Vorbei

Prosagedicht zum Thema Missbrauch

von  ViolaKunterbunt

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Ein Mann – ein Mädchen.
Worte, die zu früh sind –
reißen sie aus kindlicher Verspieltheit.
Dinge passieren, die sie nicht versteht.
Nur die Erkenntnis, dass es SO nicht richtig sein kann.
Nichts erzählen… keinem … sonst passiert was Schlimmes …
Wenn es doch endlich vorbei wäre … 

Ein Mädchen –
Schlechtes Gewissen.
Was hab ich getan?
Warum habe ich das zugelassen?
Warum habe ich nicht geredet?
Wann wird das vorbei sein ?

Eine Frau –
Erinnerungen liegen auf ihrem Weg,
die in gut verschlossenen Kesseln versteckt sind.
Die Kessel stehen unter Druck.
Manchmal zischt es gewaltig.
Wird das je vorbei sein ?

Ein Anruf –
Wollte mitteilen … letzte nacht … 23 Uhr 36 … im Alter von 92 Jahren …
Trauer ?  Wut ?  Angst ?  Panik ?  Empörung ?  Hass ?
Wo ist die ganze Palette an Gefühlen geblieben,
die immer mit diesem Mann verbunden waren?
Gleichgültigkeit.
Es ist vorbei -  PUNKT


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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(21.05.06)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 31.05.06:
Liebe Seele, Danke für Deinen Kommentar. Hab mich sehr gefreut.
Zu Deinem Einwand sag ich es dann mal mit Franz Beckenbauer: Schaun mer mal !
Liebe Grüße, Viola
BjoernKluge (38)
(21.05.06)
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 ViolaKunterbunt antwortete darauf am 31.05.06:
Tja, gelernt ist gelernt ... das mit dem Verdrängen meine ich.
Danke für Deinen Kommentar.
Liebe Grüße, Viola
Lucina (47)
(21.05.06)
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 ViolaKunterbunt schrieb daraufhin am 31.05.06:
Danke für Deinen Kommentar. Recht hast Du.
(Mehr kann ich dazu jetzt auch nicht sagen.)
Liebe Grüße, Viola

 BrigitteG (21.05.06)
Zum Inhalt brauche ich sicher nichts mehr zu sagen, denke ich, das haben die anderen ja schon gemacht.
Ansonsten habe ich es den ganzen Tag vermieden, Dich zu kommentieren, weil mir einfach zu wenig einfällt. Vielleicht mag es die Form sein, diese Mischung zwischen Prosa und Lyrik. Ich glaube, ich lese lieber Prosa von Dir, denke ich. Aber es bleibt ja die Frage, woran das liegt.
Die Struktur ist gut nachzuvollziehen: ein Kind, das erlebt / ein Kind, das Fragen stellt / eine Frau, die erlebt / eine Frau, die Fragen stellt und zum Schluss die Antwort hat. Gleichzeitig das Zeigen der Weiterentwicklung Deines Lyrisches Ichs durch die letzte Zeile jeder Strophe. Das heißt ja auch, dass Du es nicht runterschrieben hast, sondern Dir Gedanken gemacht hast, strukturiert hast, eine Entwicklung darstellst.
Ich denke, die ehrliche Frage ist "Warum berührt es mich nicht?" Und die Antwort ist nicht: weil ich nicht betroffen bin. Betroffenheit ist keine Voraussetzung, damit ein Text bei mir emotional wirkt: ich war schon vor einem Jahr fassungslos, als ich das "Stofftier" gelesen habe, und nicht erst in letzter Zeit, da ich einen näheren Bezug zum Thema habe.
Ich kann noch nicht mal sagen, dass es an den schlichten Worten liegt. In Deinem "welch ein wunderbarer Tag" ist die Geschichte im Grunde auch sehr schlicht formuliert, aber sie wirkt sehr stark. Frag doch mal andere, AndreasW z.B., der ist doch auch immer ehrlich.
Es grüßt sehr lieb und sehr ratlos Brigitte.
alex (30) äußerte darauf am 28.05.06:
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 ViolaKunterbunt ergänzte dazu am 31.05.06:
Danke Euch beiden sehr für die Kommentare.
Tja, ich verstehe genau, was Ihr meint mit der nichtvorhandenen Betroffenheit.
Im Vergleich zum "wunderbaren Tag" ist es wirklich eine ganz andere Wirkung. Das merke ich auch. Ich kann auch erklären, warum es so kam. Denn bei dem "wunderbaren Tag" habe ich die Geschichte bewusst so aufgebaut, dass es zu diesem Knalleffekt kommt.
Bei diesem hier wollte ich erzählen... eine Erinnerung, was war - und es wird ja in dem Moment erzählt, als die Nachricht da ist. Und in dem Moment ist die Stimmung der Erzählenden ja eine "von sich selbst überraschte Unbetroffenheit". Es ist egal! Es berührt ja nicht mehr.
Aber mir ist schon klar: Jede Stimmung zu einem Text, die man erst erklären muss, die ist eben nicht rüber gekommen. Ich muss da noch mal drüber nachdenken und befürchte, dass ich Euch noch mal mit einem Text dieses Themas "belästigen" oder "beglücken" werde. Ganz wie man es nimmt.
Auf jeden Fall Danke für Eure Gedanken um den Text.
Liebe Grüße, Viola
HvidLiljer (35)
(29.05.06)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 31.05.06:
Danke Dir für den Kommentar. Liebe Grüße, Viola
janna (60) meinte dazu am 15.08.06:
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 15.08.06:
Ich danke Dir, liebe Janna.
Es geht nicht vorbei, aber es ändert sich.
Das kann ich zumindest für mich selber sagen.
Ganz liebe Grüße, Viola
Melancholic. (31) meinte dazu am 09.08.08:
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The_black_Death (31)
(05.09.06)
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 Martina (29.09.06)
Könnte wieder von mir sein...ich hab bald auch den Punkt..zumindest schon mal einen- aber irgendwie macht es mich traurig, das dazu erst jemand gehen muss....Aber ich denke...ich hab den Punkt bestimmt schon vorher gemacht..ja..doch...und der andere ist etwas schwieriger..der dauert wohl noch..Lg Tina

 ViolaKunterbunt meinte dazu am 30.09.06:
Wahrscheinlich ist der Punkt schon auf dem Blatt gewesen, bevor der Anruf kam. Aber erst dann wurde es bewusst. - Gleichgültigkeit!
Liebe Grüße, viola
amie (29)
(30.09.06)
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Melancholic. (31)
(18.08.08)
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