Der Canal du Midi -eine Traumreise! (1.Teil)

Beschreibung zum Thema Reisen

von  tastifix

Wir haben uns für Hausbootferien auf dem Canal du Midi in Südfrankreich entschieden. Die Bootsvermietung macht die unterschiedlichsten Routenvorschläge. Man hat die Wahl zwischen ein- bzw. mehrwöchigen Hin-/Rückfahrten oder auch Einwegfahrten. Da wir eine Kurzreise von einer Woche geplant haben, entscheiden wir uns für die Einwegfahrt mit Lattes als Übernahme- und Argens Minervois als Zielhafen.

Ende Mai ist es soweit. Uns steht eine lange Autofahrt von ca. 1ooo km bevor. Am Freitag in der Früh starten wir, bewältigen die längere erste Etappe, übernachten in einem der Autobahnhotels und fahren dann am Samstag den Rest der Strecke gen Süden.

Das Wetter meint es gut mit uns. Blauer Himmel und Sonnenschein. Es herrscht mäßiger Verkehr. Staus bleiben uns gottlob erspart. So genießen wir den Anblick vorüber fliegender Städte und kleinerer Ortschaften verstreut inmitten von Wiesen und Feldern, eingebettet in weite Ebenen und auch engere Täler, die sanfte Höhen umschließen. 

Je südlicher wir kommen, umso mehr glaube ich mich in einer anderen Welt. Das eher strenge Äußere der Häuser des Nordens weicht zunehmend dem verträumteren mediterranen Baustil. All die weit in der Landschaft verstreuten, kleinen, zueinander verwinkelt gebauten Land- und Gutshäuser mit ihren ocker gefärbten Dächern und den weißen Mauern strahlen südländischen Charme aus, der mich tief im Herzen berührt. Eingerahmt von exotischen Blumen mit riesigen Blüten in leuchtenden Farben und wunderschönen Fächerpalmen wirken sie auf mich wie Puppenhäuser. Ein solches Haus mein Eigen zu nennen, würde mir gefallen.

Auch die Felder wandeln sich. Wo vor ein paar Stunden noch die verschiedensten Getreidesorten wuchsen, bestaune ich nun kleine, größere und weite Weinfelder, die sich bis zum Horizont hinzuziehen scheinen.   

Gegen Mittag erreichen wir Lattes, eine kleine Ortschaft mit ca. 14.000 Einwohnern. Dort übernehmen wir am frühen Nachmittag das Schiff, eine Penichette,  Sie ist etwa neun Meter lang. Ich bin überrascht, welcher Komfort uns erwartet: Mittig erhaben das Führerhaus, vorne eine vollständige geräumige Küche mit entsprechender Sitzecke, hinten ein Minibad mit der durch einen Vorhang abgetrennten Dusche, eine kleine Diele mit einem dritten Bett und ein richtiges kleines Schlafzimmer mit viel Stauraum für Kleidung und alle anderen Reiseutensilien. Für zwei Personen wie uns mehr als ausreichend Platz. Hier fühle ich mich wohl.
Nachdem wir alles Schriftliche an der Basis erledigt und unser Gepäck verstaut haben, legen wir ab. Frei, endlich frei für eine ganze Woche!

Die Vorfreude lässt unsere Herzen klopfen. Es wird eine ausgesprochen romantische Fahrt werden.
Wir verlassen den Hafen; passieren die alte Festungsstadt Aigues-Mortes, dann den Ort Grau-du-Roi und biegen in den Canal du Rhone a Sète. Uns empfangen 27 Kilometer ohne Schleusen mit Blick in eine der reizvollsten Gegenden Frankreichs, die Camargue.

Über diesem berühmten, riesigen Sumpfgebiet mit all seinen Lagunen liegt eine beinahe mystische Stimmung, die mich sofort in ihren Bann zieht. Meine Augen gleiten fasziniert über kleine Baumgruppen und weite Ebenen, die von schmalen und auch breiteren Rinnsalen durchzogen werden. Dort, wo sich all die kleinen Bäche vereinen, haben sich oft größere Wasserstellen gebildet, die dann Mini- Seen nicht unähnlich sind. Überall entdecke ich rings um diese Seen kürzere und auch langgestreckte Landzungen. Wie zerrissen liegt die wilde Landschaft da vor mir. Sie beherbergt eine üppige Tierwelt. Sofort erinnere ich mich der grazilen Flamingos und vor allem der berühmten Camargue-Pferde. Ach wäre das schön, sie einmal in dieser ihrer Heimat zu erleben. Damit wäre für mich die Vorstellung einer wahren Märchenwelt erfüllt. Ich vergäße die Umwelt, den Alltag und überließe mich der Faszination des Exotischen. 

Forschend gleiten meine Augen über diese geheimnisvolle grüne Gegend, immer auf der Suche nach dem verräterischen Weiß der Pferderücken.
Ich habe Glück. Mein Blick braucht nicht länger in die Ferne zu schweifen. Da, direkt am Kanalufer, grast doch tatsächlich eines dieser Tiere und blickt neugierig zu uns herüber. Ich wundere mich: Einen besonders wilden Eindruck macht es aber wirklich nicht! Ich bin deswegen sogar ein wenig enttäuscht. Wie ich später nachlese, leben die Pferde zwar die meiste Zeit des Jahres halbwild in der ganzen Camargue verstreut, werden aber doch von den Menschen zum Kuhtrieb eingesetzt. Sie sind demnach handzahm, lassen sich streicheln und mit Leckereien verwöhnen.
Die Flamingos jedoch halten sich leider vor meinem neugierigen Blick versteckt.

Abgesehen von der mannigfaltigen Tierwelt begeistern die Besucher dieses Landstriches selbstverständlich auch die berühmten üppigen, erdigen Weine, die auf den weiten Weinfeldern auf beiden Seiten des Canals heranreifen, Bei herrlichstem Wetter gleiten wir durch das stille, silbrig glitzernde Wasser, vorbei an Canon, Palavas bis hin nach Frontignan.

Von Frontignan aus nehmen wir über dem Etang de Thau Kurs auf Sète, eine zwischen dem Mittelmeer und dem Etang eingeschlossene Halbinsel. Der Etang ist ein riesiger Binnensee, der den Canal du Rhône a Sète mit der Rhône verbindet. Zwischen Barlaruc-Le-Vieux und die Onglous erreicht dieser Seeweg seine Höchstlänge von sage und schreibe 19 Kilometern. Hätte ich nicht in der Ferne die Halbinsel vor Augen, bildete ich mir nur zu gerne ein, direkt auf dem Mittelmeer mit dessen scheinbar grenzenloser Freiheit zu sein.

Wir gleiten langsam durch das in der Sonne glitzernde Nass, sanfte Wellen streicheln die Bootswand, eine leichte Brise gönnt uns Erfrischung. Allerdings Birgt dieser Seeweg auch Gefahren. Das sehr verschieden tiefe Gewässer ist nur auf seiner Nordhälfte schiffbar. Der südliche Teil des Sees hat viele Untiefen. Dort ist das Rsiko zu groß, mit den Booten auf Grund zu laufen.

Ginge es nach mir, dürfte die Fahrt ewig dauern. Es sind nur wenige Boote unterwegs. Ab und zu kommt uns eines entgegen oder überholt uns. Es ist Sitte, sich von Boot zu Boot durch ein Winken mit der Hand freundlich zu grüßen. Schließlich hat man ein großes gemeinsames Hobby: Die Liebe zum Wasser und zur Schifffahrt verbindet uns.


Weiter und weiter tuckert unser kleines Schiff, immer zielstrebig auf die Halbinsel zu. Die Überfahrt dauert ungefähr drei Stunden. Danach müssen wir die Illusion, die Freiheit des Meeres gekostet zu haben, aufgeben, werden aber dafür mehr als entschädigt. Unser Blick fällt auf schöne; saubere Badestrände.

Sète vorgelagert, empfangen uns die ausgedehnten Austern- und Muschelzuchtanlagen. Das ist für uns ein sehr exotischer Anblick. Der Etang du Thau mit seinen Fischerdörfern Bonzigues, Meze und der Stadt Marseillan ist zudem bekannt für seine gewaltige Schellfischproduktion, etwa 20.000 t/Jahr. Abgesehen vom Schellfisch werden dort noch Brassen, Seewölfe und Aale sowie Seeigel und wilde Muscheln gefangen.

Bonzigues gilt als Wiege der Austern- und Muschelzucht. Das Dorf besitzt ein Museum, das diesem Thema und den hiesigen Fischfangtechniken gewidmet ist. Ein zweites, thematisch völlig anders ausgerichtetes Museum zeigt Uniformen und Feuerwehrausrüstungen.

Meze ist ein kleiner Fischerhafen, der im Sommer zahlreiche Gäste anzieht. In Le Mourre Blanc kann der Gast ein Pfahldorf zu besichtigen und sich die  Austern- bzw. Muschelzucht erklären lassen. In Éco-Site, einem Zentrum für Lagunenforschung, werden erstmalig in Europa Tropenfische aufgezogen.
 
Wir setzen unsere Fahrt fort. Schon von weitem sehen wir den grünen Leuchtturm des Hafens von Marseillan, der uns den direkten Weg  in den Innenhafen weist. Nicht weit vom Hafen entfernt entdecken wir die Weinkeller des Noilly Prat, eines sehr würzigen Weines. Wer Interesse daran hat, kann sich durch die Weinkeller führen lassen.
Wir...haben nicht und schwimmen weiter.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (27.11.19)
In seiner einfachen, deskriptiven Art nicht schlecht, aber hier und da zu verklärend. Hier und da auch kleine Schlampigkeitsfehler, aber nichts allzu gravierendes.
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