5
 Inhalt 
7 
 5
7 

6

Parodie zum Thema Fiktion

von  Dart

6.

  Han rieb sich seine aufgerissen Stellen und stöhnte. Verfluchte Rassisten! Rod hatte das schönste Gefangenenleben und er? Han wurde lediglich ständig gefoltert. Er fluchte weiter leise vor sich hin in seiner blubbernden Sprache. Auf einmal ging die pneumatische Tür mit dem wohlbekannten Zischen auf. Drei Soldaten standen im Gang, außerdem drei der komischen Zwerge (Fünf, Sechs und Sieben). Erst kam niemand in die Zelle, doch plötzlich wurde sie von Later betreten, der von zwei weiteren Zwergen (Zwei und Drei) begleitet wurde. Einer der Zwerge hatte einen kleinen Metallkäfig in der Hand. Later’s Ohren sahen nicht mehr entzündet aus, offensichtlich konnte er wieder normal hören. Er wartete ein paar Augenblicke, dann wandte er sich an Han:
    „Nun Mr. Bar, wie geht es ihnen denn heute?“
    „Werden sie erst mal gefoltert und kommen sie dann wieder!“
    „Immer schön ruhig bleiben. Wir wollen sie schließlich noch ein bisschen bei uns behalten. Sie sind ja unser perfekter Lockvogel!“
    „Lockvogel? Für wen den?“
    „Na für ihren Freund, Mr Emdoy!“
    „Wen?“
    „Der Mensch, der bei ihnen war, natürlich!“
    „Ach, Rod. Hat er immer noch seine hübsche, schöne Zelle? WARUM KANN ICH NICHT SO EINE HABEN???“
    „Ganz ruhig, mein verehrter Gefangener. Sie werden nicht mehr lange gefoltert werden! Sobald wir ihren Freund zu Earl Breyder gebracht haben, werden sie ja nicht mehr benötigt!“
  Ein neuer Soldat kam in die Zelle und flüsterte Later etwas ins Ohr. Der zeigte erst keine Regung, allerdings wurde im Laufe der einseitigen Konversation sein Gesicht immer härter.
    „Ist das wahr?“
    „Ja, Großkommandant! Sie soll einen Verbündeten gehabt haben. Die Beschreibung passt auf den Flüchtling Emdoy!“ flüsterte der Soldat.
    „Was? Dann ist er ja ganz in der Nähe! Gut, verdoppeln sie die Wachen! Ich will ihn haben, ist das klar?“
    „Ja, Sir!“
    „Entschuldigen sie mich Mr. Han!“
  Mit diesen Worten ließ er einen total verblüfften Xylaten zurück, der keine Ahnung hatte, was das gerade sollte:
    „Blubb?“
  Die Zwerge ließen den Käfig in der Zelle zurück und folgten Later hinaus. Mit einem weiteren Zischen schloss  sich die Tür. Han schaute vorsichtig auf den Käfig, aus dem ein jammervolles Wimmern kam. Langsam ging er darauf zu und öffnete die Käfigtür. Ein zitterndes, nacktes kleines, circa 30 Zentimeter langes Wesen war darin und starrte Han mit großen gelben Augen an.
    „Was bei allen xylatischen Göttern bist du denn?“

  Nach drei Tagen kam urplötzlich eine Veränderung. Han war mal wieder gefoltert worden (gepeitscht, gestreckt und mit Elektroschocks behandelt) und ruhte sich dem entsprechend aus. Er träumte gerade von seiner Sumpfheimatwelt Xylax, als plötzlich vor der Zelle ein Heidenlärm ausbrach, der den Xylaten und das nackte Vieh aus dem Schlaf jagte.
    „Was, was ist denn jetzt passiert?“ rief Han.
  Der Lärm verstummte. Han hielt den Atem an, als auf einmal die Zellentür aufging:
    „Rod!“
    „Han! Alles in Ordnung?“
    „So wie man in Ordnung sein kann, wenn man mehrere Tage lang ständig gefoltert worden ist! Was denkst du denn?“
    „Egal, komm, wir … was ist das da?"
  Rod zeigte auf das nackte kleine Tier, das neben Han lag.
    „Das ist Howie.“
    „Wer ist Howie?“
    „Mein kleiner Kand. Das Fellknäuel, das du mit mir an Bord der Century Butterfly’s gesehen hast. Erinnerst du dich?“
    „Aha, ist der irgendwie in der Mauser?“
    „Nein, du ungehobelter Klotz! Howie haben sie auch gefoltert! Er hat wegen seines Fells sogar schon mal einen Preis gewonnen!“
    „Welchen denn?“
    „Einen Trostpreis.“
    „Ähh, na gut. Kommt erst mal. Wir hauen hier ab!“
  Gemeinsam traten sie aus der doch eher engen Zelle, wo schon Gail mit dem Gewehr im Anschlag wartete. Ein Haufen toter Soldaten lag umher, darunter auch zwei Zwerge.
    „Wer ist das?“
    „Sie heißt Gail. Eine Rebellenführerin. Sie hat mir zu dir geholfen."
    „Cool.“
  Gemeinsam eilten sie durch die Gänge, Patrouillen ausweichend, immer auf dem Weg zum Hangar. Nach einem weiteren Tag hatten sie es geschafft, den Hangar zu finden, in dem Rod auf Breyder gestoßen war. Diesmal war er mit ein paar kleineren Frachtern gefüllt. Einige Soldaten drehten ihre Runden, mehrere Techniker standen umher. Auch einige Offiziere waren unterwegs.
    „Und was jetzt? Wir brauchen ein Schiff, um von hier verschwinden zu können!“
    „Das da hinten wäre gut!“
    „Das, was aussieht wie ein Korkenzieher?!
    „Nein, das daneben. Das, das die Form von einer Armbanduhr hat. Siehst du es?“
    „Ja. Kannst du das fliegen, Han?“
    „Keine Ahnung. Müsste ich mir mal anschauen.“
    „Gut … Howie lenkt die Wachen ab und wir schleichen uns an Bord des Schiffes. Wenn alles klar ist und du die Maschine fliegen kannst, Han, kommt Howie nach und wir verschwinden von hier!"
    „Okay, he, Moment mal! Wieso muss Howie immer ablenken?"
    „Egal, Rod, du kommst mit mir, wir besorgen noch ein paar Fliegeruniformen als Tarnung. Han und Howie, überlegt euch, wie wir am besten auf dieses Schiff kommen!“
    „Okay. Dennoch, warum muss Howie immer ablenken?“

  Sie hatten Glück. Innerhalb von einer Stunde hatten sie drei passende Uniformen gefunden.
    „Sag mal Gail, wieso rebelliert ihr eigentlich?“
    „Der Diktator ist ein Schwein. Wir verlangen mehr Frauenrechte, aber dieser Mistkerl ist ein typischer Männermacho! In seinen Augen sind menschliche Männer die besten Lebewesen unter der Sonne!“
    „Was für Rechte verlangt ihr?“
    „Gleich bezahlte Arbeit. Obwohl, … wenn man es recht bedenkt, sollten wir erst mal erreichen, dass uns der Diktator auch als Lebewesen akzeptiert."
    „Ui.“
    „Wem sagst du das.“
    „Warum hast du das eigentlich gemacht?“
    „Was?“
    „Das in der Zelle, du weißt schon.“
    „Ach das. Ich wollte dich verarschen.“
    „Was?“
    „Ja, ich geh doch nicht mit Losern ins Bett!“
    „He!“
    „Typisch Männer, haben immer das Gleiche im Kopf!
    „Ähh...“
    „Ihr seid solche elendigen Mistkerle!“
    „Ich bin immer noch anwesend.“
    „ICH HASSE EUCH!!!!“
    „Pst! Wir sind gleich beim Hangar!“
    „Trotzdem, seid verflucht!!!“
  Gemeinsam betraten sie den Hangar. Rod stutzte und blieb stehen.
    „Was ist, Rod?“
    „Die Techniker und Soldaten. Sie sind weg!“
  Gail schaute sich um. Es stimmte. Der Hangar war völlig leer, abgesehen von Han und Howie, die immer noch in ihrer Ecke hockten. Sie winkten Rod und Gail zu. Der machte vorsichtig den Blaster schussbereit, dann gingen sie langsam zur Ecke hinüber.
    „Was ist passiert?“
    „Keine Ahnung. Urplötzlich hörten alle mit ihrer Arbeit auf. Dann haben sie einfach den Hangar verlassen.“
    „Klingt nach einer Falle. Hast du es bis in den Frachter geschafft?“
    „Ja, dürfte einfach zu fliegen zu sein. Damit kommen wir auf jeden Fall hier weg!“
    „Und worauf warten wir dann noch?“ blaffte Gail sie an.
  Rod schaute sich noch einmal im Hangar um, dann liefen sie vorsichtig zum Frachter. Der Frachter war kreisförmig angelegt, mit einer runden Kanzel an der Spitze. Er bestand aus blaugelb schimmerndem Titan. Am Heck waren zwei riesige schwarze Fusionsantriebe installiert, die auf eine große Geschwindigkeit rückschließen ließen. Insgesamt sah er wirklich aus wie eine Armbanduhr. Nach dem Zustand der Außenhülle zu schließen, war es ein ziemlich neues Schiff. Zurzeit wurde der Frachter von zwei Magnetzangen über dem Boden gehalten.
  Während Gail die Eingangsluke unter der Cockpitkanzel öffnete, lief Han zu den Magnetzangen, um sie zu lösen. Nach einigem Suchen fand er die richtigen Schalter auf der Konsole und das Schiff war frei. Rod zuckte zusammen, als das 50 Meter lange Schiff sich mit einem gedämpften Zischen löste. Ein anderes Magnetfeld ließ es dennoch einen halben Meter über dem Boden schweben. Er wollte gerade Gail in die Maschine folgen, als ein unheimliches Geräusch in seinem Rücken zu hören war. Sämtliche seiner Nackenhaare stellte sich empor. Ein eiskaltes Keuchen erklang hinter Rod.
  Langsam drehte er sich um. Er hatte recht. Breyder stand hinter im, die gewohnte Papiertüte auf dem Kopf, wieder mit dem böse guckenden Gesicht. Breyder rührte sich nicht. Er hatte wieder einen Laserpointer in der Hand. Rod schluckte tief und ging auf ihn zu.
    „He, Rod, was ist denn … oh mein Gott!"
  Han blickte aus dem Schiff heraus:
    „Was denn?“
    „Breyder ist hier!“
    „Wer ist Breyder?“
    „Earl Breyder ist der Stellvertreter des Diktators und der schwarze Lord vom Sitz.“
    „Vom Sitz?“
    „Ist ein Anhängsel seines Familiennamens.“
    „Ahh. Und wer ist das nun?"
    „Der Chef dieser Kampfstation.“
  Rod stand mittlerweile direkt vor Breyder. Der hatte immer noch keine Regung gezeigt. Mit einem eher heiseren Krächzen wandte er sich nun an Rod:
    „Endlich schließt sich der Kreis! Als wir uns das letzte Mal begegnet sind, war ich bewusstlos und du der Sieger. Jetzt bin ich der Sieger, Emdoy!“
  Er hatte das sogar ohne sein Megaphon sagen können.
    „Wie oft noch? Ich heiße nicht Emdoy, sondern Rodney McCoy! Von mir aus auch die Brille!“
    „Zieh!“
    „Kommt schon wieder dein blöder Kartentrick?“
    „Nein, ich meine den Laserpointer, den du von mir hast!“
    „Wieso denn?“
    „Tu’s einfach!“
Rod zögerte kurz, nahm dann jedoch den Laserpointer von seinem Gürtel.
    „Jetzt drück den roten Knopf!“
  Rod tat wie ihm befohlen und drückte. Mit einem lauten Summen entstand aus dem Zylinder ein ein Meter langer roter Lichtstrahl. Verdutzt starrte Rod erst den Lichtstrahl, dann Breyder an:
    „Was ist das?“
    „Ein Plasmaschwert, du Dödel!“
    „Moment mal. Plasma ist doch bloß ionisiertes Gas! Und Gas hat keine feste Form!"
    „Ähh, ja also … hm … keine Ahnung. Dann, dann, dann ist es halt ein Laserschwert!"
    „Aber Laser ist doch nichts weiter als gebündeltes Licht. Und Licht hört nicht nach einem Meter auf, zu existieren!“
    „Jetzt reicht’s aber. Ist doch völlig schnurz, ob das Ding ein Laser-, Plasma- oder sonst ein Schwert ist! Duellieren wir uns einfach, einverstanden?“
    „Okay, aber ich sage gleich, ich habe so ein Ding zum ersten Mal in der Hand.“
  Breyder zündete ebenfalls sein Schwert. Blitzschnell hieb Breyder auf Rod ein, der ebenso schnell blockierte. Breyder ließ Rod jedoch keine Atempause und holte schon zur nächsten Attacke aus. Dennoch schaffte Rod es immer, irgendwie dem Angriff auszuweichen.
    „Oh ja,“ keuchte Breyder:
    „Obacht-Bahn hat dich wirklich sehr viel gelehrt! Doch du weißt bestimmt, dass du mich nicht so einfach besiegen kannst!“
    „Wer zu Hölle ist Obacht-Bahn? Und was redest du da?“
    „Ja, lass deiner Wut freien Lauf! Nur dein Hass kann mich vernichten!“
    „Mein Schwert tut es auch!“

  Im Cockpit ließ Han derweil die Motoren anwärmen und führte einen Systemcheck vor. Gail kam herein und schaute ihn fragend an:
    „Kannst du das Ding nun fliegen oder nicht?“
    „Klar, hab’ ich doch schon gesagt, ist kein Thema! Wie läuft’s draußen?“
    „Bis jetzt ziemlich ausgewogen, aber Breyder spielt bestimmt bloß mit Rod.“
    „Hoffen wir trotzdem, dass er mit heiler Haut davonkommt!"
    „Wann bist du mit dem Systemcheck fertig?“
    „In ungefähr fünf Minuten!“
  Vor dem Cockpit tobte immer noch ein erbitterter Kampf zwischen Breyder und Rod. Und wie Gail gesagt hatte, hielt sich Rod auch sehr gut. Und wie Gail gesagt hatte, spielte Breyder mit ihm. Immer wieder klirrten die Schwerter gegeneinander und die Luft kochte von der Hitze des Kampfes.
    „Ja, Rod. Lass deinem Zorn jetzt freien Lauf! Vernichte mich mit deiner Wut! Laufe zur dunklen Seite der Power über!"
    „Hää?“
  Plötzlich flog ein Schraubenschlüssel haarscharf an Rod’s Ohr vorbei.
    „Was war denn das?“
  Ein weiterer Schraubenschlüssel kam geflogen, begleitet von sehr vielen anderen technischen Utensilien. Rod versuchte auszuweichen, konnte aber nicht verhindern, dass er ständig irgendwo getroffen wurde. Wütend blickte er zu Breyder, der nicht mehr auf ihn einhieb. Rod hätte schwören können, dass unter der Maske ein sehr breites Grinsen zu finden war. Es musste von ihm ausgehen! Aber wie machte er das bloß?
    „Du Feigling! Kannst du nicht mal ordentlich gegen mich antreten? Hast du Schiss?“
Schlagartig ließ das Bombardement aus Werkzeugen nach und sämtliche fliegenden Werkzeuge fielen zu Boden. Während Rod langsam aufstand, kam Breyder näher:
    „Rod, du bist stark, wir könnten uns zusammenschließen und den Diktator gemeinsam stürzen. Wir würden zusammen über das Universum herrschen!“
    „Ich habe aber keine Lust. Das Universum ist mir viel zu groß zum Regieren!“
    „Ich nehme an, Obacht-Bahn hat dir nie die Wahrheit über deinen Vater gesagt.“
    „Bitte? Mein Vater ist ein seniler, alter Knacker, der auf dem rechten Ohr taub ist!“
Breyder richtete sich zu seiner vollen Größe (2,17 Meter) auf, das Lichtschwert in der rechten Hand:
    „Nein! Ich bin dein Vater!“
  Rod starrte ihn an, die Zeit schien still zu stehen. Am hinteren Ende des Hangars kam eine Abteilung Soldaten angestürmt. Gail schrie ihm etwas von der Luke aus zu. Rod verstand es nicht. Alles schien in Zeitlupe abzulaufen. Hm, das ist auch wieder so ein Naturgesetz, dass die Zeit immer langsamer wird, wenn etwas Dramatisches passiert. Glaube ich jedenfalls. Irgendwas mit Adrenalin und so. Rod blickte wieder zu Breyder:
    „Hää?“
    „Erforsche deine Gefühle, du weißt, dass es wahr ist!"
    „Rod, beeil dich endlich!", schrie Gail zu ihnen herüber.
  Rod sah zurück zu den Soldaten, die sehr schnell näher kamen. Er wandte sich wieder an Breyder, ein Lächeln auf dem Gesicht:
    „Entschuldige bitte!“
    „Was denn mein Sohn?“
  Breyder hatte kaum ausgeredet, als auch schon Rod’s rechte Gerade direkt in sein Gesicht krachte. Wieder einmal brach der Earl zusammen. Rod zögerte nicht und rannte zum Raumschiff. Allerdings musste er ziemlich geduckt laufen, da die Soldaten mittlerweile in Feuerreichweite waren und hellblaue Laserstrahlen durch den Hangar zuckten. Gail gab Rod Feuerschutz, als er zur Luke kam.
    „Los, los! Lasst uns von hier verschwinden!“
  So schnell wie möglich schlossen sie die Eingangsluke.
    „Han! Bring uns hier raus!“
    „Alles klar. Bin schon dabei. Schnallt euch am Besten mal an!“
  Mit einem starken Rucken hob der Frachter ab. Han drehte ihn zur Magnetschleuse, die direkt in den Weltraum hinauszeigte. Dann gab er Gas und der Frachter raste mit einem Brüllen aus dem Hangar, den Sternen entgegen.
    „Sagt mal, wo soll ich eigentlich hinfliegen?“
  Gail bahnte sich ihren Weg ins Cockpit:
    „Ich geb die Koordinaten in den Nav-Computer ein. Bleib ruhig!“
  Sie setzte sich neben Han und fing an, irgendetwas in den Computer zu tippen.
    „Wohin fliegen wir?“
    „Zum Basispunkt der Rebellinnen natürlich!“
    „Cool, da war ich noch nicht!“
  Plötzlich dröhnte das gesamte Schiff und starke Vibrationen erfüllten das Cockpit.
    „Was war das?“
    „Wir werden beschossen!“
    „Sicher?“
    „Klar, schau doch mal in den Rückspiegel.“
  Han tat wie ihm befohlen, zuckte aber sofort wieder zurück.
    „Was ist?“
    „Wir haben keinen Rückspiegel!“

  Im Hangar starrten die Soldaten immer noch vor der Magnetschleuse, wo der Frachter gerade verschwunden war. Einer der Soldaten drehte sich um und erstarrte im selben Moment:
    „Earl Breyder, es tut uns Leid … sie sind einfach entkommen und wir …"
Breyder hatte sich erhoben und starrte ebenfalls in das dunkle Schwarz hinter der Schleuse:
    „Schon gut. Machen sie mein Flaggschiff bereit. Ich will diesen Frachter haben!“
    „Jawohl, mein Earl!“
  Breyder drehte sich um und ließ den Soldaten allein mit seinen Sorgen.
    „Rod, du wirst zu mir zurückkehren!“ murmelte er vor sich hin.

  Der hatte derweil ganz andere Sorgen. Nämlich ein Dutzend sehr kleiner Jagdflieger, die ihnen auf den Fersen waren.
    „Geht das nicht schneller mit der Lichtgeschwindigkeit? Wir werden hier sonst zu Schlacke verarbeitet!“
  Han und Gail versuchten derweil, den Nav-Computer, der ein Eigenleben zu führen schien, davon zu überzeugen, dass sie seine Freunde wären und ihn nicht zerstören wollten.
    „Ehrlich! Wir wollen bloß von hier weg! Und dazu brauchen wir deine Hilfe!“
    „Klar! Wer’s glaubt, wird selig!" schnarrte die Computerstimme.
    „Ach, komm schon! Bitte!“
    „Nöö! Ihr wollt mich nur verschrotten, weil ich angeblich unsauber arbeite!"
  Genervt wandte sich Han ab und überließ Gail das weitere Gespräch. Er ging in den Maschinenraum, suchte ein wenig und ging dann zu ein paar Kabeln, die wirr herumlagerten. Der Xylat lächelte und schnitt alle durch. Währenddessen versuchte Gail immer noch, etwas bei dem Computer zu erreichen:
    „Mach schon, wir haben nicht mehr viel Zeit und du bist der Einzige, der uns noch helfen kann!"
    „Gehst du mit mir aus?“
    „Wie bitte?“
    „Ich habe gefragt, ob du mit mir ausgehst!“
    „AAAAAAAAAAH!“
    „He, Maschinen haben auch Gefühle!“
  Gail’s Schrei bezog sich jedoch nicht auf den Computer, sondern auf ein wirklich sehr langes und keilförmiges Schiff, das fast die gesamte Cockpitscheibe ausfüllte, obwohl es noch ziemlich weit entfernt war. Ein Raumdrifter! Und sie flogen geradewegs darauf zu.
    „Was ist denn nun mit unserem Rendezvous?“
    „Okay, okay! Ich mache alles, was du willst! Nur bring uns hier weg!"
    „Echt? Alles? Das ist ja cool. Weißt du, ich hatte noch nie was mit einer Organischen. Immer nur mit Roboterinnen. Aber das ist auf die Dauer ja auch langweilig. Viele halten mich deswegen sogar für pervers. Denkst du, dass ich pervers bin?"
    „WIR MÜSSEN HIER WEG!!!"
    „He he! Bleib mal immer schön locker! Wann wollen wir uns denn treffen?“
  Gail berechnete kurz die Flugzeit und antwortete dann:
    „In zwölf Stunden bei den Koordinaten, die ich dir eingegeben habe!“
    „Nee, da müsste ich ja jetzt losfliegen, um das zu schaffen. Das ist mir zu stressig!  Außerdem habe ich um die Zeit noch was anderes vor. Wie wär’s mit Dienstag?“
    „Ist mir egal! Nur flieg endlich los!“
    „Obwohl am Donnerstag hätte ich mehr Zeit. Da könnten wir dann auch ein Nümmerchen schieben, wenn du verstehst, was ich meine!“
    „Wie bitte?“
    „Ich meine, dass ..."
    „Ja? Hallo?"
  Der Computer antwortete nicht mehr. Entsetzt sah Gail zu dem sehr sehr großen dreiecksförmigen Raumschiff, das direkt auf sie zuhielt. Panik stieg in ihr auf. Ohne den Computer konnten sie keinen Sprung machen! Was nun?
  Plötzlich gab es einen Ruck und der Frachter beschleunigte hart. Langsam zogen sich die Sterne in die Länge. Sie gingen zur Lichtgeschwindigkeit über! Aber wie?
    „Was in aller Welt …“
  Der Xylat kam ins Cockpit, ein Grinsen auf dem Gesicht:
    „Ich hasse künstliche Intelligenzen!“
    „Aber wie …?“
    „Ich hab ihn von ein paar Kabeln getrennt und den Lichtsprung selbst gestartet.“
Verblüfft sah Gail ihn an. Das hatte sie ihm nicht zugetraut.
    „Cool.“

  An Bord des sehr sehr großen dreiecksförmigen Raumschiffes stand Breyder auf der Brücke und starrte an die Stelle, an der gerade noch der Frachter zu sehen war. Langsam drehte er sich um. Later stand hinter ihm, ein ernstes Gesicht machend.
    „Großkommandant?“
    „Ja, mein Earl?“
    „Sind unsere Nav-Computer nicht mit einem Sicherheitssystem ausgestattet, sodass man mit ihnen nicht in den Hyperraum fliegen kann? Ohne Passwort jedenfalls?“
    „Ähh, ja, Sir!“
    „Warum konnten sie dann entfliehen?“
    „Keine Ahnung, mein Earl!“
    „Hm, dann brauchen wir jetzt einen Schuldigen, den der Diktator bestrafen kann. Sehen Sie einen, Later?“
    „Da drüben. Der Brückenoffizier, den kann eh keiner leiden.“
    „Ändert nichts an der Tatsache, dass ich ihn auf meinem Schiff brauche. Es muss jemand sein, den wir entbehren können! Verstanden?“
    „Tja … Hm."
    „Ich hab's! Wie wäre es mit dem Putzmann?"
    „Dem Putzmann?“
    „Ja. Wir befördern ihn einfach zum Kommandanten dieses Schiffes, sagen, er hätte es vergeigt und lassen ihn hinrichten!“
    „Genial, mein Earl!“
    „Bin ich doch immer.“

 5
 Inhalt 
7 
 5
7 
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram