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Parodie zum Thema Fiktion

von  Dart

13.

  Ein paar tausend Kilometer weiter nahm Kommandantin Arbol ein Mikrofon in die Hand. Innerhalb weniger Sekunden hörte man ihre Stimme im gesamten Stützpunkt:
    „Achtung! Hier spricht Kommandantin Arbol. In dreißig Minuten beginnt der Angriff auf den Worg-Wahnsinnswürfel. Alle Maschinen startklar machen! In fünf Minuten erfolgt die Starterlaubnis. Ich wünsche allen viel Glück.“
  Gail saß immer noch im Hangar, neben der Halo II. Han bastelte weiterhin an den Kühlschächten herum. Sämtliche Pilotinnen begannen nun damit, in ihre Maschinen zu steigen. Nach wenigen Minuten erhoben sich auch schon die ersten Jäger in die Luft. Mit einem Brüllen der Triebwerke rasten sie aus dem Hangar, den Sternen und einem ungewissen Schicksal entgegen. Gail verabschiedete sich kurz von Han und eilte wieder zurück in den Strategieraum. Dort war mittlerweile die Hölle los. Sie schaute auf den Timer. Noch zwanzig Minuten. Arbol stand wie immer gebeugt über der Taktikkarte. Sie sah ziemlich nervös aus. Gail ging vorsichtig zu ihr hinüber:
    „Was ist los?“
    „Das Kraftfeld. Es ist immer noch aktiv! Rodney McCoy hat den Generator nicht zerstört.“
    „Was? Das gibt es doch nicht!“
    „Sehen wir’s ein. Wenn das Kraftfeld in 25 Minuten noch nicht deaktiviert wurde, müssen wir den Angriff abbrechen und irgendwie versuchen, den Stützpunkt zu evakuieren.“
    „Keine Angst. Rod wird es schaffen!“

  Der hatte ganz andere Probleme, nämlich ein Plasmaschwert, das seines ständig malträtierte. Breyder schien nicht müde zu werden, Rod schon. Ehrlich gesagt tat ihm schon ganz schön der Arm weh. Die nervigen Seitenkommentare des Diktators waren auch nicht gerade hilfreich:
    „Ja, lass deiner Wut freien Lauf! Besiege Breyder. Komm auf die dunkle Seite der Macht! Nur dein Hass kann uns vernichten!“
  Um ehrlich zu sein, wurde Rod wirklich langsam wütend. Allerdings gab ihm das keine zusätzliche Kraft. Er steckte wirklich bis zum Hals in Schwierigkeiten.

  Die Flotte der Rebellinnen hatte mittlerweile Stellung bezogen. Der Timer fiel unter fünf Minuten. Sonderstaffelführerin Mena Ibris kalibrierte die Waffeneinstellungen und seufzte. Endlich würde der Tag kommen, an dem die Diktatur von Breyder und dem Diktator beendet werden würde. Dennoch war sie nervös. Auf dem Taktikdisplay war immer noch eine blaue Linie um den Worg-Wahnsinnswürfel gezogen, die das Kraftfeld des Kubus anzeigte. Hoffentlich würde dieser McCoy den Generator zerstören können! Ansonsten könnte das ein ziemlich kurzer Ausflug werden. Sie blickte wieder auf den Timer. Er war abgelaufen.
    „Okay, Sonderstaffel, jagen wir sie zur Hölle!“
  Mit einem Brüllen wurden die Triebwerke von mehreren der sichelförmigen Einmannjäger aktiviert. Falls man im All etwas hören könnte, wäre es ein ziemlicher Lärm gewesen. Gleichzeitig rasten die ersten Jäger los. Hinter der gewaltigen Flotte bauten sich mehrere Dutzend der gigantischen Kampfschiffe der Rebellinnen auf. Gemeinsam rasten sie auf den Kubus zu.

  An Bord des Worg-Wahnsinnswürfels heulten mehrere Sirenen gleichzeitig auf. Eine Lautsprecheranlage brüllte durch die Gänge:
    „Achtung, feindliche Flotte im Anflug! Achtung, feindliche Flotte im Anflug!“
Mehrere Offiziere bellten Befehle an Untergebene. Innerhalb von wenigen Minuten wurden die Laserkanonen besetzt. Sämtliche Kampfprogramme wurden hochgefahren. In den Hangars wurden die Einmannjäger des Diktators bemannt. Eigentlich war alles ein heilloses Durcheinander. Ist ja auch kein Wunder, wenn der Großkommandant fehlt und keiner weiß, was zu tun ist.
  Auch im Privatsaal des Diktators hörte man die Alarmsirenen. Der Tyrann lächelte finster:
    „Na? Sind das deine Freundinnen? Jetzt verstehe ich. Du solltest einen Kraftfeldgenerator zerstören, damit sie den Kubus zerstören können! Aber das wird ja nun nicht mehr funktionieren! HAHAHA. Sie werden alle sterben, junger Emdoy!“
    „Was?“
  Die Zeit schien stillzustehen. Rod sah, wie Breyder erneut zum Schlag ausholte. Er sah, wie der Diktator sein eiskaltes Lachen lachte. Er sah seine Freunde vor sich, wie sie durch den Kubus in Gas verwandelt wurden. Neues Adrenalin wurde durch seine Adern gepumpt. Sein gesamter Geist wurde von einer Welle aus reinem Hass überflutet. Jetzt war er bereit, den Diktator zu töten!
  Blitzschnell drehte er sich um und hieb mit seinem Plasmaschwert nach Breyder. Der war von Rod's erster Attacke so überrascht, dass er keine Zeit mehr hatte, zu parieren. Die unaufhaltsame Klinge aus Licht durchschnitt sein Fleisch wie Butter. Seine rechte Hand mit dem Plasmaschwert fiel zu Boden. Vor Schmerz schrie Breyder auf und fiel auf die Knie, den Armstumpf mit der anderen Hand haltend. Der Diktator lachte vor Freude. Allerdings nicht sehr lange, denn Rod drehte sich mit der gleichen Bewegung, mir der er Breyder attackiert hatte, um und raste auf den Diktator los, das Plasmaschwert über seinem Kopf erhoben. Der lachte zwar nicht mehr, dafür grinste er nur noch. Mit einer blitzschnellen Bewegung holte er einen kleinen flachen Plastikgegenstand aus seiner schwarzen Robe. Instinktiv bremste Rod ab. Hatte der Diktator auch ein Plasmaschwert?
  Breyder lag noch immer auf den Knien. Komischerweise hatte das Gesicht auf seiner Papiertüte ein ziemlich schmerzerfülltes Gesicht angenommen. Wann hatte er das Ding bloß abgenommen? Merkwürdig, dachte Rod.

  Das Weltall war erfüllt von zuckenden Laserstrahlen, während Ibris einen weiteren der gegnerischen Raumjäger in Asche verwandelte. Irgendwo in ihrem Innersten fragte sie sich, wie ein kleiner gebündelter Lichtstrahl eigentlich eine zehn Meter lange Maschine zerstören konnte. Sie schaute auf die Uhr zwischen den Displays. Die Schlacht lief bereits seit zehn Minuten. Das Kraftfeld bestand allerdings immer noch. Das war ziemlich schlecht, da der Kubus mittlerweile anfing, auf die Kampfkreuzer zu feuern, die selbstverständlich nicht lange durchhielten. Ibris fluchte lauthals vor sich hin. Das kam davon, wenn man sich auf Männer verließ.
  Erneut feuerte der Worg-Wahnsinnswürfel und ein weiteres Kampfschiff explodierte in einem strahlenden Licht.
    „Achtung, da kommt die nächste Welle an Jägern! Sie kommen aus Richtung … He,  Moment mal! Was ist denn das da?“
  Auf dem Radar wurden mehrere schwarze Punkte sichtbar, die sich langsam vermehrten. Es waren ziemlich große Punkte. Und es waren ziemlich viele Punkte.
    „Äh. Kommandantin Arbol? Seht ihr auch, was ich gerade sehe?“
    „Kommt darauf an. Wir haben hier jede Menge Radarkontakte. Soweit wir das bis jetzt sagen können, scheint es sich um Raumdrifter zu handeln, die aus dem Hyperraum fallen!“
  Ibris zuckte zusammen. Raumdrifter! Die Kampffregatten des Diktators. Die dreieckigen Drifter waren zwar nur halb so groß, wie die Schlachtschiffe der Rebellinnen, konnten es aber durchaus mit ihnen an Feuerkraft aufnehmen. Die Schlacht war besiegelt. Sie würden verlieren. Jetzt konnten sie nur noch versuchen, den Letzten auf dem Planeten genug Zeit zur Evakuierung zu verschaffen.
  Mit einem eleganten Bogen raste sie um einen feindlichen Raumjäger herum und jagte ihn schließlich zur Hölle.

  An Bord der Totenwahn, dem Flaggschiff von Earl Breyder, dem Rod und seine Freunde bei der Flucht vom Worg-Wahnsinnswürfel schon einmal begegnet waren, stand Kapitän Elan Wars auf der Brücke und schaute amüsiert der Schlacht zu. Heute würde die Rebellion beendet werden.
    „Setzen sie die Flotte in Bewegung! Konzentrieren sie das Feuer auf die großen Kampfschiffe, die ihnen am nächsten sind! Macht ihnen die Hölle heiß!“
Die drei gigantischen Gasturbinen am Heck des Schiffes erwachten mit einem Brüllen zum Leben. Wie eine Meute von Piranhas setzten sich die Raumdrifter in Bewegung. Langsam näherten sie sich dem Schlachtfeld.

  An Bord der Lebensfreude, dem Flaggschiff der Rebellinnen, war Panik angesagt. Kapitänin Leia Polo hatte innerlich bereits resigniert. Die Niederlage war offensichtlich. Gegen Männer! Ihr blieb dennoch nur noch eins zu tun. Sie schaltete einen Kommunikatioskanal frei und sprach dann ins Mikrofon:
    „Achtung, an alle Raumjäger. Beenden sie ihre Kämpfe und kehren sie auf ihre Schiffe zurück! Es wurde der allgemeine Rückzug … he, was ist denn …?"
  Über dem Aussichtsfenster raste plötzlich eine weiße Wolke in atemberaubender Geschwindigkeit auf den Kubus zu. Kleine Entladungsblitze zuckten durch die Wolke. Polo schaute ihr fragend nach und richtete sich dann an die Offizierinnen an den Steuerkonsolen:
    „Hey, was war denn das?“
    „Keine Ahnung, es kam von irgendwo hinter uns.“
    „Gut, haben sie es auf dem Schirm?“
    „Ja, es fliegt direkt auf den Kubus zu. Einschlag in zehn Sekunden.“
  Nervös achtete Polo auf ein Taktikdisplay, das den Weg des unbekannten Objekts zeigte.
    „Drei, zwei, eins – Einschlag!“
  Die Oberfläche des Würfels zeigte keine Reaktion. Allerdings fing plötzlich die blaue Linie um das 2D-Quadrat, das den Worg-Wahnsinnswürfel darstellte, zu flackern. Nach ein paar Sekundenbruchteilen verschwand die Linie an der Stelle des Aufschlags.
    „Was? Aber wie ...?
  Es vergingen noch einmal zehn Sekunden, dann materialisierte sich die Linie wieder.
    „Objekt hat den Kubus erreicht und einen Teil des Kraftfeldes neutralisiert!“
    „Was? Ja, aber wer …?"
  Plötzlich fegte ein ringförmiger Frachter über das Flaggschiff hinweg, drehte eine Kurve und flog direkt neben der Cockpitscheibe der Lebensfreude. Ein äußerst zufrieden dreinblickender Xylat saß am Steuer, lächelte und winkte freundlich Polo zu. Da die keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, winkte sie verdattert zurück.
    „Was ist das?
    „Der Frachter des Außerirdischen, der Generalin Esorgan befreit hat.“
  Plötzlich drang eine ziemlich freundliche Stimme aus der Schiffskommunikationsanlage (…):
    „Hallo, meine Lieben. Mein Name ist automatisches Störsystem, kurz ASS. Es ist mir eine Freude, sie kennen zu lernen. Haben sie morgen schon was vor?"
    „Halt die Klappe!" ertönte jetzt Han's Stimme aus der Anlage:
    „Hören sie, ich kann noch ein paar weitere von diesen lustigen Torpedos abfeuern. Ballern sie dann einfach auf die Hülle des Kubus’, okay?“
    „Einverstanden. Aber nur mal so als Frage, was ballern sie denn da eigentlich ab?“
    „Das ist Plasma, ionisiertes Gas. Es neutralisiert ganz einfach das Kraftfeld. Ich habe so eine kleine Kanone dafür gebaut. Allerdings kostet jeder Schuss ziemlich viel Schiffsenergie deshalb kann ich nur begrenzt schießen! Ich ziele auf einen Bereich, wo ein Kraftfeldgenerator ist. Wenn sie das Areal dann wegbomben, dürfte der Schild ja auch so zusammenbrechen.“
    „Gut. An alle Schiffe! Die Schlacht geht weiter! Feuern sie auf die Stelle, an der der nächste Plasmaball eintreffen wird. Benutzen sie die explosivste Munition, die sie haben!“

  Im Taktikraum auf Hicks V lehnte sich eine erleichterte Gail zurück. Han hatte sich also doch noch in die Schlacht eingefügt. Und er hatte sogar neue Hoffnung gebracht. Sie lächelte. Vielleicht hatten sie doch noch eine Chance. Wie es wohl Rod gerade ging? Hatte er sie verraten? Sie seufzte. Hoffentlich befand er sich trotzdem in Sicherheit.

  Noch befand er sich in dieser. Allerdings nicht mehr lange. Er stand noch immer vor dem Sessel des Diktators, das Plasmaschwert in der rechten Hand. Zehn Meter hinter ihm versuchte Breyder, sich wieder aufzurichten. Er hatte seinen Armstumpf in sein schwarzes Cape gehüllt. Er keuchte vor Schmerzen.
  Rod beobachtete weiterhin den flachen Plastikgegenstand in der Hand des Diktators. Der lächelte immer noch sein finsteres Lächeln. Dann bewegte er seinen Daumen. Rod zuckte zusammen. Plötzlich ertönte ein metallisches Klicken hinter dem Diktator. An den Seiten des Aussichtsfensters schoben sich plötzlich zwei Klappen beiseite. Dahinter wurden zwei riesige schwarze Lautsprecher zu sehen.
  Rod runzelte dir Stirn. Was sollte das? Wollte der Diktator jetzt ein Konzert geben? Der Diktator reagierte nicht. Plötzlich verwandelte sich sein Lächeln in ein wahnsinniges Grinsen. Blitzschnell hieb er mit dem Daumen auf einen anderen Knopf auf dem Plastikgegenstand, der offensichtlich eine Fernbedienung war.
  Der Knopfdruck hatte zur Folge, dass ein Ton abgespielt werden sollte. Es war ein ziemlich einfacher Ton. Es war nur ein kurzes Ziehen an einer Gitarrensaite. Eigentlich ein ziemlich einfaches Geräusch und normalerweise auch nicht gefährlich. Allerdings hatte der Diktator die Lautsprecher etwas hoch aufgedreht. Sehr hoch, um genau zu sein. Sie spielten den einfachen Ton der Gitarrensaite wirklich sehr laut. So laut, dass die Schallwelle Rod einfach von den Füßen riss und ihn zehn Meter nach hinten warf. Mit einem sehr unangenehmen Platschen wurde er von einer Wand aufgehalten. Auch Breyder wurde nach hinten geworfen. Da er aber näher an der Wand war als Rod, hörte sein Flug etwas früher auf:
    „Aua.“
    „So, mein lieber Emdoy, bist du nun bereit, mein Schüler zu werden?“
    „Nein! Und ich heiße nicht Emdoy, sondern Rodney McCoy! Kapier das endlich, du dämlicher alter Windbeutel!“
  Das Gesicht des Diktators verlor nun jegliche Freundlichkeit, es wich einer Maske aus Wut und Zorn.
    „Dann wirst du jetzt sterben!“
  Wieder betätigte der Diktator den kleinen Knopf. Und wieder. Und noch einmal. Ständig wurde Rod an die Wand geschleudert. Auch Breyder knallte immer wieder gegen die Wand. Höhnisch lachte der Diktator.
  Seine Lacherei wurde jedoch plötzlich unterbrochen, denn ein fürchterliches Zittern ging durch den gesamten Würfel. Erschrocken fuhr der Diktator zusammen:
    „Was war denn das?“
  Es folgte eine kurze Pause, dann donnerte es entfernt an einem anderen Ort des Kubus’.
    „Klang wie ein Einschlag von Torpedos,“ stöhnte Breyder.

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