch nicht sein… Mein Mann ist doch… er arbeitet doch gar nicht…“

„Ihr Schweine, mein Papa! Wo ist er, was habt ihr mit ihm gemacht, die ganze Zeit?“

Mit dem größten Messer, das seine Mutter besitzt, stürmt der kleine Junge auf die Staatspolizei zu, schwingt die Klinge mit grenzenloser Wut über seinem Kopf. Er hat schon beinahe die Hälfte der Strecke geschafft, als die Beiden ihren Schrecken und den Ausdruck von absurdem Unverständnis aus den Augen gebannt haben und mit erstaunten Fingern an ihren Halftern arbeiten. Seine kleinen Beine scheinen zu fliegen in der Kraft eines zornigen Adler´s, dessen Schwingen die Gerechtigkeit tragen. Gleich ist er da.
BANG!!!
Ein Schuss durchschlägt die Stille bis in alle Ewigkeit.
Es scheint ihm, als hätte irgendjemand, ein wütender Dämon, von dem Opa immer so viel erzählt hat, seinen Geist mit einem Fingerschnippsen aus der Bahn geworfen.
Irgendetwas ist nicht in Ordung, das spürt er. Sein Blick fällt müde auf das Messer, das noch halb in seiner Hand, halb auf der dunklen Erde des Blumenbeetes ruht. Warum liegt er hier und was will er denn nur mit dem Messer noch machen?
Es ist zu wichtig, um es zu vergessen.
Er muss nur kurz zu Atem kommen, nur kurz einatmen, nachdenken, frei, nicht so schwer wie im Moment.
Die Welt wird dunkel und kalt. Ein letztes Mal öffnen sich seine kleinen Augen und blicken auf den Schatten, der wie eine Wand vor der grellen Himmelsscheibe steht. Was ist das in seiner Hand?
Die letzte Sonne die er sieht, ist das kreisrunde Mündungsfeuer eines Revolvers, die ihren Platz einnimmt, für immer eingebrannt in seine Stirn.

„NEEEIIINN!!! Nicht auch noch meinen Sohn! Das könnt ihr mir doch nicht antun. Das könnt ihr nicht. Das könnt ihr nicht. Das könnt ihr nicht. Das könnt ihr nicht…“

Ihr wimmernder Körper liegt auf den Überresten seines Lebens und weint so viele Tränen, dass sie das Blut ihres Sohnes für immer in das Rosenbeet versenken.

„Sie hatten gerade gesagt, ihr Mann würde gar nicht arbeiten? Ist er Bauer im Volkseigenen Betrieb? Sind sie Frau Chung? Reden sie schon, na los!“

„nein.
mein mann ist im gefängnis,
seit 4 jahren,
ein jahr nach der geburt unseres sohnes.
er hatte sich geweigert eine aussage gegen unseren nachbarn zu tätigen.
der war unschuldig.“

„Oh, dann tut es uns leid. Wir müssen hier falsch sein. Nichts für ungut.“

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