Nostra culpa, Chico!

Short Story zum Thema Eigene Welt

von  tastifix

. Lieber Chico!

Irgendwie weiss ich gar nicht, wie ich anfangen soll. Mir ist das ja soo peinlich! Ich schäme mich, denn ich habe den Katzenknigge auf mehr als frevlerische Weise ignoriert.
Wieso denn das...? Tja, da muss ich etwas weiter ausholen.

Ich freute mich doch schon seit Tagen auf den heutigen Nachmittag. Endlich lernte ich einen der besten Freunde meines nunmehr himmlischen Hundetrios kennen. Natürlich auch dessen Frauchen, das(!) allerdings nur so ganz nebenbei.

Ich flitzte durch die Geschäfte und überlegte fieberhaft, womit ich Euch eine kleine Freude machen könnte.

Frauchens Geschenk war kein großes Problem. Sie hat Dich ja so lieb: Da musste einfach ein süßes Katzenbuch her. Was konnte ich denn dafür, dass ich "leider" zwei davon entdeckte und prompt nicht widerstand. Weil ich Euch Katzen nämlich auch so lieb habe.

Dann war die Frage:
"Worüber freut sich Chico wohl am meisten? Über ein Leckerchen oder über ein Spielzeug?"
Ich entschied mich fürs Leckerchen. Es wurde eine große Dose Whiskas.

Deinem Frauchen hing ich noch ein kleines Briefchen ans Geschenk. Etwas Ähnliches hatte ich auch für Dich vorgesehen. Aber da das Richtige zu finden, war weitaus schwieriger als die kleine Karte für Deine Mama auszuwählen.

Während ich noch in den Regalen herum stöberte, fuhr mir plötzlich der einzig treffende Gedanke durch den Kopf: Ja, das war es, nichts anderes!

Worüber freut sich jede Katze und natürlich auch jeder Kater? Genau: Über eine Maus!

Die musste ich allerdings erst einmal finden. Über eines war ich mir im Klaren: Eine lebendige Ausgabe würde es nicht, so leid mir das tat. Chico, bitte verzeih, aber ich mag nicht nur Katzen gerne, sondern auch Mäuse. Und da ich die auch gerne mag, allerdings ein bisschen anders gerne als Du, setzte ich solch ein Knopfaugengeschöpf niemals Deinem mörderischen Spieltrieb aus. Ich bitte nochmals um Verständnis deswegen, aber das brächte ich einfach nicht fertig.

So suchte ich und suchte und fand denn letztendlich eine Postkarte. Auf dem Bild sass ein entzückendes Mäuschen mitten in einem Schweizer Käse und machte verständlicherweise einen ausgesprochen fröhlichen Eindruck. Der Schweizer Käse hatte zwar auch vorher schon Löcher gehabt, aber nicht so viele. Ganz eindeutig hatte Mäuschen per wahrlich entzückender Mausezahnknabberei dazu beigetragen.

Ich sah dieses Bild und wusste sofort, dass ich am Ziel meiner Wünsche war. Diese Maus hätte die längste Zeit ihres papierenen Lebens im Kartenständer zugebracht. Für die nächsten zwei Tage baumelte sie mit einem Kringelband geschmückt an der Whiskasdose. Es schien ihr zu gefallen. Sie guckte fast spitzbübisch munter aus wahrlich luftiger Höhe auf mich herab. Aus luftiger Höhe, denn schließlich war sie nur eine kleine Maus.

Alles war nett eingepackt und ich fuhr los. Von Düsseldorf mit der S-Bahn nach Dormagen, von dort aus weiter mit dem Bus nach Dormagen-Gohr, wo Du zuhause bist.

Ich freute mich, Dein Frauchen endlich zu sehen. Du selbst warst anscheinend wieder mit einem Kriminalfall beschäftigt, diesmal jedoch ohne Deine Katzenclique. Wahrscheinlich wolltest Du die Lage erst einmal abchecken, um danach in Ruhe alle notigen Trappser zu planen.

Deine vierpfotigen Kameraden hatten ihre "Mamas" vorbeigeschickt. Dein Herrchen kam kurz vorbei und begrüsste uns "brav". Nur kurz, denn er musste genau wie Du auch arbeiten. Du, der ist richtig nett.

Frauchen war also während Deiner Abwesenheit nicht allein. Wir waren ja bei ihr. Mach`Dir keine Sorgen, Chico, wir haben sie abgelenkt. Sie hat ganz oft gelacht.

Chico, Dein Revier ist toll! Ganz viele Bäume zum Draufklettern (und Runterfallen!!) und sogar ein Riesenplanschbecken zum Unfreiwillig-Reinfallen! Dein Frauchen hat uns erzählt, dass Du es doch tatsächlich liebst, gewaschen zu werden. Da mache ich mir so meine Gedanken: War einer Deiner Vorfahren vielleicht ein Waschbär?

Also, die Stunden ohne Dich verbrachten wir sehr gemütlich auf Eurer schönen Terrasse. Nicht sauer sein, Chico: Mit Dir wären sie natürlich noch viel gemütlicher gewesen! Dein Frauchen hat uns sehr verwöhnt. Sie hatte ganz viele Menschenleckerchen für uns vorbereitet. Hmm!!

So vergingen die Stunden. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, Dich zu sehen. Doch die Sorge um Dein Frauchen (und um Dein Fresschen!) trieben Dich zurück in Deinen Garten.

Dann passierte etwas Schreckliches:
Du sahst da ganz viele Zweibeiner auf Deiner(!) Terrasse sitzen, die Dein(!!) Frauchen, dass doch Dir gehört (und etwas Deinem Herrchen!) ganz für sich in Anspruch nahmen.

Höchst empört ignoriertest Du uns, dachtest nicht im Entferntesten daran, uns ´mal höflich zu umschnurren. Stattdessen kralltest Du Dich mit aller Gewalt bei Deinem Frauchen fest und reagiertest richtig beleidigt, als wir Dich streicheln wollten.

Für ein paar Sekunden zwischendurch aber wurdest Du (aus Versehen) wieder zum Schmusekater und riebst doch tatsächlich Deinen Kopf an einem Menschenbein. Hast Du vielleicht gespürt, wie sehr sich jene Katzenmama darüber gefreut hat?

Danach allerdings kehrtest Du uns konsequent den Rücken zu, würdigtest uns keines Blickes mehr und warst weg. Wir hatten uns aufs Gröbste gegen den "guten Katzen-Benimm" vergangen. Das konntest Du nicht einfach dulden. Deine Erfahrung sagte Dir:
"Denen kann ich am besten eins auswischen, wenn ich sie mit Nichtbeachtung strafe!"

Ja, so wohlgesetzt waren Deine Worte. Schliesslich bist Du ein ungewöhnlich intelligenter Kater.

Chico, das war grausam von Dir! Ich hätte soo gerne mit Dir geschmust. Schweren Herzens fuhr ich zurück nach Düsseldorf. Schaade!!

Ich kann nur sagen. "Nostra culpa!"
Bitte, bitte verzeih`mir und uns!!

Mato-Quinny-Feechen-Frauchen Gaby

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