Sag du es mir

Brief zum Thema Alles und Nichts...

von  Füllertintentanz

Im dürren Odem kranker Lungen klingt des Schweigens Siechtum. Alle Staubwüsten unserer Stille ließen vereint diesen unersättlichen Durst gebären. Selbst die gewaltige Sintflut wogender Verschwiegenheit kann ihn nicht stillen.
Egal wie tief wir schachten, Luft und Liebe werden uns nie die Lippen wässern, welche bestrahlt vom Feuer des Geheimnisses, im Heiß der Sühne welken.
So lange Angst den Quell der Erkenntnis versandet, werden wir den Glauben nicht zur Tränke führen, denn unser ungelebtes Leben selbst, schleift den Spaten des Todes, welcher im gegenwärtigen Aushub versteckter Freuden, den Sterbeacker des Glücks besiedelt.
Fröhliche Augenblicke triften, gebündelt im Netzwerk unserer Unsicherheit. In ihren Zwischenräumen flößen sie karge Gedanken, den Fluss des Seins entlang, bis hin zur Schleuse des Sterbens, wo aller Gewässer Lauf kurz vor der Mündung der Sprache, den Hinscheidenden  rinnend die Stunde schlägt.
Verlogenheit gewichtet mehr als Mut und muss sich windend mühen, des Rätsels Mirakel unverklungen zu ertränken, während lächelnde Tugend mit dem Salz freudloser Stunden, der Sünde Leichenschmaus bewürzt.
Das Urwort der Schöpfung lag maßgefertigt an unserem Gaumen, ruhend im Schrein der verbotenen Wünsche. Es schlang sich um die Zähne und wollte doch keinem Maß der Tage wirklich passen. Unser Schweigen wurde zur Pfandleihe des Schmerzes und fordert mit scharfen Kannten tiefe Bissen des Vertrauens. Mit geschärften Sicheln durchtrennt es das Geäder nie erleuchteter Zuversicht und bettet sie im Bahrtuch des Zerfallens. Verschlucktes Wissen wird zur Amme entleibten Seins.
Ich fürchte mich vor dem Moment des Austrittes. Wird sich meine Zunge mit dem letzten Wimpernschlag ihrer Aufgabe besinnen? Was wird sie erzählen, wenn sie befeuchtet durch das Blut unseres Ablebens, als letztes Zucken unseren Stimmbändern entweicht? Wird sie sich zu Grabe tragen lassen, wo alle Erinnerungen vom Gewürm zernagt zu Staub zerfallen? Wird sie die ungeborenen Töne ins Leichentuch des Vergessens wickeln und all die Wortkadaver mit ungelösten Fragen stopfen, damit die Maden des Sandes noch lange ihre Larven an der Sinnlosigkeit nähren können? Erhebt sich am Ende aus dem begrabenen Himmel horizontloser Sehnsucht eine ganz neue, eigene Galaxie nie geahnter Möglichkeiten?

Ich weiß es nicht, sag du es mir.


C./ Sandra Pulsfort

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(31.05.06)
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