Für mein Frauchen(von ihrem Quinnylein)

Liebesbrief zum Thema Abschied

von  tastifix

Du hast mir geholfen. Ich habe keine Schmerzen mehr. Mir geht es gut.
Als wir zum Tierarzt fuhren, weil es mir so extrem schlecht ging, schmiegte ich mich ganz doll an Dich. Die Hitze im Auto, meine Angst und mein Leiden, von dem Du zwar nicht wusstest, es aber wohl erahntest, bereiteten mir schlimme Qualen. Aber Du warst da, wie Du stets während meines langen, langen Hundelebens zu mir gestanden hattest. Du warst fast wie ein Hund. Du hast mich nie im Stich gelassen. Immer nur verwöhnt und liebevollst behandelt. Selbst in den Minuten, in denen ich ´durch gedrehte Alarmanlage` spielte. Was Dich dann natürlich auch zu Recht auf die Palme brachte. Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich musste doch Dich, Deine Kinder und mein Zuhause beschützen. Vor allem vor dem dreisten Postboten, der doch tatsächlich jeden Morgen hier erschien. Frech das! Dann gingen Dir schon mal die Nerven durch. Und bei solchen Gelegenheiten brülltest Du mich auch schon ´mal an. Aber das war ja nur, weil ich so ein Blechdosenstimmchen hatte. Und wenn Du das zwei Minuten lang an einem Stück gehört hattest, fingen Deine Nerven an zu tanzen. Aber das Schlimmste, was mir blühen konnte, war ja bloß der blöde Klaps mit der Zeitung auf den Po. Und das tat nicht weh. Knallte nur und ich erschrak tüchtig. Davon abgesehen, warst Du nie böse zu mir. Und Deine Töchter, meine Ersatzschwestern, erst recht nicht. Sie waren höchstens darum besorgt, dass es mir auch immer gut ginge, trugen mir Kissen und sogar Leckerchen hinterher. Ich habe immer gespürt, wie lieb ihr mich hattet. Als Dank verteilte ich Vollwäschen am laufenden Band. Meine Lieblingsopfer dafür waren Du, Nicki und Tina. Ihr hattet da viel auszuhalten!
Ich danke Dir für mein schönes Hundeleben. Für die tollen Spaziergänge, auf denen ich mit ganz vielen Freundinnen und Freunden toben durfte. Für die vielen Schweineöhrchen, Kaustangen, Salzstangen, Goldfischlis und Kuchenkrümel, die Du mir spendiert hast. Nicht zu vergessen die vielen Pommes und Nüdelchen. Und auch für die Schokoladenstückchen, die mir meine Ersatzschwestern zugesteckt haben. Schmatz...schmalz!! Und fürs schöne Spielen: Wenn ich da ans „Bällchen“ oder an unser Fangenspiel denke...! Ach, es war so schön...
Aber, mach Dir keine Sorgen um mich. Obwohl ich ja manchmal auch ein kleiner Lümmel war, bin ich im Hundehimmel gelandet. Und weißt Du, wen ich hier als Erstes getroffen habe: Mein Feechen. Die saß ganz neugierig hinter der Eingangstür, um zu beobachten, wer denn da wohl käme. Wir sind mindestens eine Viertelstunde lang vor Freude wie die Verrückten um einander herum getanzt, konnten uns gar nicht wieder einkriegen. Feechen lässt Dir bestellen, dass sie Dich nach wie vor furchtbar lieb hat und von hier oben immer ein Auge auf Dich wirft. Du sollst wissen, dass du die ganz große Liebe ihres Lebens warst. Aber, ich glaube, Frauchen, dass weißt du sowieso. Und den kleinen Balu habe ich schon begrüßt. Zwar auch ein Junge, aber hier im Himmel spielt das keine Rolle mehr. Ich fand ihn auf Anhieb sympathisch. Zumal ich wusste, dass er der Hund meiner Tierärztin war, die Du und ich so gern mögen.
Typisch Feechen: Die ist noch genauso verfressen wie auf Erden. Schlägt uns gerade vor, die himmlische Brottrommel vom Manna zu befreien und anschließend die Weihnachtsbäckerei heimzusuchen. Bei den Engeln ist sie schon für ihre Klauereien bekannt. Doch – die mögen sie einfach alle unheimlich gern. Na ja, ich war ja auch ziemlich in sie verknallt, eigentlich immer noch. Übrigens, mit „Eulespielen“ macht sie auch hier jeden schwach. Der verzeiht man hier alles. Ob ich das auch schaffen werde??
Also, Frauchen, hab Dank, dass Du genau im richtigen Moment für mich die richtige Entscheidung getroffen hast. Doch ich wusste es immer ganz tief in meinem kleinen Hundeherzen, dass Du das tun würdest. Weil Du mich so lieb hattest.
Ich bin für ewig bei Dir!

Dein Quinnylein
(27.Juni 1989-18.August 2004)                                                                              19.August 04

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Kommentare zu diesem Text

Tara (43)
(20.08.04)
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 tastifix meinte dazu am 20.08.04:
Hallo, Töchterchen!
Das hast Du aber sehr lieb gemacht, das mit den Pünktchen. Dankeschön!!
Natürlich ist Dir klar, dass ich garantiert nicht fröhlich gestimmt war, als ich das schrieb. Ich habe mich einfach gefragt, was dieser süsse Lauselümmel mir sagen würde, wenn er es könnte. In seinem Blick zu mir lag all das.
Ich werde, wie es sich gehört, Quinnylein natürlich eine Antwort schicken. Die Adresse trage ich in mir. Ich vermute, dass mein Briefchen innerhalb von Sekunden bei ihm sein wird. Vielleicht lege ich ihm ein virtuelles Goldfischli bei. Die mochte er immer so gern.Und für Feechen lege ich eine Packung Mon cherie bei. Die hat sie mir so gerne gemopst. Im Nachhin ist mir klar, wieso sie manchmal so wackelig auf ihren hübschen Beinen stand und so eigenartig guckte. Wahrscheinlich hat sie ein Viertel ihres Lebens lang einen Kater gehabt.(Ja, so oft waren die Dinger nämlich futsch!).

Ich habe übrigens nicht bewusst auf die Tränendrüse gedrückt, sondern nur das zum Ausdruck gebracht, was ich empfunden habe, als ich den Text eintippte.

Liebe Grüsse
Deine Mutti
fraukevdb (67)
(20.08.04)
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 tastifix antwortete darauf am 20.08.04:
Liebe Frauke!

Solche Reaktionen auf diesen Text sind ein ganz großer Trost für mich!
Es ist das zweite Mal, dass ich mich von einem Hund verabschieden musste, den ich selbst habe aufwachsen lassen.(Ich habe drei Hunde gleichzeitig groß gezogen!).
Er war ein extrem pfiffiges Kerlchen. Einen Mischung aus Keckheit, Schüchternheit und einer ganzen Badewanne voller Charme. So eine Art Beatle auf vier Beinen! Genauso musst du Dir seine Wirkung auf die zwei- und erst recht auf die vierbeinige Frauenwelt vorstellen. Die vierbeinigen Mädchen liefen reihenweise hinter ihm her. (Vielleicht seiner riesigen Kulleraugen wegen...könnte das sein???)
Ich versuche mit Humor, mit seinem Tod klar zu kommen. Ich habe noch ein älteres Tier, einen Eurasier, der mittlerweile schon fast 15J.4M. alt ist. Er leidet jetzt extrem unter dem Verlust seines Freundes, den er liebevollst aufgezogen hat.
Ich habe mir vorgenommen, meinem Quinnylein auch eine Antwort zu schicken. Die Adresse trage ich im Herzen. Dazu brauche ich bestimmt nicht lange. Du wirst sie diese Tage ebenfalls hier lesen können.
Danke nochmals für die hohe Punktzahl und den süssen Kommentar.
Ich sehe ´mal nach Deinen Werken!

Liebe Grüsse
Gaby-tastifix
Symphonie (73)
(24.08.04)
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 tastifix schrieb daraufhin am 24.08.04:
Liebe Ela!

Ja, wenn es charmante Badewannen gibt -dann war Quinnylein eine solche Ausgabe!

Allerdings auch manchmal eine nertötende Alarmanlage. Kam der Postbote, war er einfach nicht mehr zu beruhigen. Wau..wau..wau..wau..usw. ungefähr eine ganze Minute lang. Weisst Du, wie lang eine Minute sein kann?
Aber er wollte doch bloß sein Zuhause retten. Als Hund ist man dadrauf doch sehr bedacht.
Ich schreibe gerade an einem Antwortbrief. Quinny und ich haben besprochen, daßs wir selbstverständlich privat für immer in Kontakt bleiben. Schließlich muss er mir von Zeit zu Zeit berichten, was Feechen und er da oben so alles anstellen. Der aaarme Petrus!!

Dankeschön für Deine lieben Worte!
Deine Gaby
UldoPosch (43)
(27.08.04)
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 tastifix äußerte darauf am 27.08.04:
Danke, Uli, für Deinen lieben Kommentar!!
Ich freue mich.

Liebe Grüsse
Gaby
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